Hilfe für Kantone und SpitälerArmee hält sich für dritten Corona-Einsatz bereit
su, sda
7.12.2021 - 16:58
Die Armee steht zur Stelle, um in den Spitälern und in den Kantonen bei Pflege, Transporten und Impfen zu helfen. In erster Linie sollen WK-Soldaten und Durchdiener der Sanitätstruppen zum Einsatz kommen.
su, sda
07.12.2021, 16:58
07.12.2021, 16:59
SDA, gbi
Zum dritten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie hat der Bundesrat einen Assistenzdienst der Armee beschlossen. Allerdings springt die Armee erst ein, wenn sämtliche zivilen Mittel ausgeschöpft sind, wie das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) am Dienstag mitteilte. Der Einsatz soll bis 31. März befristet sein. Weil er länger als drei Wochen dauert, muss er vom Parlament bewilligt werden.
Die Lage in den Spitälern gab den Ausschlag für den Entscheid, wie das VBS schrieb. Bereits im Frühjahr 2020 und im Herbst 2020 unterstützte die Armee die Kantone. Bis zu 2500 Armeeangehörige sollen dieses Mal eingesetzt werden können.
In erster Linie setzt die Armee auf WK-Soldaten und Durchdiener der Sanitätstruppen, aber auch auf Freiwillige. Brigadier Raynald Droz machte in Bern vor den Medien klar, dass eine Teilmobilmachung folgen werde, falls dies die Situation erfordere. Stimme das Parlament dem Einsatz zu, könne er noch diese Woche beginnen, so Droz.
23 Spitäler mit vollen Intensivplätzen
Im Moment haben 23 Spitäler in der Schweiz keine freien zertifizierten Intensivbetten mehr. Der Anteil der Covid-Patienten auf den Intensivstationen beträgt 39 Prozent, wie Andreas Stettbacher, Delegierter des Bundesrates für den Koordinierten Sanitätsdienst, ausführte. Bereits sei es wieder vermehrt zu Verlegungen gekommen. In den vergangenen Tagen seien es zwischen sechs und acht gewesen.
Werde die epidemiologische Entwicklung nicht schnell gebremst, werde das Auswirkungen auf alle Patientinnen und Patienten haben, stellte Urs Karrer, Chefarzt für Infektiologie am Kantonsspital Winterthur und Vizepräsident der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes, klar.
Im Spital behandelt werden müssten derzeit zwei Patientengruppen, sagte er. Es seien einerseits Ungeimpfte zwischen 40 und 70 Jahren, die trotz Risikofaktoren nicht geimpft seien. Anderseits seien es 70- bis 90-Jährige, die an vielen Begleitkrankheiten litten und die dritte Impfdosis noch nicht bekommen hätten.
«Es liegt auf der Hand, dass wir das mit Impfen und Boostern verhindern können, am besten noch vor Weihnachten», sagte Karrer. Zurzeit befänden sich 263 Menschen in den Intensivpflegestationen. Ohne rasche Trendumkehr bei den Fallzahlen könnte die Schwelle von 400 Intensivpatienten noch im Dezember überschritten werden.
Komme es so weit, finde implizite Triage statt, sagte Karrer. Daten aus dem vergangenen Jahr zeigten, dass in diesem Fall bei Covid-Patienten mit einer erhöhten Sterblichkeit zu rechnen sei.
«Tritt aufs Bremspedal»
«Die Entwicklung kann noch positiv beeinflusst werden», stellte er klar. In Deutschland und Österreich, Länder mit einem ähnlichen Immunisierungsgrad wie in der Schweiz, seien die Ansteckungen dank starker Massnahmen zur Kontaktreduktion zurückgegangen.
«Welche Massnahmen angemessen sind, ist eine Frage für Behörden und Politik.» In einer derartigen Lage sei das Tempo der Umsetzung massgebend, mahnte Karrer und forderte «einen Tritt aufs Bremspedal».
Rudolf Hauri, Zuger Kantonsarzt und Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, sprach mögliche Massnahmen an: breite Maskenpflicht drinnen und im Freien, 2G-Plus – Zugang also nur für Geimpfte und Genesene, die zusätzlich getestet sind, Kapazitätsbeschränkungen und Schliessungen.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) meldete am Dienstag 9571 neue Coronavirus-Ansteckungen. Gleichzeitig registrierte das BAG 28 neue Todesfälle und 125 neue Spitaleintritte. Die Reproduktionszahl R, die angibt, wie viele Personen eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt, lag am 26. November bei 1,20.
Winter-Kampagne des BAG
Einige Kantone beschlossen neue Massnahmen. In Neuenburg braucht es für Treffen ab zehn Personen ein Zertifikat. In der Waadt müssen ab zehnjährige Schüler im Unterricht Masken tragen, und in Freiburg gilt im Kantonsparlament ab 16. Dezember die Zertifikatspflicht. Basel-Landschaft verzichtet bei freiwilliger 2G-Regel in Clubs, Bars und Restaurants auf die Maskenpflicht und passt sich dem Bund an.
Das BAG startete zudem eine Winterkampagne mit den bekannten Piktogrammen, um die Menschen an die Hygiene- und Verhaltensregeln zu erinnern: Kontakte minimieren, Maske tragen, Abstand halten, regelmässig lüften, Hände waschen oder desinfizieren, bei Symptomen testen lassen und wenn möglich im Homeoffice arbeiten.