Zürich abgelöst Abwasseranalyse zeigt: St. Gallen ist Schweizer Kokain-Hauptstadt

tgab

12.6.2020

In keiner Schweizer Stadt koksen mehr Menschen als in St. Gallen. Der leichte Zugang und die gute Qualität könnte Gründe dafür sein.
In keiner Schweizer Stadt koksen mehr Menschen als in St. Gallen. Der leichte Zugang und die gute Qualität könnte Gründe dafür sein.
Bild: Keystone

In St. Gallen ist der Kokain-Konsum schweizweit am höchsten. Laut Kantonspolizei ist die Droge relativ leicht erhältlich. Daran hat anscheinend auch der Lockdown nichts geändert.

Die Auswertung einer Analyse der Abwasserdaten zeigte verhältnismässig grosse Mengen an Koksrückständen in St. Gallen, Genf, Zürich und Bern. Die Ergebnisse bewiesen: St. Gallen hat Zürich mittlerweile sogar als Koks-Hochburg abgelöst. Das bestätigen Zahlen der Kantonspolizei. Sie ermittelte in den Jahren 2018 und 2019 gegen zwei Drogendealerringe mit insgesamt 58 Beteiligten.

Die Zahl der Konsumenten sei seit Längerem hoch, berichtet Regine Rust, Geschäftsleiterin der Stiftung Suchthilfe St. Gallen, laut dem St. Galler Tagblatt. Rund 20 Prozent der Menschen, welche die Suchtstelle aufsuchten hätten Probleme mit Kokain. Der Anteil sei im letzten Jahr um rund 7 Prozent gestiegen. Ein möglicher Grund: «Hier hat sich die Substanz etabliert, und zwar durch alle Gesellschaftsschichten hindurch», sagt Rust.



Dazu passt, dass es nur wenige Schwerstabhängige gebe. Die meisten Kokain-Konsumenten seien unauffällig, häufig Leistungsträger, die gut im Alltag funktionierten. «Sie nehmen phasenweise oder nur gelegentlich Kokain», so Rust.

Bessere Qualität direkt nach der Grenze

Ein anderer Grund könnte die Nähe St. Gallens zur Grenze sein. Die Droge werde direkt in Umlauf gebracht und behalte daher ein hohes Mass an Reinheit, berichtet das «St. Galler Tagblatt». Laut Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St. Gallen, sei Kokain in St. Gallen meistens von guter Qualität.

Nach Einschätzung von Regine Rust von der Stiftung Suchthilfe St. Gallen hat der Lockdown den Kokainkonsum nicht sonderlich beeinträchtigt. «Die Wege und Kontakte sind sehr stabil.»

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