NewsMeToo-Bewegung feiert Strafe für Ex-Produzent Weinstein
dpa
12.3.2020 - 17:04
Harvey Weinstein ist zu 23 Jahren Haft verurteilt worden: Freude und Erleichterung auf der einen Seite, Unverständnis auf der anderen. Die MeToo-Bewegung jubelt, der Ex-Filmmogul ist «verwirrt», und die juristischen Kämpfe sind wohl noch lange nicht vorbei.
Die MeToo-Bewegung hat das harte Urteil für den früheren Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein (67) wegen Sexualverbrechen mit Freude und Erleichterung aufgenommen.
«Ich glaub', ich werd' verrückt», kommentierte die Gründerin der Bewegung, Tarana Burke, per Twitter, nachdem Weinstein am Mittwoch (Ortszeit) zu 23 Jahren Haft verurteilt worden war.
Für den gesundheitlich angeschlagenen Weinstein könnte das Strafmass bedeuten, dass er den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen muss. Nach der Verkündung des Strafmasses wurde der Ex-Filmmogul erneut in ein Krankenhaus eingeliefert, berichteten US-Medien am Donnerstag. Er habe Schmerzen in der Brust gehabt, hiess es von seinem Team. Wann und in welchem Gefängnis Weinstein seine Haftstrafe antreten kann, war zunächst noch unklar.
Zudem hatte die Staatsanwaltschaft in Los Angeles noch am Mittwoch angekündigt, Schritte für die Auslieferung Weinsteins nach Kalifornien eingeleitet zu haben. Dort droht ihm ein weiterer Prozess wegen Sexualverbrechen. Ein Termin für sein Erscheinen vor Gericht an der US-Westküste stand zunächst aber noch nicht fest.
Im Prozess in New York verkündete Richter James Burke am Mittwoch das Strafmass von 23 Jahren – rund zwei Wochen nachdem eine Jury Weinstein wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung schuldig gesprochen hatte. Die Höchststrafe wären 29 Jahre Haft gewesen. «Auch wenn das eine erste Verurteilung ist, ist es nicht das erste Vergehen», sagte Burke zur Begründung. «Vor mir liegen Beweise für andere Vorfälle von sexuellen Übergriffen von einer Reihe von Frauen, und das sind alles legitime Erwägungen für die Strafe.»
Weinstein wurde in einem Rollstuhl in das Gericht in New York geschoben und wandte sich US-Medienberichten zufolge zum ersten Mal seit Beginn des Prozesses selbst an den Richter: «Ich fühle grosse Reue gegenüber euch allen. Ich fühle grosse Reue gegenüber allen Frauen. Ich fühle wirklich Reue für diese Situation. Ich fühle es tief in meinem Herzen. Ich versuche es wirklich, ich versuche wirklich, ein besserer Mensch zu sein.» Die Vorwürfe hätten ihn «verwirrt».
Die beiden Frauen, auf deren Vorwürfen der Prozess beruhte, legten unter Tränen noch einmal ihre Sicht der Dinge dar. «Er hat mein Vertrauen missbraucht und meinen Körper und mein persönliches Recht, sexuelle Avancen abzulehnen», sagte die frühere Produktionsassistentin Mimi Haleyi.
Der New Yorker Bezirksstaatsanwalt Cyrus Vance bedankte sich nach der Verkündung des Strafmasses bei dem Gericht «für eine Strafe, die eine Warnung an alle Sexualstraftäter und gewalttätigen Partner in allen Bereichen der Gesellschaft» sei. Weinsteins Chef-Verteidigerin Donna Rotunno bezeichnete die Strafe dagegen als «obszön» und «lächerlich». Sie hatte bereits zuvor angekündigt, in Revision gehen zu wollen.
