Noch vor 30 heiraten, zwei bis drei Kinder grossziehen und der Mann arbeitet Vollzeit: So sieht eine Mehrheit der sogenannten Digital Natives ihre Zukunft. Trotz Social Media und Co. scheint diese Generation ihren Wertekompass nicht neu ausgerichtet zu haben. Gerade in Familienfragen sind junge Erwachsene sehr traditionell, wie eine Umfrage zeigt.
Befragt wurden junge Frauen und Männer aus der Schweiz, die im Schnitt 19 Jahre alt sind und damit an der Schwelle von der Jugend zum Erwachsenenalter. Sie werden als Digital Natives ("digitale Ureinwohner") bezeichnet, weil technische Errungenschaften wie das Internet, Social Media oder Smartphones seit ihrer Kindheit zu ihrem Alltag gehören.
Konservatives Familienbild
Für die Mehrheit von ihnen sind traditionelle Familienmodelle nach wie vor erstrebenswert, wie die am Freitag veröffentlichte Auswertung der Jugendbefragung "ch-x" zeigt. Die meisten möchten heiraten. Sie betrachten die Heirat als etwas Romantisches und als Voraussetzung für die Gründung einer Familie. Das ideale Heiratsalter liegt aus ihrer Sicht zwischen 25 und 30 Jahren.
Drei Viertel haben bei der Befragung auch einen Kinderwunsch geäussert. Von diesen sieht die grosse Mehrheit den Mann in der Ernährerrolle, während sich die Frau vorwiegend um die Familie kümmern soll.
Am beliebtesten ist das Modell des Vollzeit arbeitenden Mannes und der Teilzeit arbeitenden Frau. Dafür sprechen sich für die ersten drei Lebensjahre des Kindes 42 Prozent der befragten Frauen und 44 Prozent der Männer aus. Je ein Viertel zieht es gar vor, dass die Frau gar nicht arbeitet.
24 Prozent der Frauen und 19 Prozent der Männer können sich vorstellen, dass beide Partner Teilzeit arbeiten. Dass sie mehr arbeitet als er, kann sich nur eine kleine Minderheit vorstellen. Fast ebenso wenige gehen davon aus, dass beide trotz Kindern Vollzeit arbeiten.
"Sowohl als auch"
"Wir haben die Jungen nach ihren Idealen gefragt", fasste Studienleiter Robin Samuel vor den Medien zusammen. Dabei habe er festgestellt, dass den jungen Erwachsenen nicht nur die Tradition, sondern auch die individuelle Selbstverwirklichung wichtig ist. Diese "Sowohl als auch"-Haltung habe aber teilweise das Potenzial, längerfristig zu Enttäuschungen zu führen, hält Samuel fest.
Ein Beispiel: In Bezug auf ihre Berufskarriere haben einige junge Leute hochgesteckte Ziele. Rund 35 Prozent sehen sich mit 35 Jahren in einem akademischen oder freien Beruf, beispielsweise als Arzt oder Ärztin, als Lehrer, Künstlerin, Wissenschaftler oder Ingenieurin. Nur wenige beabsichtigen in diesem Alter als ungelernte oder angelernte Arbeitskraft beschäftigt zu sein.
15 Prozent der Befragten sehen sich mit Mitte 30 sogar bereits als obere Führungskraft, etwa als Spitzenmanager von Grossunternehmen oder als hohe Regierungsbeamte. Solch hohe berufliche Ambitionen stehen für die Frauen allerdings im Widerspruch zu einer traditionellen Familienplanung.
Freunde, Freizeit, Familie
Auffällig ist der Fokus der jungen Leute auf das Individuelle. Wie vorangehende Generationen lassen sie sich eher von Nächstenliebe und Hedonismus leiten als von Macht und Konformität. Freunde, Freizeit, Familie sind ihnen wichtiger als Politik oder Gott. Über mehr als drei Jahrzehnte hinweg scheine sich an den bevorzugten Lebensbereichen wenig verändert zu haben, schreiben die Autoren der Studie.
Neu sind hingegen die Freizeitbeschäftigungen. Sport, gemeinsame Aktivitäten und der Club oder die Disco sind zwar noch immer hoch im Kurs. Fast alle Befragten surfen nun aber täglich im Internet und nutzen intensiv Social Media. Auch das Gamen hat sich etabliert: 40 Prozent spielen mindestens einmal pro Woche ein Computerspiel, wobei Sport- und Shooter-Games besonders beliebt sind.
Doch auch Radio und TV werden nach wie vor breit genutzt: Drei Viertel der jungen Erwachsenen geben an, mindestens eine Stunde pro Tag Radio zu hören. Zwei Drittel schauen mindestens eine Stunde fern.
Diese Befunde gehen aus den jüngsten Eidgenössischen Jugendbefragungen "ch-x" hervor. Dafür wurden in den Jahren 2012/2013 insgesamt 50'000 Männer anlässlich der Aushebung und 1800 zufällig ausgewählte Frauen im gleichen Alter befragt.
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