Bundesräte Keller-Sutter und Parmelin werben für Angestellte aus der Ukraine
Anhand von drei positiven Beispielen wollten Wirtschaftsminister Guy Parmelin (SVP) und Justizministerin Karin Keller-Sutter (FDP) aufzeigen, wie Schweizer Unternehmen Flüchtlinge mit Schutzstatus S aus der Ukraine anstellen können.
16.06.2022
Bislang haben die Behörden rund 1'500 Arbeitsbewilligungen für Personen mit Schutzstatus S ausgestellt. Gleich zwei Bundesräte wollen dafür sorgen, dass sich diese Zahl erhöht.
Wie schwierig ist es für ukrainische Flüchtende, in der Schweiz eine Arbeitsstelle zu finden? Einfach ist es sicher nicht. Um Unternehmen zu motivieren, Personen mit dem Schutzstatus S eine Chance zu geben, traten gleich zwei Bundesräte in Bern vor die Medien. Justizministerin Karin Keller-Sutter (FDP) und Wirtschaftsminister Guy Parmelin (SVP) stellten Unternehmen vor – vom schwedischen Möbelkonzern bis zum Biobauer aus dem Aargau –, die zeigen, wie es geht.
War die Schweizer Wirtschaft bislang zu abweisend gegenüber den Flüchtenden aus der Ukraine? «Das kann man so nicht sagen. In den ersten Monaten nach Kriegsausbruch war es Priorität, die Menschen in Sicherheit zu bringen», sagt Parmelin zu blue News. Nun folge die zweite Etappe, bei der Bund und Kantone behilflich sein wollen.
Von den 57'000 Personen, die bislang den Schutzstatus S beantragt haben, sind lediglich rund 31'000 im erwerbsfähigen Alter, wie Justizministerin Karin Keller-Sutter sagt. Zudem sind über 80 Prozent der Schutzsuchenden Frauen, die oftmals mit der Kinderbetreuung ausgelastet sind.
Die Kantone stellten bislang 1'500 Arbeitsbewilligungen aus. Doch gehen die Behörden von einer höheren Zahl aus, da die Daten verzögert eintreffen. Über 300 Bewilligungen wurden für die Gastronomie, knapp 230 für Planung, Beratung und Informatik und rund 170 für die Landwirtschaft ausgestellt.
Zwölf Ukrainer*innen fanden Arbeit in Biogärtnerei
Wie Kinder und Beruf für Menschen aus der Ukraine vereinbar werden, zeigt ein Beispiel aus dem Aargau. Martin Häfliger von der Biogärtnerei Häfliger in Reitnau nahm zwölf Personen bei sich auf, wovon fünf Kinder sind. Eine ukrainische Grossmutter betreut diese, während die anderen dem Gärtner zur Hand gehen.
«Als wir vom Krieg erfuhren, war uns klar, dass wir helfen wollen. In unseren Personalhäusern haben wir sehr viel Platz», sagt er zu blue News. Häfliger ist mit einer Ukrainerin verheiratet, eine Sprachbarriere gab es daher nicht zu überwinden.
Doch auch Grossunternehmen packen an. In der Schweiz bietet Ikea ein sogenanntes «Refugee Internship» an. «Um Mütter zu unterstützen, steht dieses auch als Teilzeit-Modell zur Verfügung», sagt Balbina Lips Giovanoli vom Möbelhersteller. Das Programm wurde seit Ausbruch des Ukraine-Krieges verdoppelt und stellt nun über 40 Plätze zur Verfügung.
Offenheit sei das Wichtigste
Müsste der Bund bei der Kinderbetreuung nicht unter die Arme greifen? «Der Bund leistet in Sachen Kinderbetreuung seit Jahren Anschubfinanzierungen», sagt Keller-Sutter. Das Beispiel aus dem Kanton Aargau zeige, dass es kreative Lösungen gebe. «Der Bund tut schon viel, aber am Ende sind die Kantone und Gemeinden zuständig für die Kinderbetreuung», ergänzt Parmelin.
Was rät Häfliger Unternehmen, die helfen wollen, aber nicht wissen, wie? «Bei vielen Unternehmen fallen Arbeiten an, bei denen Deutschkenntnisse nicht das Wichtigste sind», sagt er. Lips Giovanoli betont, dass Offenheit sehr wichtig sei. «Zudem sollte man die Möglichkeiten und nicht die Hindernisse darin sehen.»
Einig sind sich alle darin, dass der Schweizer Arbeitsmarkt die Arbeitskräfte aus der Ukraine gut gebrauchen kann. «Als Arbeitgeber muss man ein wenig kreativ sein – denn die Nachfrage ist vorhanden», sagt Keller-Sutter.