Versorgungssicherheit Alpiq-Chef kritisiert die Schweizer Energiepolitik: Risiko von Blackout steigt

SDA

25.3.2019

Jens Alder, Verwaltungsratspräsident und Delegierter des Verwaltungsrats, spricht bei der Bilanzmedienkonferenz 2019 des Schweizer Energiekonzerns Alpiq am 4. März 2019.
Jens Alder, Verwaltungsratspräsident und Delegierter des Verwaltungsrats, spricht bei der Bilanzmedienkonferenz 2019 des Schweizer Energiekonzerns Alpiq am 4. März 2019.
Bild: Keystone/Alexandra Wey

Jens Alder kritisiert in einem Interview die Schweizer Energiepolitik. Die Versorgungssicherheit des Landes sei gefährdet, wenn kein Stromabkommen mit der EU zustande komme, warnt der Chef des Energiekonzerns Alpiq.

Import ohne gleichberechtigten Zugang zur europäischen Strombörse hält der Alpiq-Verwaltungsratspräsident und CEO für «hochriskant», wie er im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Montag sagte. «Wir fahren eine Importstrategie mit Ländern, die im Winter auch zu Nettoimporteuren werden. Das geht hinten und vorne nicht auf.»



Wenn man eine Importstrategie fahre, müsse dies in einem Staatsvertrag geregelt sein. Das Stromabkommen sei wegen des fehlenden Rahmenabkommens aber blockiert. «Die Versorgungssicherheit der Schweiz ist ohne Stromabkommen nicht mehr gewährleistet.» Wenn man die Regulierungen der umliegenden Länder sehe, dürfe mach sich keine Illusionen machen. «Wenn es knapp wird, werden zuerst die eigenen Konsumenten versorgt und erst dann Strom ins Ausland exportiert.»

«Das Risiko eines Blackouts ist klar gestiegen und wird in den kommenden Jahren weiter steigen», sagte Alder. Wenn Deutschland alle AKW abgestellt habe und anfange, aus der Kohle auszusteigen, würden grosse Kapazitäten wegfallen. Man könne sich gut vorstellen, dass es wie vor zwei Jahren einen kalten Winter gebe, dass in der Schweiz ein oder zwei AKW ausfielen und gleichzeitig auch in Frankreich mehrere stillstehen würden. «Für solche Konstellationen haben wir keine Lösung.»

Bau von Gaskraftwerken «uninteressant»

Als Schweizer Staatsbürger mache er sich Sorgen, sagte Alder. Als Chef der Alpiq mache ihm das aber weniger aus, denn Verknappung bedeute steigende Preise.

Am Bau von Gaskraftwerken als Kompensation für den Wegfall der Kernkraft hat Alpiq laut Alder derzeit kein Interesse. «Unter dem heutigen Regulierungsregime ist Stromproduktion in der Schweiz unternehmerisch uninteressant, auch Gaskraftwerke. Solche Abenteuer gehen wir nicht ein.»

Alder forderte die Landesregierung auf, bei der Liberalisierung des Energiemarktes vorwärts zu machen. «Der Bundesrat muss dafür sorgen, dass es sich in der Schweiz wieder lohnt, mit privatem Kapital in Produktionskapazität für Strom zu investieren.» Die volle Marktöffnung, die zurückgetretene CVP-Energieministerin Doris Leuthard im Herbst eingeleitet habe, sei ein wichtiges Element dazu. Der Bundesrat müsse sie vorantreiben.

Der frühere Swisscom-Präsident Jens Alder ist seit 2015 Verwaltungsratspräsident bei Alpiq. Anfang Jahr übernahm der Elektroingenieur zudem die operative Führung im Unternehmen. Alpiq produziert rund ein Fünftel des inländischen Stromverbrauchs.

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