Wallis Abtei St-Maurice nimmt Stellung zu Missbrauchsvorwürfen

SDA, red.

23.11.2023

Die Abtei von Saint-Maurice im Wallis sieht sich mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert: Der Interimsabt soll sich Berichten zufolge an einem Novizen vergangen haben. Nun erklären sich die Verantwortlichen vor den Medien.

SDA, red.

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  • Der Interimsabt der Abtei Saint-Maurice im Wallis ist in einem Bericht des Westschweizer Fernsehens RTS des sexuellen Missbrauchs bezichtigt worden.
  • Kantonspolizei und Staatsanwaltschaft ermitteln.
  • Der Rektor des Kollegiums der Abtei trat am Donnerstag vorläufig von seinem Posten zurück, während die Untersuchungen andauern. Dies, obschon er nicht persönlich beschuldigt wird.
  • Am Donnerstagnachmittag bezogen die Verantwortlichen der Abtei vor den Medien Stellung zu den Vorwürfen.
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  • 15.55 Uhr

    Schlusspunkt

    Die Ausführungen des Kanonisten sind beendet. Wir schliessen damit die Live-Berichterstattung der Medienkonferenz ab. Vielen Dank für das Interesse. 

  • 15.47 Uhr

    Zusammenarbeit mit den Behörden

    Salina betont im Verlauf der Medienkonferenz einmal mehr, dass die Abtei mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeite. Bezüglich einiger Vorwürfe macht er zugleich klar, dass ihm persönlich keine Verfehlungen bekannt seine. Dabei geht es etwa um von der Tageszeitung «Le Temps» publik gemachte Vorwürfe, wonach ein Ordensmann «fotografische Aktivitäten» vorgenommen habe.

  • 15.44 Uhr

    Beschuldigter Interims-Abt weist Vorwürfe zurück

    Was den belasteten Interimsleiter der Abtei angeht, verliest er eine Erklärung des Beschuldigten. Dieser beteuere, dass keine unerwünschte Handlung begangen worden seien: «Ich wurde nie angeklagt, belastet oder mit Beschwerden in Verbindung gebracht», auch sei «kein kinderpornografisches Material gefunden» worden.

    Der Interims-Abt steht im Verdacht, Anfang der 2000er-Jahre einen Novizen missbraucht zu haben. 

  • 15.25 Uhr

    Kirche habe weggeschaut

    Er verstehe «die Abscheu, die viele Menschen empfinden», sagt Antoine Salina mit Blick auf die Missbrauchsvorwüfe weiter. «Zu lange haben wir uns in der Kirche mit halben Sachen zufriedengegeben. Wir haben ein Auge zugedrückt, wir wollten einen Skandal vermeiden.»

  • 15.16 Uhr

    Studie hat Öffentlichkeit aufgerüttelt

    Die Studie der Universität Zürich zum Missbrauch in der katholischen Kirche habe die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert und es sei wichtig, dass die Vorwürfe nun aufgearbeitet würden.

  • 15.13 Uhr

    Licht ins Dunkel bringen

    Es sei nun wichtig, dass Licht ins Dunkel komme und sämtliche Vorwürfe aufgeklärt würden. Die Abtei kooperiere mit den Strafverfolgungsbehörden.

  • 15.11 Uhr

    Salina entschuldigt sich im Namen der Abtei

    Zurück zur Medienkonferenz: Antoine Salina entschuldigt sich im Namen der Abtei bei allen Opfern, und bei allen Personen, die für die Abtei arbeiten, und auch bei den Walliser Behörden. Er entschuldigt sich ferner bei allen Freunden und Unterstützern, das sei eine sehr schwere Prüfung.

  • 15.08 Uhr

    Rektor lässt sein Amt ruhen

    Mittlerweile ist eine Mitteilung erschienen, die das Wichtigste der Medienkonferenz bereits vorwegnimmt: Der Rektor des Kollegiums der Abtei St-Maurice tritt als Folge der Missbrauchsvorwürfe vorläufig von seinem Posten zurück.

    Obwohl der Rektor in den kürzlich veröffentlichten Berichten nicht selber beschuldigt werde, habe er beschlossen, für die Dauer der Untersuchungen der Walliser Justiz von seinem Amt zurückzutreten, teilte das Walliser Bildungsdepartement mit. Der Rektor habe diese Entscheidung im Interesse der Schule getroffen, damit sie ihre Bildungsaufgaben mit grösstmöglicher Gelassenheit fortsetzen könne.

    Der Interims-Abt, ein Lehrer des Kollegiums, war Anfang der Woche vom Unterricht suspendiert worden. Er wurde selber beschuldigt.

  • 15.05 Uhr

    Weitere Vorab-Informationen

    Jetzt stellt sich Kanonist Antoine Salina erst einmal kurz selber vor, der selber während vieler Jahre Internatsleiter war. 