Die Schauspielerin Mira Sorvino, die Weinstein ebenfalls sexuelle Übergriffe vorwirft, kommentierte per Twitter, sie habe «Tränen des Staunens und des Dankes» geweint. Das Justizsystem habe diesmal für alle Opfer gearbeitet. Auch Schauspielerin Kristin Davis schrieb, sie weine «Tränen der Erleichterung». Schauspielerin Padma Lakshmi kommentierte, sie sei dankbar für alle, «die ihre Erfahrungen in den Händen dieses Monsters geschildert haben». «Geschichte wurde geschrieben», kommentierte Schauspielerin Kristin Booth.
Der Investigativ-Journalist Ronan Farrow, der die Vorwürfe gegen Weinstein mit aufgedeckt hatte, schrieb: «Heute wurde die Macht der Menschen gezeigt, die laut werden aus einer deutlich geringeren Machtposition heraus und mit grossem persönlichen Risiko.»
Eine Jury hatte Weinstein Ende Februar wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung für schuldig befunden. Nicht schuldig sei er aber in den beiden schwersten Anklagepunkten des «raubtierhaften sexuellen Angriffs» sowie eines noch schwereren Vorwurfs bezüglich Vergewaltigung. In dem aufsehenerregenden Prozess ging es vor allem um zwei Vorwürfe: Weinstein soll 2006 die Produktionsassistentin Haleyi zum Oralsex gezwungen und die heutige Friseurin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben.
Nach dem Schuldspruch war der gesundheitlich angeschlagene Weinstein zunächst in ein Krankenhaus gekommen und dann in das Gefängnis Rikers Island in der Millionenmetropole New York. Nun soll er in einem Gefängnis im Bundesstaat New York untergebracht werden. Nachdem sich der wegen Sexualverbrechen angeklagte Unternehmer Jeffrey Epstein vergangenes Jahr in einem Gefängnis in Manhattan das Leben genommen hatte, dürften die Sicherheitsmassnahmen im Fall Weinstein besonders im Fokus stehen.
Mehr als 80 Frauen werfen Weinstein sexuelle Übergriffe vor. Die Anschuldigungen gegen den Hollywood-Produzenten, im Herbst 2017 von der «New York Times» und dem Magazin «New Yorker» veröffentlicht, waren der Anfang der MeToo-Bewegung. Überall auf der Welt erkannten viele Frauen und auch einige Männer ihre eigenen Geschichten in denen der mutmasslichen Weinstein-Opfer wieder – sie begannen, diese Geschichten unter dem Schlagwort «Me too» («Ich auch») zu sammeln.
20-Milliarden-Franken-Projekt: Saudis bauen 176 U-Bahn-Kilometer – in 10 Jahren
Spezielle Waggons für Frauen und Luxusfeeling: Seit Anfang Dezember hat die saudische Hauptstadt Riad eine U-Bahn. Vom Spatenstich 2014 bis zur Eröffnung vergingen gerade einmal 10 Jahre. Nicht der einzige Superlativ.
13.12.2024
So gross wie ein SUV: Nasa präsentiert neuen Mars-Multikopter
Im Januar crashte der Erkundungs-Multikopter der Nasa beim Anflug auf die Marsoberfläche. Nun zeigt die Weltraumbehörde das Nachfolgemodell: Es könnte die Zukunft der Erforschung des Mars darstellen.
13.12.2024
Halsbrecherisch im Lauterbrunnental: Franzose segelt auf Karton 400 Meter in den Abgrund
Der französische Extremsportler Antony Newton ersetzt den Wingsuit durch ein Stück Karton. So stürzt er sich im Lauterbrunnental in die Tiefe und erntet dafür Kritik.
12.12.2024
20-Milliarden-Franken-Projekt: Saudis bauen 176 U-Bahn-Kilometer – in 10 Jahren
So gross wie ein SUV: Nasa präsentiert neuen Mars-Multikopter
Halsbrecherisch im Lauterbrunnental: Franzose segelt auf Karton 400 Meter in den Abgrund