Fachleute schlagen Alarm Berset soll Kinderspitälern zu Hilfe eilen

SDA, gbi

18.12.2022

Macht er zu wenig? Bundesrat und Gesundheitsminister Alain Berset steht in der Kritik.
Macht er zu wenig? Bundesrat und Gesundheitsminister Alain Berset steht in der Kritik.
Bild: Keystone

Grippe- und RS-Virus legen die Kinderspitäler lahm. Aber nicht nur: Auch finanzielle Probleme machten den Kliniken zu schaffen, sagen Fachleute – und rufen den zuständigen Bundesrat Alain Berset zum Handeln auf.

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Die Kinderspitäler sind am Anschlag. Eine RS-Virus- und eine Grippewelle machen den Kliniken zu schaffen, genauso wie finanzielle Probleme. Verantwortlich dafür seien die 2014 und 2018 vorgenommenen Eingriffe von Bundesrat Alain Berset in den Ärztetarif Tarmed, sagt Manfred Manser, Präsident des Universitäts-Kinderspitals beider Basel, dem «SonntagsBlick».

Die Folge: Ein Viertel der Kosten im ambulanten Bereich sei nicht gedeckt.

Frist verstreichen lassen

Die sechs grossen Kinderspitäler in St. Gallen, Zürich, Basel, Bern, Lausanne und Genf machen zusammen jedes Jahr 60 Millionen Franken Defizit im ambulanten Bereich. Stiftungen, Spender und Trägerkantone müssen die Löcher stopfen. Deshalb machen sie seit 2018 Druck in Bern.

2020 segnete das Parlament eine Motion zur Finanzierung der Kinderspitäler ab, die Berset dazu auffordert, gegen das Millionenloch vorzugehen. Der Gesundheitsminister hatte bis im letzten September Zeit, die Motion umzusetzen, bisher geschah das jedoch nicht.

Auch der Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK), Lukas Engelberger, fordert Änderungen. Das neue Tarifsystem Tardoc müsse dringend eingeführt werden. Auch Engelberger sagt, wegen des bisherigen Systems Tarmed seien die Kinderspitäler am Anschlag und unterfinanziert. Tarmed sei veraltet.

«Die Tarife berücksichtigen die Tatsache zu wenig, dass die Behandlung von Kindern deutlich aufwendiger ist als diejenige von Erwachsenen», sagt Engelberger im Interview mit dem «SonntagsBlick». «Das neue Tarifsystem Tardoc könnte die Situation der Kinderspitäler stark verbessern. Allerdings verzögert sich dessen Einführung, weil sich die Tarifpartner nicht auf eine gemeinsame Lösung verständigen.»

Auch wenn Tardoc noch nicht voll ausgereift sei, solle es eingeführt werden – unter Auflagen, bis die methodischen Mängel behoben sind. «Diesen Schritt sollte der Bundesrat jetzt machen, denn die verzögerte Tarifablösung ist ein zentraler Teil des Problems», so Engelberger. «Der Bundesrat kann auch die Kürzungen beim Tarmed zurücknehmen, die er 2018 verordnet hat»

Zwei Szenarien

Die beiden Krankenkassenverbände Santésuisse und Curafutura hatten sich im November auf die Gründung einer gemeinsamen Organisation für ambulante Arzttarife AG (OAAT) geeinigt. Daran beteiligt sind alle Tarifpartner, also auch die Ärzte und Spitäler.

Angestrebt wird ein zeitgleiches Inkrafttreten des Einzelleistungstarifs Tardoc und der ambulanten Pauschalen. Falls die ambulanten Pauschalen bis Ende Juni 2023 bereit sind, werden Tardoc und ambulante Pauschalen dem Bundesrat gleichzeitig zur Genehmigung eingereicht.

Wenn die ambulanten Pauschalen bis zu diesem Zeitpunkt nicht bereit sind, wird der Tardoc alleine auf die Genehmigungsschlaufe geschickt. Den veralteten Ärztetarif Tarmed ersetzen soll der Tardoc dann ab Anfang 2025.

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