Coronavirus - Schweiz 280 Covid-19-Erkrankte in der Schweiz auf Intensivstation

Philipp Fischer

29.3.2020

Noch sind die Intensivstationen in der Schweiz nicht voll ausgelastet. (Symbolbild)
Noch sind die Intensivstationen in der Schweiz nicht voll ausgelastet. (Symbolbild)
Bild: Keystone/Laurent Gillieron

In der Schweiz sind bis Samstag 13’213 Fälle von Covid-19-Erkrankungen registriert worden. Das sind 1'052 mehr als am Vortag — derzeit müssen 280 Personen in der Schweiz künstlich beatmet werden.

«Das ist für die Schweiz enorm viel», sagte Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Samstag vor den Bundeshausmedien in Bern. Allerdings sei keine Intensivpflegestation voll ausgelastet, es könnten noch mehr Erkrankte künstlich beatmet werden. Er hoffe aber sehr, dass sich die Bevölkerung weiterhin diszipliniert verhalte.

Ob die Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus wirken, ist offen. Eine Erfolgsmeldung gibt es doch. «Die schlimmsten Prognosen, die wir von ein paar Wochen gemacht haben, sind nicht eingetreten», sagte Koch.

Weiter liess sich der Experte des Bundes nicht in die Karten blicken. «Es ist noch etwas zu früh für eine Schlussfolgerung», sagte Koch. Dafür lägen noch nicht genügend Zahlen vor. Das habe eine Studie von Epidemiologen bestätigt.

13'213 Infizierte in der Schweiz

In der Schweiz sind mittlerweile 13’213 Fälle von Covid-19-Erkrankungen registriert, 1052 mehr als am Vortag. Betroffen sind alle Kantone der Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein, wo bis am Samstag nach Angaben der Regierung in Vaduz 61 Personen positiv auf das Coronavirus getestet wurden.

Bisher verstarben in der Schweiz 235 Personen im Zusammenhang mit Covid-19. Grundlage sind die Zahlen, die das BAG bis zum Samstagmorgen von Ärzten und Labors erhalten hat.

Daher können die Daten von den Fallzahlen abweichen, die in den Kantonen kommuniziert werden, schreibt das BAG. Gemäss den von der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bis am Mittag aus den Kantonen bezogenen Zahlen sind bisher 252 Menschen gestorben.

1'400 Schweizer zurückholen

Die in Peru gestrandeten Schweizerinnen und Schweizer sollen Anfang nächste Woche in die Schweiz zurückgeflogen werden. Derzeit sind zwei Konvois mit Bussen unterwegs, um sie in die Hauptstadt Lima zu bringen.

Ein Konvoi geht nach Cusco, ein zweiter nach Arequipa, wie Johannes Matyassy, Direktor der Konsularischen Direktion im Aussendepartement EDA, sagte. «Wir machen alles, um sie herauszuholen.» Der Rückflug in die Schweiz sei bereits genehmigt. Laut Matyassy hat Bundesrat Ignazio Cassis zu dem Zweck mit Perus Aussenminister telefoniert.

28 Schweizerinnen und Schweizer, die auf einem vom Coronavirus heimgesuchten deutschen Kreuzfahrtschiff in Fremantle, Australien, festsassen, werden bis Dienstag repatriiert.

Bisher wurden im Rahmen der grössten Rückholaktion der Geschichte 1'400 Schweizerinnen und Schweizer zurückgeholt.

757'000 Voranmeldungen für Kurzarbeit

Das Problem der in Deutschland und Frankreich blockierten Lieferungen von Schutzmaterial ist laut Wirtschaftsstaatssekretärin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch grösstenteils gelöst. Sorge bereiten ihr dafür die weltweit fehlenden Transportkapazitäten.

Die Staatssekretärin äusserte sich auch zu den Voranmeldungen für Kurzarbeit. Bis Freitagabend seien 757'000 Gesuche von 59'000 Betrieben eingereicht worden. Das entspreche rund 15 Prozent aller Erwerbstätigen in der Schweiz. Die Arbeitsämter registrierten derweil 13'500 neu angemeldete Arbeitslose.

Viele Betriebe machten von den Notkrediten des Bundes Gebrauch: Bis Freitagabend seien rund 16'000 Kreditvereinbarungen abgeschlossen worden, sagte Ineichen-Fleisch. Sie sprach von einem «sehr grossen Ansturm».

Maurer schliesst Zusatzkredit nicht aus

Finanzminister Ueli Maurer ist überzeugt, dass die kleinen und mittleren Unternehmen von den Hilfsmassnahmen des Bundes profitieren können. Sollte die Krise in zwei bis drei Monaten nicht ausgestanden sein, sei aber klar, dass es mehr Mittel brauche.

Die 20 Milliarden Franken Garantie des Bundes seien eine Schätzung für die sofortigen Bedürfnisse der Wirtschaft gewesen. «Jetzt werden wir sehen, ob das aufgeht», sagte Maurer in der Sendung «Samstagsrundschau» von Radio SRF.

Es gehe vor allem darum, Arbeitsplätze zu erhalten. Dafür brauche es ein Gleichgewicht zwischen der Wirtschaft und den Banken. Es könne in einer solchen Krise aber nicht die Lösung sein, einfach Steuergelder zu verteilen.

3'000 Armeeangehörige im Dienst

Rund 3'000 Armeeangehörige bleiben mindestens bis zum 30. Juni im Dienst. Das sagte Brigadier Raynald Droz am Samstag vor den Bundeshausmedien.

Betroffen sind vier Spitalbataillone, acht Sanitätskompanien und zahlreiche Durchdiener von Sanitätsformationen, die im Kampf gegen das Coronavirus die zivilen Behörden unterstützen. Noch nicht entschieden sei, wie lange die Rekruten im Einsatz blieben, die derzeit eine Sanitäts-RS absolvierten.

Droz äusserte sich auch zur Befürchtung von Armeeangehörigen, sich im Einsatz mit dem Coronavirus anzustecken. Es seien sehr klare Anordnungen erteilt worden bezüglich Hygiene und Abstandsvorschriften.

27'000 Einreiseverbote am Zoll

Die Situation an der Schweizer Grenze ist laut Christian Bock, Direktor Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV), ruhig. Die meisten hätten sich an das neue Regime gewöhnt. «Es gibt aber Wermutstropfen: Einige Personen haben den Ernst der Lage immer noch nicht begriffen.»

Es sei derzeit «nicht die Zeit für Einkaufs- und Tanktourismus» in grenznahen Ausland, stellte Bock klar. Bisher wurde 27'000 Personen die Einreise verweigert, das sei innert einer Woche eine Zunahme von 11'000 Fällen. In 250 Fällen seien Bussen in Höhe von 100 bis 300 Franken verteilt worden.

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