Weitere Details werden bekannt 75-Jährige stiehlt CHF 900'000 aus der Kasse ihres Langlauf-Vereins

smi

18.11.2023

Das Langlauf-Zentrum Gantrisch hat in den letzten Jahren viel Vermögen angehäuft. Dieses hat die langjährige Geschäftsführerin nun abgezweigt (Symbolbild). 
Das Langlauf-Zentrum Gantrisch hat in den letzten Jahren viel Vermögen angehäuft. Dieses hat die langjährige Geschäftsführerin nun abgezweigt (Symbolbild). 
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Die 75-jährige Geschäftsführerin des Langlauf-Vereins Gantrisch BE hat  900'000 Franken vom Vereinskonto abgezweigt. Dann ist sie verschwunden. Der Verein hat die langjährige Mitarbeiterin angezeigt. 

smi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die langjährige Geschäftsführerin des Vereins Langlauf-Zentrum Gantrisch hat offenbar 900'000 Franken abgezweigt. 
  • Der Verein Langlauf-Zentrum Gantrisch hat die 75-jährige ehemalige Geschäftsführerin angezeigt, die Polizei ermittelt.
  • Als die Unterschlagungen aufgeflogen sind, ist die Verdächtige verschwunden. Die Polizei weiss aber gemäss dem Vereinspräsidenten, wo sie sich aufhält.

Viele Breitensport-Vereine müssen mit wenig Geld auskommen. Das Langlauf-Zentrum Gantrisch im Kanton Bern gehörte nicht dazu – zumindest bis die eigene Geschäftsführerin die Club-Kasse um 900'000 Franken erleichterte. 

75 Jahre alt ist die langjährige Mitarbeiterin, die der Verein nun angezeigt hat, schreibt der «Blick». Die Konto-Bewegungen zeigen laut Vereinspräsident Christoph Wüthrich, wie sie gezielt und mit Bedacht vorgegangen ist: «Zuerst Tranchen von 20'000 und 80'000 Franken, dann im Januar 2023 den grossen Betrag von 400'000 Franken.»

Im Sommer 2022 habe sie angefangen, Geld abzuzweigen. Nach der letzten Überweisung ist sie offenbar noch über ein halbes Jahr an ihrem Wohnort geblieben. Im August 2023 dann ist sie verschwunden. Schlüssel und Handy blieben in iher Wohnung liegen. Als ob sie alles hinter sich lassen wollte. 

400'000 Franken überweisen mit Einzelunterschrift

Ihre Befugnisse und die Gepflogenheiten des Vereins nutzte sie offenbar geschickt aus. Auch Zahlungen in grosser Höhe konnte sie mit Einzelunterschrift auslösen. Der Verein habe sein Vermögen auf drei Konten gehabt. Die Geschäftsführerin bediente sich so, dass alle Kosten gedeckt waren. Langlauflehrer*innen und Pistenfahrzeugfahrer*innen erhielten ihren Lohn. Es fielen keine Schulden an. 

Hinzu kommt: Die Buchhaltung des Vereins wird nur einmal im Jahr überprüft – vor der Revision für den Jahresbericht. Die Revisoren sind selber Vereinsmitglieder, kannten ihre Kollegin seit Jahren und vertrauten ihr. Als die Prüfer im August 2023 das Loch in der Kasse bemerkten, war es zu spät. Der Verein Langlaufzentrum Gantrisch hat die Geschäftsführerin daraufhin angezeigt. 

Christoph Wüthrich, Präsident des Vereins seit 28 Jahren, räumt ein, dass das Einzelzeichnungsrecht für die Geschäftsführerin hätte aufgehoben werden müssen, als der Verein in den letzten Jahren im Zug des Langlauf-Booms immer mehr Vermögen anhäufte. 

Polizei soll wissen, wo die Verdächtige ist

Ein Buchprüfungs-Experte erklärt der «Berner Zeitung», die Einzelunterschrift für gewisse Personen sei in vielen Vereinen gängig. Man kenne sich und vertraue sich. Das werde aber immer wieder einzelnen Clubs zum Verhängnis.

Immerhin, die Behörden wissen offenbar, wo sich die mutmasslich kriminelle 75-Jährige aufhält. Das sagt zumindest der Vereinspräsident dem «Blick». Ihre Familie habe sich bei ihm für die Taten ihrer Verwandten entschuldigt.

Der Verein, der das Langlaufzentrum Gantrisch auf dem Berner Gurnigelpass betreibt, hat offenbar auch in der Zeit der Unterschlagungen genug Einnahmen erzielt, um nicht in einen Engpass zu geraten. Sie müssten ihre Preise nicht erhöhen, verspricht Wüthrich. Ausserdem hofft er weiterhin, dass die Justiz wenigstens einen Teil des Geldes aufspürt und dem Langlaufzentrum zurückgibt.