Opferzahlen in Indonesien steigen Mindestens 162 Tote und Hunderte Verletzte bei Erdbeben 

dpa

21.11.2022 - 18:55

Dutzende Tote nach schwerem Erdbeben in Indonesien

Dutzende Tote nach schwerem Erdbeben in Indonesien

Bei einem schweren Erdbeben auf der indonesischen Hauptinsel Java sind am Montag nach Behördenangaben mehrere Dutzend Menschen ums Leben gekommen. An genauere Informationen zu kommen ist schwierig, weil das Beben die Verbindung zu betroffenen Gebieten unterbrochen hat, wie ein Beamter der Regierung aus Cianjur am Montag erklärt: «Es gibt immer noch ein Gebiet, das nicht evakuiert wurde. Und das ist Mangun. Denn die Strasse ist durch einen Erdrutsch komplett blockiert. Sodass das Gebiet noch nicht evakuiert werden kann.» Ein Regierungsvertreter sprach laut Berichten lokaler Medien von Dutzenden Todesopfern. Das vollständige Ausmass der Schäden bleibt allerdings auch nach Angaben der Nationalen Katastrophenschutzbehörde unklar. Es seien jedoch mehrere Häuser und ein Internat beschädigt worden. Eine Tsunami-Warnung wurde nicht herausgegeben. Das Landbeben hatte nach Angaben der indonesischen Behörden eine Stärke von 5,6. Das Epizentrum lag in der Stadt Cianjur in einer Tiefe von rund zehn Kilometern. Der Erdstoss war selbst in der 75 Kilometer entfernten Hauptstadt Jakarta noch zu spüren. Binnen zwei Stunden wurden 25 Nachbeben gemessen. In Indonesien kommt es regelmässig zu Erdbeben. Der Inselstaat liegt am pazifischen Feuerring, einer seismisch hochaktiven Zone mit zahlreichen Vulkanen, in der verschiedene Platten der Erdkruste aufeinandertreffen.

21.11.2022

In der Hauptstadt Jakarta flüchten Büroangestellte aus schwankenden Hochhäusern ins Freie. Besonders betroffen ist aber die Region Cianjur im Westen Javas.

Ein starkes Erdbeben in Indonesien hat mindestens 162 Menschen das Leben gekostet. Hunderte weitere seien verletzt worden, sagte der Gouverneur von West Java, Ridwan Kamil, am Montag. Bei den meisten Toten handle es sich um Kinder. Viele hätten nach Ende des regulären Schulbetriebs noch Islamunterricht gehabt.

Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS ereignete sich das Beben der Stärke 5,6 in einer relativ geringen Tiefe von zehn Kilometern. Das bedeutet, dass die Energie der Erdstösse kaum gemindert an die Erdoberfläche gelangt und grosse Schäden anrichten kann. Zu spüren war das Beben auch im Grossraum der Hauptstadt Jakarta. Einwohner flohen aus beschädigten Gebäuden, manche mit Blut und Staub verschmiert, andere mit Kindern auf dem Arm. Die Häuser von mehr als 13’000 Menschen waren so schwer beschädigt, dass sie in Notquartieren untergebracht werden mussten.

Retter suchen unter den Trümmern nach Überlebenden

Die Ladeninhaberin Dewi Risma sagte, sie habe Kundschaft bedient, als die Erde zu beben begann. Sie sei zum Ausgang gerannt und habe drei Erdstösse gespürt. «Die Autos auf der Strasse haben angehalten, weil das Beben so stark war», sagte sie. Der erste Erdstoss sei der stärkste gewesen und habe zehn Sekunden gedauert. «Das Dach des Geschäfts neben dem Laden, in dem ich arbeite, ist eingestürzt», sagte sie.

Menschen, die bei dem Erdbeben in Indonesien verletzt wurden, werden auf einem Krankenhausparkplatz   medizinisch behandelt. 
Menschen, die bei dem Erdbeben in Indonesien verletzt wurden, werden auf einem Krankenhausparkplatz medizinisch behandelt. 
Bild: Firman Taqur/AP/dpa

Rettungskräfte behandelten Verletzte vor grossen Krankenhäusern auf Terrassen und Parkplätzen, legten Infusionen und machten Wiederbelebungsversuche. Retter und Zivilisten suchten nach möglicherweise unter den Trümmern eingeschlossenen Menschen. In dem Dorf Cijedil sassen laut Katastrophenschutzbehörde 25 Menschen unter den Trümmern fest.

Rund um die Stadt Cianjur, die etwa 175’000 Einwohner hat, gab es auch mehrere Erdrutsche, wodurch Strassen blockiert waren. Dutzende Gebäude wurden den Angaben zufolge beschädigt, darunter auch ein islamisches Internat und ein Krankenhaus. Gouverneur Kamil sagte, die Behörden sammelten immer noch Informationen über Schäden.

Mindestens 25 Nachbeben

«Das Erdbeben hat sich so stark angefühlt», sagte die Angestellte Vidi Primadhania. Sie sei mit ihren Kollegen über die Feuertreppe aus dem Büro im neunten Stock geflüchtet. Andere Menschen suchten unter Schreibtischen Schutz. Die indonesische Behörde für Geophysik berichtete von mindestens 25 Nachbeben.

Rettungskräfte suchen nach Überlebenden in den Ruinen von Häusern, die durch das Erdbeben beschädigt wurden. 
Rettungskräfte suchen nach Überlebenden in den Ruinen von Häusern, die durch das Erdbeben beschädigt wurden. 
Bild: Rangga Firmansyah/AP/dpa

Indonesien mit seinen mehr als 270 Millionen Einwohnern liegt am sogenannten Pazifischen Feuerring, auf dem es wegen tektonischer Verschiebungen häufig zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen kommt. Dass ein Erdbeben in Jakarta zu spüren ist, ist aber eher selten.

Im Februar kamen bei einem Erdbeben der Stärke 6,2 in West-Sumatra 25 Menschen ums Leben. Im Januar 2021 wurden mehr als 100 Menschen getötet, als ein ebenso starkes Erdbeben die Provinz West-Sulawesi erschütterte. Durch ein gewaltiges Beben in Indischen Ozean mit nachfolgendem Tsunami kamen im Jahr 2004 fast 230’000 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen in Indonesien.