Datenleck Affäre um reichste Frau Afrikas: Verbindungen auch in die Schweiz

AFP/tsha

20.1.2020

Isabel Dos Santos soll ihrem Heimatland Angola Hunderte Millionen Dollar vorenthalten haben (Archivbild).
Isabel Dos Santos soll ihrem Heimatland Angola Hunderte Millionen Dollar vorenthalten haben (Archivbild).
Bild: Keystone

Die wohl reichste Frau Afrikas hat Hunderte Millionen Dollar aus ihrer Heimat Angola geschleust. Recherchen zeigen, dass Spuren auch in die Schweiz führen.

Die angolanische Unternehmerin Isabel dos Santos, die mutmasslich reichste Frau Afrikas, hat Berichten zufolge «systematisch» von Vetternwirtschaft und Vorteilsnahme profitiert und so ihren wirtschaftlichen Aufstieg vorangetrieben. Dabei führen mehrere Spuren auch in die Schweiz.

Dos Santos habe Hunderte Millionen Dollar auf Konten in Steuerparadiesen geschleust, heisst es in einer Auswertung tausender Dokumente durch das Internationale Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ) – sie wurde am Sonntag veröffentlicht.

In ihrem Heimatland Angola hatten Ermittler im Dezember die Konten der 46-Jährigen beschlagnahmt. Dos Santos ist die Tochter des ehemaligen angolanischen Präsidenten José Eduardo dos Santos, der das ölreiche Land von 1979 bis 2017 regierte. Sie bestreitet alle Vorwürfe und spricht von einer politischen Kampagne gegen ihre Familie.

«Staatsgeld verbrannt»

An den Recherchen beteiligt war auch der «Tages-Anzeiger». Die Zeitung berichtet von einer heiklen Verbindung von Dos Santos in die Schweiz. Demnach habe die Schweizer Uhren- und Schmuckfirma De Grisogono im November 2017 zu einem rauschenden Fest in die Nähe von Cannes geladen – finanziert zu grossen Teilen aus der angolanischen Staatskasse.

Bereits als De Grisogono 2011 vor dem Konkurs stand, habe Staatsgeld aus Angola geholfen: Das Unternehmen sei je zur Hälfte von der staatlichen angolanischen Diamantenfirma Sodiam und dem Schwiegersohn des damaligen Präsidenten, Sindika Dokolo, übernommen worden. Gerechnet habe sich das Geschäft nicht.

«De Grisogono hat Angolas Staatsgeld verbrannt, verschleudert für glamouröse Luxus-Partys und verspekuliert in ambitionierten, aber völlig unwirtschaftlichen Expansionsplänen», so der «Tages-Anzeiger». Bedenklich sind die Vorgänge auch, weil Angola trotz vieler Bodenschätze eines der ärmstene Länder der Welt ist. So lebt jeder vierte Bewohner des Landes in Armut.

Auch ein dubioses Erdölgeschäft, das in den «Luanda Leaks» genannten Recherchen des ICIJ erwähnt wird, führt in die Schweiz.

Wie es heisst, habe ein Zuger Anwalt und damaliger CVP-Lokalpolitiker, der in dem Artikel des «Tages-Anzeiger» nicht namentlich genannt wird, eine der wertvollsten Holdings im Imperium von Dos Santos betreut. Diese Holding sei für den Schwiegersohn des Staatspräsidenten gegründet worden und an der staatlichen angolanischen Ölgesellschaft Sonangol beteiligt gewesen. Der Mann aus Zug, der sein Verwaltungsratspräsidium bei der besagten Holding vor wenigen Tagen niederegelegt hat, habe so jährlich rund 100'000 Franken verdient.

«Ich hatte nie Anhaltspunkte, die mich an der Legitimität der Geschäfte hätten zweifeln lassen», so der Zuger gegenüber dem «Tages-Anzeiger».

Hunderte Firmengründungen

Die internationalen Recherchen stehen in keinem direkten Zusammenhang mit den Ermittlungen der angolanischen Justiz gegen Dos Santos. Allerdings gebe es Überschneidungen, berichteten NDR, WDR und «Süddeutsche Zeitung», die zum ICIJ gehören.

Dos Santos, ihr Ehemann Sindika Dokolo und weitere Vertraute haben den Unterlagen zufolge in den vergangenen Jahren mehr als 400 Firmen in 41 Jurisdiktionen gegründet, fast hundert davon in Steueroasen wie Malta, Mauritius und Hongkong, wie NDR, WDR und «Süddeutsche» berichteten. Immer wieder hätten diese Firmen von öffentlichen Aufträgen in Angola, von Beratertätigkeiten und von Darlehen profitiert. 

Die Dokumente über Dos Santos' Geschäfte waren der afrikanischen Journalistengruppe PPLAAF zugespielt worden, die sie mit dem ICIJ teilte. Rund 120 Journalisten aus 20 Ländern werteten die Unterlagen gemeinsam aus und veröffentlichten die Erkenntnisse unter dem Schlagwort «Luanda Leaks», benannt nach der Hauptstadt Angolas.

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