Thailändische Polizei ermittelt CNN macht unerlaubt Aufnahmen nach Kita-Attacke

SDA/amo

9.10.2022 - 14:25

Nach dem Blutbad an einer Kindertagesstätte in Thailand hat die Polizei zur Berichterstattung des Senders CNN Ermittlungen aufgenommen. Zwei Mitarbeiter sollen unerlaubt Aufnahmen am Tatort gemacht haben.

DPA, SDA/amo

In Thailand ermittelt die Polizei gegen den Sender CNN. Nach der Attacke auf eine Kindertagesstätte am Donnerstag soll sich eine Crew des Sender unerlaubt Zutritt zum Tatort verschafft haben. Ein thailändischer Reporter hatte in sozialen Medien ein Foto gepostet, das zwei Mitglieder der Crew beim Verlassen des Orts zeigt: Eines klettert gerade über den niedrigen Zaun um das Gelände, das zweite befindet sich bereits ausserhalb, vor dem Flatterband der Polizei.

Danaichok Boonsom, Leiter der Ortsverwaltung, sagte am Sonntag, er habe seinen Bericht über unerlaubtes Betreten von Regierungseigentum eingereicht, die Polizei habe Ermittlungen aufgenommen.

CNN rechtfertigt sich

CNN International twitterte, die Crew habe das Gelände betreten, nachdem die Polizeiabsperrung entfernt worden sei. Der Crew sei von drei Mitarbeitern des Gesundheitsdienstes, die das Gebäude verliessen, gesagt worden, dass sie im Inneren filmen könne. Das Team habe etwa 15 Minuten lang Aufnahmen gemacht und sei dann wieder gegangen, twitterte CNN. In der Zwischenzeit sei die Absperrung wieder errichtet worden, deshalb habe das Team über den Zaun klettern müssen.

Der Tweet war eine Reaktion auf Kritik des Clubs der Auslandskorrespondenten in Thailand. Er hatte sich kritisch über die Berichterstattung von CNN und die Entscheidung, den Tatort von innen zu filmen, geäussert. «Das war unprofessionell und ein ernster Verstoss gegen journalistische Ethik bei der Berichterstattung über Verbrechen», erklärte der FCCT. Der thailändische Journalistenverband bezeichnete das Vorgehen von CNN als unethisch und unsensibel.

Team hatte Erlaubnis von unbefugter Person

Der Vizepräsident und Geschäftsführer von CNN International, Mike McCarthy, bekräftigte später in einer Erklärung, das Team habe die Erlaubnis eingeholt, das Gelände betreten zu dürfen. Dem Team sei aber inzwischen klar geworden, «dass diese Beamte nicht befugt waren, diese Genehmigung zu erteilen». Sie hätten niemals beabsichtigt gehabt, gegen Regeln zu verstossen. CNN strahle den Bericht nicht mehr aus und habe das Video von seiner Website entfernt, hiess es in der von CNN auf Twitter verbreiteten Erklärung McCarthys. CNN bedauere den Vorfall zutiefst.

Der stellvertretende nationale Polizeichef Surachate Hakparn erklärte, die beiden Journalisten seien mit Touristenvisa nach Thailand eingereist, die ihnen nun entzogen worden seien. Sie seien in Abschiebegewahrsam genommen worden. Später sagte er, ersten Ermittlungen zufolge sei die Crew offenbar in die Kita hineingewunken worden und habe geglaubt, sie habe eine Erlaubnis zum Betreten des Geländes. Möglicherweise erhielten die beiden daher nur eine Geldstrafe wegen unerlaubter Arbeit mit einem Touristenvisum, sagte Surachate.

Die Kindertagesstätte in Thailand, in der am Donnerstag 36 Menschen bei einer Attacke getötet worden sind.
Die Kindertagesstätte in Thailand, in der am Donnerstag 36 Menschen bei einer Attacke getötet worden sind.
Keystone

36 Tote nach Attacke in Kindertagesstätte

Ein wegen Drogenvergehen gefeuerter Polizist hatte am Donnerstag in der Kita das opferreichste Schusswaffenmassaker in der Geschichte des Landes angerichtet. Nach Polizeiangaben kamen 36 Menschen ums Leben, darunter 24 Kinder. Die Tat löste im Land Entsetzen aus. Zu Trauerfeierlichkeiten in Uthai Sawan wurde am Sonntagabend auch der thailändische Ministerpräsident Prayuth Chan-ocha erwartet.