Unterschätzte Gefahr Mehr tödliche Bergunfälle – worauf Wanderer achten müssen

tafu

21.9.2020

Viele Schweizer und ausländische Touristen zieht es in die Berge. Doch die Gefahren werden häufig unterschätzt.
Viele Schweizer und ausländische Touristen zieht es in die Berge. Doch die Gefahren werden häufig unterschätzt.
Bild: Keystone

Zum Wandern oder Bergsteigen ins Gebirge: Schweizerinnen und Schweizer geniessen das Vergnügen in der Natur. Doch die damit verbundenen Gefahren werden häufig unterschätzt.

Die Schweizer lieben ihre Höhen: Bergwandern und Bergsteigen ist nach wie vor eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Kein Wunder, locken doch 20’000 Kilometer Bergwanderwege – erst recht, wenn das Wetter stimmt. Doch was viele häufig vergessen: In den Bergen lauern auch Gefahren.

So verunglückte erst in der vergangenen Woche eine Dreierseilschaft bei einer Bergtour. Auf einem Schneefeld im Titlisgebiet war sie ins Rutschen gekommen und in eine Spalte zwischen Felsen und Gletscher gestürzt. Dabei verstarb ein Mann, zwei weitere wurden teils erheblich verletzt, teilte die Kantonspolizei Obwalden am Samstagmorgen mit.

Nur wenige Tage zuvor stürzte eine 30-jährige Deutsche im Berner Oberland 100 Meter in den Tod.



Verunglücken mehr Bergwanderer?

Die Frage ist, ob sich in letzter Zeit die Berggänger-Unfälle mit tödlichem Ausgang häufen. Das bestätigt die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) auf Anfrage von «Bluewin». «Im Verlauf der letzten Jahre hat die Anzahl tödlicher Unfälle beim Bergwandern tendenziell etwas zugenommen», erklärt Mediensprecher Marc Kipfer.

Dabei müsse man allerdings berücksichtigen, dass auch die Anzahl der Wandernden selbst gestiegen ist: 57 Prozent der Schweizer Bevölkerung gehen mindestens einmal jährlich auf einen Bergwanderweg. Die Zahl der tödlichen Unfälle beim Bergsteigen habe hingegen abgenommen. Grundsätzlich ist es nach Aussage Kipfers aber zu früh, eine Bilanz über das Unfallgeschehen 2020 zu ziehen.



Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass die Zahl der Todesopfer von Jahr zu Jahr stark schwanke. Entscheidend dafür seien vor allem meteorologische Faktoren: Regnet es mehr, wird weniger Bergsport betrieben.

Das spiegeln auch die Einsatzzahlen der Rega wider: So wurden beispielsweise zwischen 1. Mai und 29. Juli 2017, mit einem regenreichen Juli, 226 Einsätze geflogen, im selben Zeitraum 2018 gab es dagegen lange Schönwetterperioden, die Rega flog 318 Einsätze.

Fakt ist aber, so zeigen die von der BFU dokumentierten Vorfälle aus den Jahren 2010 bis 2019, im Durchschnitt kommen jährlich bis zu 52 Menschen beim Bergwandern zu Tode, beim Bergsteigen sind es 23.

Bergwanderer überschätzen sich

Viele Unfälle könnten vermieden werden. Wer seine Bergwanderung sorgfältig plant, nur mit passender Ausrüstung startet und um das richtige Verhalten in den Bergen weiss, verringert das Risiko eines Unfalls deutlich.

Ein Hauptgrund für Unfälle sei ausserdem die Selbstüberschätzung. Einem Teil der Bergwanderer und -wanderinnen fehle es an Trittsicherheit, Fitness und Schwindelfreiheit, «drei Eigenschaften, die man zwingend mitbringen muss», so Kipfer. Besonders, wenn auf Wegen mit weiss-rot-weisser Markierung gewandert werden soll. Die so gekennzeichneten Strecken sind überwiegend steil, schmal und teilweise exponiert.

Die Bedeutung der weiss-rot-weissen Signalisation ist nicht allen Bergwandernden bekannt.
Die Bedeutung der weiss-rot-weissen Signalisation ist nicht allen Bergwandernden bekannt.
Bild: Keystone

Dieses Wissen fehle allerdings vielen Menschen, die in den Bergen unterwegs sind. So zeigte eine aktuelle Umfrage der BFU, dass 30 Prozent der befragten Bergwanderinnen und Bergwanderer die Bedeutung der weiss-rot-weissen Signalisation nicht kennen. Ganze 37 Prozent waren sich nicht bewusst, dass auf Bergwanderwegen exponierte Stellen mit Absturzgefahr vorkommen.



Um zu testen, ob man wirklich fit für einen Bergwanderweg ist, hält die Website sicher-bergwandern.ch einen Online-Selbsttest bereit. Auf den Seiten der BFU finden sich ausserdem Hinweise für die richtige Planung einer Wanderung sowie für mehr Sicherheit in den Bergen.

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