Bis Mitte Juli haben sich bereits 226 Personen mit dem Zeckenenzephalitis-Virus infiziert. Das sind nur 43 weniger als im gesamten letzten Jahr. Die Eidgenössische Impfkommission erwägt nun dennoch eine schweizweite Impfempfehlung.
«Bald ist auf der Gefahrenkarte so viel rot markiert, dass ausser dem Tessin praktisch die ganze Schweiz betroffen ist», warnt Christoph Berger. Der Grund: Die Gebiete, in denen Zecken mit dem Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)-Virus vorkommen, weiten sich nach Aussage des Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen ständig aus.
Deshalb wäre eine flächendeckende Impfempfehlung für die ganze Schweiz denkbar, sagte Berger. Er bestätigte damit eine Meldung in der SRF-Sendung «Heute Morgen». Eine Arbeitsgruppe werde nun die Situation analysieren und danach dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Empfehlung abgeben.
Hirnerkrankungen verhindern
Aus Bergers Sicht wäre eine schweizweite Impfempfehlung zur Zeit auch der richtige Weg, weil die Zahl der schwer verlaufenden Fälle jedes Jahr zunimmt. Zählte das BAG im Jahr 2015 noch 1,42 FSME-Neuerkrankungen pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner, sind es in diesem Jahr bereits 4,96. «Jede Hirnerkrankung, die man verhindern kann, muss man verhindern», betonte Berger.
Eine Ausweitung der Impfempfehlung hätte auch Auswirkungen auf die Krankenkassen. Denn heute müssen diese die Impfung nur für Personen übernehmen, die in einem Risikogebiet wohnen oder sich zeitweise dort aufhalten.
Nur wenige Zecken gefährlich
Die Saison, in der Zecken besonders aktiv sind, beginnt je nach Witterung im März und endet im November. Träger des FSME-Virus sind zwar nur wenige der Blutsauger. Weit mehr sind mit dem Bakterium Borrelia burgdorferi infiziert. Rund 6000 bis 12'000 Personen erkranken jährlich an Borreliose. Diese wird mit Antibiotika behandelt. Bei Borreliose wird ein Bakterium übertragen, bei FSME ein Virus.
Stiche von FSME-infizierten Zecken können zwei Krankheitsschübe auslösen. In einem ersten werden Betroffene 7 bis 14 Tage danach von grippeartigen Symptomen wie Fieber, Müdigkeit oder Gelenkbeschwerden geplagt. Bei 5 bis 15 Prozent der Betroffenen kommt es zu einem zweiten Schub, der Monate lang dauern kann und Symptome einer Hirnhaut- oder Hirnentzündung aufweist. Diese Symptome können Lähmungen auslösen und bleibende Behinderungen hinterlassen. Rund 1 Prozent der FSME-Fälle verläuft tödlich.
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