Berner Schulen Gesundheitsdirektor soll Resultate von Schultests beschönigt haben

lpe, SDA

12.9.2021

Laut einem Bericht, der dem «Sonntagsblick» vorliegt, soll die Berner Gesundheitsdirektion eine zu tiefe Ansteckungsquote an Berner Schulen kommuniziert haben. (Symbolbild) 
Laut einem Bericht, der dem «Sonntagsblick» vorliegt, soll die Berner Gesundheitsdirektion eine zu tiefe Ansteckungsquote an Berner Schulen kommuniziert haben. (Symbolbild) 
Bild: Keystone

Der Berner Gesundheitsdirektion wird vorgeworfen, der Öffentlichkeit zu tiefe Ansteckungszahlen an den Berner Schulen kommuniziert zu haben. Die Direktion bezeichnet die Vorwürfe als «unhaltbar».

lpe, SDA

Schon im Frühsommer kündigte die Berner Gesundheitsdirektion an, dass an Berner Schulen zu Beginn des neuen Schuljahres für drei Wochen Massentests durchgeführt würden. Dann sei Schluss.

Diese Ankündigung zog Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg auch durch. Während andere Kantone mit hohen Infektionszahlen zu kämpfen hatten und darum die Massnahmen an den Schulen teilweise sogar verschärften, fiel die Positivitätsrate an den Berner Schulen in der zweiten Woche mit 0,09 Prozent so tief aus wie in keinem anderen Kanton.

So tief, dass das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hellhörig wurde. Es wies den Kanton Bern an, Tests nicht nur im Labor in Münsingen, sondern auch an zwei weiteren Laboren auswerten zu lassen. Dort ergaben sich deutlich höhere Fallzahlen, wie aus einer im «SonntagsBlick» abgedruckten Tabelle hervorgeht.

Massentests trotz rasantem Anstieg gestoppt

Die Gesundheitsdirektion kommunizierte diesen Anstieg jedoch nicht öffentlich und beendete trotzdem die Massentests. Der publizierte Wochenschnitt beruhte zum Teil auf den wohl fehlerhaften Resultaten, die noch einzig vom Labor in Münsingen stammten.

Das sorgt für Kritik. «Fehler können passieren. Aber es geht nicht, so etwas Gravierendes einfach unter den Tisch zu kehren», zitiert der «SonntagsBlick» SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen.

Auch Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und -Kantonsärzte, sieht dies ähnlich: «Natürlich gehören Fehler zur Praxis und es ist richtig, ihnen nachzugehen», ebenso wichtig sei es aber, die Fehler anschliessend auch bekannt zu geben, sagt Hauri gegenüber der Zeitung. «Das ist eine Frage der Transparenz.»

Petition für Wiederaufnahme der Massentests gestartet

Die Gesundheitsdirektion gab am Sonntagnachmittag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bekannt, Anfang nächster Woche detailliert Stellung zu nehmen. Direktionssprecher Gundekar Giebel wies die Vorwürfe einzig als «völlig unhaltbar» zurück.

Man sehe keinen Grund, die Massentests wieder einzuführen. «Der Kanton hat von relativ ungenauen Massentests auf das effizientere Ausbruchstesten umgestellt», sagt Giebel zum «Sonntagsblick». Damit ist Flavia Wasserfallen nicht einverstanden. «Der Kanton Bern muss die Massentests in den Schulen wiederaufnehmen», fordert sie. Und ist damit nicht alleine. Es wurde bereits eine Petition gestartet mit derselben Forderung – adressiert an Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg.