Junge Geflüchtete sollten gemäss einer Studie frühzeitig durch Ausbildung integriert werden. Dies stelle nicht nur einen Gewinn für die Betroffenen, sondern auch für die Gesellschaft und die Volkswirtschaft dar.
Im Rahmen einer Studie hat ein Forschungsteam des Schweizerischen Forums für Migrations- und Bevölkerungsstudien der Universität Neuenburg und B,S,S. Volkswirtschaftliche Beratung in Basel im letzten Jahr untersucht, ob eine frühzeitige Grundausbildung die Chancen spät eingereister 16- bis 25-Jähriger auf einen Zugang zu Berufsbildung und Arbeitsmarkt erhöht.
Bildungspolitisch strebe die Schweiz einen nachobligatorischen Ausbildungsabschluss bei 95 Prozent aller 25-Jährigen an. Bei Schweizerinnen und Schweizern sei dieser Anteil mit 94 Prozent fast erreicht. Bei im Ausland geborenen Ausländerinnen und Ausländern liege der Anteil bei 75 Prozent, bei 25-Jährigen im Asylbereich, die durch die Flucht oft ohne Schulabschluss dastünden, gehen Experten von weit tieferen Quoten aus.
Für junge Asylsuchende bestehe kein öffentlicher Integrationsauftrag über das obligatorische Schulalter hinaus, so dass vielerorts privat finanzierte Bildungsprojekte in die Lücke springen müssten.
Acht von zehn Teilnehmenden an Grundbildungsangeboten hätten Anschluss in Integrations- oder Vorlehren, Brückenangeboten, Gymnasien oder Beschäftigungsprogrammen gefunden. Ein grosser Teil erhalte während des Kurses Asyl oder eine vorläufige Aufnahme und gewinne durch die frühe Förderung wertvolle Zeit für die Integration.
Die Studie zeige auch, dass sich frühzeitige Bildung lohnt. Die eingesparten Kosten vor allem der Sozialhilfe würden den finanziellen Aufwand einer frühzeitigen Integrationsmassnahme übertreffen: Wären zum Beispiel alle im Jahr 2018 in der Schweiz lebenden Asylsuchenden im Alter von 26 bis 25 Jahren mit einer Grundbildungsmassnahme beschult worden, würden hochgerechnet nach drei bis acht Jahren über 40 Millionen Franken jährlich vor allem in der Sozialhilfe eingespart.
Grosse kantonale Unterschiede
Die Studie hat erhebliche kantonale Unterschiede beim Zugang zu Ausbildung und Arbeitsmarkt für junge Geflüchtete festgestellt. In mehreren Kantonen wie etwa Zürich blieben die Türen zum Regelangebot an Bildung und der Zugang zum Arbeitsmarkt ganz oder weitgehend verschlossen.
Einzelne Kantone wie Bern machten einen Anschluss ins Regelangebot möglich, andere wie zum Beispiel Schaffhausen, Graubünden oder Appenzell-Ausserrhoden kofinanzierten flächendeckende Bildungsangebote, die durch Drittorganisationen getragen würden.
Einzelne Kantone böten flächendeckend öffentliche statusunabhängige Bildungsangebote an, darunter Genf, Waadt, Basel-Stadt und Thurgau. In Genf sei zudem die Altersobergrenze der obligatorischen Schule gesetzlich auf 18 Jahre erhöht worden.
Die Stiftungen, welche die Studie in Auftrag gegeben haben, empfehlen gestützt auf deren Ergebnisse und die Expertendiskussion, allen spät eingereisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus einen regulären Zugang zu Bildung mit dem Ziel der Arbeitsmarktfähigkeit idealerweise bis zum 30. Altersjahr zu ermöglichen. Wünschenswert wäre es, wenn dies im gesamtgesellschaftlichen Interesse in allen Kantonen möglich wäre.
Die Studie wurde gemeinsam in Auftrag gegeben von arcas foundation, Christoph Merian Stiftung, Ernst Göhner Stiftung, Paul Schiller Stiftung, Stiftung Mercator Schweiz, Volkart Stiftung und Migros-Kulturprozent.
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