«Wir hatten vier Hitzewellen» Rekordsommer hat die Balkanstaaten ausgedörrt

Von Jovana Gec, AP

9.9.2024 - 23:24

Verwelkte Sonnenblumen auf einem Feld in der Nähe der Stadt Becej, Serbien.
Verwelkte Sonnenblumen auf einem Feld in der Nähe der Stadt Becej, Serbien.
Bild: AP/dpa

Heisse Sommermonate gehören zum Balkan. Doch in diesem Jahr haben Hitzewellen und Dürre die Region massiv belastet. Es ist der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen.

Von Jovana Gec, AP

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  • Hitzewellen und Dürre haben den Balkan in diesem Jahr massiv belastet.
  • Die Region im Südosten Europas ist an heisse Monate gewohnt, doch in diesem Jahr sprengte der Sommer alle bisherigen Rekorde.
  • Flüsse in Bosnien und Serbien sind ausgetrocknet, Waldbrände haben in Kroatien, Nordmazedonien und Albanien gewütet, Ackerland ist ausgedörrt, Ernten sind verloren.

Jelena Popovic liebt den Sommer: die Sonne, das Licht und auch die Wärme. Normalerweise. Aber dieses Jahr war es einfach zu viel. «Dieser Sommer war zu heiss», sagt die Belgraderin und spricht damit vielen Menschen auf dem Balkan aus der Seele. «Man konnte nicht in der Stadt spazieren gehen», sagt Popovic. Nur Schwimmen sei erträglich gewesen. «Es war wie ein tropischer Sommer, als ob wir in Afrika und nicht in Europa leben würden.»

In weiten Teilen des Balkans war es ähnlich. Die Region im Südosten Europas ist an heisse Monate gewohnt, doch in diesem Jahr sprengte der Sommer mit wiederholten Hitzewellen und einem fast völlig trockenen Juli und August alle bisherigen Rekorde.

Luftmasse aus Westafrika

Der Sommer 2024 auf dem Balkan war der heisseste seit Beginn der Messungen vor mehr als 130 Jahren. Lange Perioden mit Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius, die über Nacht nicht unter 20 Grad fielen, trieben die Durchschnittstemperaturen laut den Meteorologen auf neue Höchstwerte. Auch insgesamt meldete der EU-Klimadienst Copernicus in der vergangenen Woche, dass die Sommermonate Juni, Juli und August im globalen Durchschnitt so warm waren wie nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Südosteuropa sei in diesem Sommer unter einer subtropisch warmen Luftmasse aus Westafrika und dem Mittelmeerraum gefangen gewesen, sagt Goran Pejanovic vom serbischen Hydrometeorologischen Dienst. «Wir hatten vier Hitzewellen», erklärt er. «Die stärkste im Juli dauerte vom 5. bis 21. Juli, fast drei Wochen lang ohne einen Tropfen Regen.» Insgesamt sei der Sommer in Serbien 3,3 Grad wärmer gewesen als im Durchschnitt.

«Normalerweise bedeutet der Sommer einen Wechsel von heissen Tagen mit hohen Temperaturen und dann eine Pause nach fünf bis sechs Tagen mit Regen und Gewittern», bekräftigt der serbische Meteorologe Nedeljko Todorovic. «Das war aber nur im Juni der Fall. Praktisch den ganzen Juli und August über gab es keinen Regen, während die hohen Temperaturen anhielten.»

«Alle Rekorde wurden gebrochen»

Auch der Sommer in Slowenien verlief ohne die sonst üblichen kühleren Perioden, heisst es in einem Bericht der slowenischen Umweltbehörde. Höchsttemperaturen seien nicht nur im Flachland, sondern auch im Gebirge gemessen worden. Anfang September hätten die Werte im ganzen Land bei mehr als 30 Grad Celsius gelegen.

«Alle Rekorde wurden gebrochen», lautet auch das Resümee aus Bosnien-Herzegowina mit Blick auf die Anzahl der als sehr warm eingestuften Tage und Nächte. In einigen Gebieten seien es dreimal so viele wie im Vorjahr gewesen, sagt Bakir Krajinovic vom Hydrometeorologischen Institut des Landes. Das benachbarte Kroatien meldete Rekordtemperaturen an der Adria. Meteorologen in Montenegro berichteten von nächtlichen Werten bis zu 29 Grad in einigen Städten.

Quer durch die Region sind die Folgen spürbar: Flüsse in Bosnien und Serbien sind ausgetrocknet, Waldbrände haben in Kroatien, Nordmazedonien und Albanien gewütet, Ackerland ist ausgedörrt, Ernten sind verloren.

Waldbrände in Nordmazedonien

Allein Nordmazedonien hat in den vergangenen drei Monaten rund 2000 Waldbrände verzeichnet, dreimal mehr als 2023. Zehntausende Hektar Wald wurden ein Raub der Flammen. Und es sei noch nicht vorbei, warnt der Katastrophenschutzbeauftragte Stojanche Angelov. «Wenn es nicht bald regnet, werden wir bis November Waldbrände haben.»

In Dutzenden Ortschaften in Serbien traf die Dürre massiv die Trinkwasserversorgung. Soldaten transportierten Wassertanks in die Berge im Südwesten des Landes, um durstiges Vieh und Pferde zu versorgen. Im Norden trocknete der Salzsee Rusanda vollständig aus, dessen Schlamm für medizinische Zwecke genutzt wird. Der See wurde zu einer grauen mondähnlichen Fläche. «Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Aber noch nie so wie dieses Jahr», sagt Jovica Mudric vom dortigen Gesundheitszentrum, «Ich weiss, jeder mag den Sommer, aber wir könnten etwas Regen gebrauchen.»