  • 15.01 Uhr

    Die Medienmitteilung beginnt

    Als Erstes wird der genaue Ablauf der Medienkonferenz erklärt. 

Die Ausgangslage

Die Studie zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche hat auch ein Nachspiel im Wallis. Die Staatsanwaltschaft und Kantonspolizei ermitteln wegen mutmasslicher Missbrauchsfälle in der Abtei von St. Maurice.

Am Mittwoch und Donnerstag waren der Generalstaatsanwalt und Polizeiinspektoren für eine Voruntersuchung in der Abtei. Auf freiwilliger Basis gewährte der Archivar ihnen Zugang zu den Archiven, wie die Walliser Kantonspolizei mitteilte. Weiter sei ein Kanoniker angehört worden.

An einer Medienkonferenz ab 15 Uhr wollen die Abtei-Verantwortlichen am Donnerstag zum Thema informieren.

Nach der Veröffentlichung der Studie zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche hatte die Walliser Staatsanwaltschaft Mitte September angekündigt, mögliche Strafverfahren im Wallis zu untersuchen, die nicht verjährt oder bereits behandelt worden sind. Bis Ende Februar 2024 soll ein Bericht zu den Untersuchungen vorliegen.

Missbrauchsvorwürfe gegen neun Priester

Die Abtei St. Maurice sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert: Laut einem Bericht des Westschweizer Fernsehens RTS wird der Interimsabt des sexuellen Missbrauchs bezichtigt. Laut RTS soll er einen Novizen missbraucht haben. Der Griechisch- und Lateinlehrer am Gymnasium wird «bis zur Klärung der Fakten» keinen Unterricht mehr erteilen.

«Wir nehmen diese Enthüllungen ernst und empfinden Empathie für die Opfer», sagte der Vorsteher der Walliser Dienststelle für Unterrichtswesen, Jean-Philippe Lonfat, am Montag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Soweit er wisse, seien die dem Kirchenmann vorgeworfenen Taten nicht mit dem Kollegium verbunden, sagte Lonfat weiter. 

Die Abtei Saint-Maurice im Wallis steht im Zentrum von Missbrauchsvorwürfen. (Archivbild)
Die Abtei Saint-Maurice im Wallis steht im Zentrum von Missbrauchsvorwürfen. (Archivbild)
Keystone

Der Entscheid, den Mann vom Unterricht zu suspendieren, sei den Lehrern und Schülern am Montagmorgen mitgeteilt worden. Das Gymnasium-Kollegium von Saint-Maurice ist seit der Unterzeichnung einer Vereinbarung zwischen dem Staat und der Abtei im September 2021 in öffentlicher Hand.

«Wir werden rasch die möglichen Auswirkungen der Enthüllungen von RTS auf die 2021 zwischen dem Staat und der Abtei unterzeichnete Vereinbarung analysieren, die die Beziehungen zwischen den beiden Institutionen regelt», erklärte Lonfat weiter.

Vorwürfe gegen neun Priester

Laut einem am Sonntagabend veröffentlichten Bericht der Sendung «Mise au Point» des Westschweizer Fernsehens RTS sollen insgesamt neun Priester in Fälle von sexuellem Missbrauch innerhalb der Abtei verwickelt sein. Die meisten dieser Fälle ereigneten sich in den Jahren 1995 bis 2005.

Die Journalist*innen von RTS stützten sich auf Gerichtsdokumente sowie auf Zeugenaussagen von Opfern und Interviews mit ehemaligen Angestellten der Institution.

Abtei steht im Fokus des Sonderermittlers aus Chur

Früher bestand der Grossteil des Lehrerpersonals des Kollegiums aus Geistlichen. Heute gibt es von den 100 Lehrern, die an der Schule arbeiten, nur noch drei unterrichtende Kanoniker. Unter ihnen sind der derzeitige Rektor und der beschuldigte Interimsabt.

Der Mann übernahm die Leitung der Abtei Saint-Maurice im September, nachdem Abt Jean Scarcella in den Ausstand getreten war. Scarcella wird in der Missbrauchsaffäre der Kirche angeschuldigt. Gegen ihn ermittelt der apostolische Sonderermittler Joseph Bonnemain. Die Abtei Saint-Maurice untersteht nicht der Diözese Sitten, sondern direkt dem Vatikan.

In einer Stellungnahme erklärte die Abtei Saint-Maurice, dass sie ‹voll und ganz mit den juristischen und kirchlichen Behörden zusammenarbeite›. Von den neun in der RTS-Sendung genannten Fällen sei derzeit nur ein Fall hängig, drei seien in den letzten 20 Jahren entschieden worden, und fünf Chorherren seien seit mehr als 15 Jahren verstorben, teilte die Abtei mit.