Alarmstufe Rot Bei dieser Pandemie gibt der Bund noch keine Entwarnung

Von Lia Pescatore

31.1.2022

Eine Infektion mit der Vogelgrippe endet für Hühner meist tödlich. 
Eine Infektion mit der Vogelgrippe endet für Hühner meist tödlich. 
KEYSTONE/Michael Buholzer

Quarantäne für die Hühner: Während der Bundesrat in der Corona-Pandemie auf Lockerungen setzen will, werden die Massnahmen gegen die Verbreitung der Vogelgrippe aufrechterhalten.

Von Lia Pescatore

31.1.2022

Nicht nur für den Menschen gelten in der Schweiz und in vielen Ländern momentan Quarantäneregeln. Die Vögel bekämpfen zurzeit ihre eigene Grippewelle. Es sei die schlimmste in ganz Europa, sagen Experten, die Schweiz blieb jedoch bisher zum grossen Teil verschont. Doch der Bund und die kantonalen Veterinärämter geben noch keine Entwarnung. 

Wie sehen die Massnahmen aus?

Hausgeflügel wie Gänse, Hühner und Truten dürfen im Umfeld von einem Kilometer um Gewässer nur noch nach draussen, wenn ihr Auslauf überdacht ist. Damit soll die Übertragung der Krankheit durch Wildvögel, vor allem Wasservögel, verhindert werden. Zudem müssen die verschiedenen Vogelsorten separiert gehalten werden. 

Wie ist die Lage in der Schweiz?

Bei den aktuellen Massnahmen handelt es sich vor allem um vorbeugende Massnahmen. Sie wurden erlassen, nachdem in einem Geflügelbetrieb im Zürcher Unterland im November 2021 Erkrankungen durch das Influenza-A-Virus H5N1 festgestellt wurden. Indem der Transport von Eiern, Hühnern und anderen Geflügelprodukten in der Region daraufhin massiv eingeschränkt wurde, konnte eine weitere Verbreitung verhindert werden.

Ist damit die Gefahr gebannt?

Nein, das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) stuft die Gefahr, dass das Virus in der Schweiz erneut auftritt, weiterhin als hoch ein. Der aktuelle Seuchenzug sei «hochdynamisch», schreibt es auf Anfrage. Aufgrund des Seuchengeschehens im angrenzenden Ausland bleibe die Gefahr einer Einschleppung der Krankheit gross. Deswegen wurden einige Massnahmen bis Mitte März verlängert.

Wo ist die Situation besonders prekär?

Laut BLV tritt die Vogelgrippe momentan in fast allen Ländern Europas auf, seit Mitte Oktober würden in ganz Europa fast täglich neue Vogelgrippe-Fälle bei Haus- und Wildvögeln gemeldet. 

Weltweit mussten schon Millionen von Tieren deswegen getötet werden. In Deutschland sprechen Experten von der schlimmsten Vogelgrippe-Epizootie, also sozusagen einer Epidemie nur unter Tieren, überhaupt. Auch ausserhalb Europas grassiert das Virus, zum Beispiel unter Kranichen in Israel. 

Tausende tote Kraniche – Vogelgrippe wütet in Israel

Tausende tote Kraniche – Vogelgrippe wütet in Israel

Die Vogelgrippe wütete in diesem Winter weltweit, zum Beispiel in Israel: Tausende Kraniche sind dort Ende Dezember innert Tagen an der Vogelgrippe verendet. Es sei das schlimmste Ereignis für die Tierwelt in der Geschichte des Landes, teilte Umweltministerin Tamara Zandberg mit. Naturschutzgebiet wurde für Besucher gesperrt, um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.

31.01.2022

Warum hält sich die Vogelgrippe so hartnäckig?

Bereits im letzten Winter wurde Europa von einer heftigen Vogelgrippe-Welle getroffen. Normalerweise taucht sie saisonal auf und wieder ab. Im vergangenen Sommer sei es zwar zu einem deutlichen Rückgang von Fällen und Ausbrüchen gekommen, schreibt das BLV, doch vor allem in den nordischen Ländern Europas sei es auch über die warmen Monate immer wieder zu Fällen gekommen. Das Virus ist besonders unberechenbar, da es sich vor allem über Zugvögel ausbreitet, die sich von staatlich angeordneten Massnahmen nicht einschränken lassen. So wird das Virus schnell grenzübergreifend verbreitet.

Wie gefährlich ist das Virus?

Das Virus ist für Vögel hochansteckend und endet meist tödlich. Besonders anfällig für eine Ansteckung sind Hühner und Truten, das Virus kann sich aber auch auf andere Vogelarten, Schweine und auch den Menschen übertragen. «Eine Übertragung auf den Menschen kann nicht vollständig ausgeschlossen sein», besonders bei einem engen Kontakt mit kranken Tieren schreibt das BLV auf Anfrage. Das Bundesamt rät darum für den Fall, dass man einen Kadaver von einem Wildvogel auffindet, diesen nicht zu berühren und den Fund einer Polizeistelle oder der Wildhut melden. Der Verzehr von Geflügelfleisch oder Eiern sei hingegen unbedenklich.

Kommt es zu einer Infektion, kann die Krankheit schwer verlaufen und auch tödlich enden. Laut WHO starben 52 Prozent der bisher Infizierten. 

Haben sich in letzter Zeit Menschen angesteckt?

Vor drei Wochen wurde in Grossbritannien vermeldet, dass sich zum ersten Mal im Land ein Mensch mit dem Vogelgrippe-Virus vom Typ H5 infiziert hatte. In Deutschland, wo das Virus besonders stark auftrat, wurden keine Infektionen auf den Menschen festgestellt.