Umweltskandal im Berner Oberland Jetzt kämpfen Blausee-Besitzer gegen den Neat-Ausbau

hn, sda

25.6.2022 - 12:48

Die Idylle trügt: Im Blausee kam es zu mehren grossen Forellensterben. Ob Giftstoffe in einem Steinbruch in der Nähe die Ursache sind, ist Gegenstand eines Gerichtsfalls.
Die Idylle trügt: Im Blausee kam es zu mehren grossen Forellensterben. Ob Giftstoffe in einem Steinbruch in der Nähe die Ursache sind, ist Gegenstand eines Gerichtsfalls.
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Der Umweltskandal im Kandertal schwärt weiter: das illustre Besitzertrio des Ausflugsziels Blausee will sich mit einer Beschwerde gegen zwei Grossprojekte der öffentlichen Hand in der Region zur Wehr setzen.

Keystone-SDA, hn, sda

Da ist zum einen der Ausbau des Lötschberg-Basistunnels und zum anderen die Sanierung eines alten, im Berginnern verschütteten Munitionsdepots der Schweizer Armee bei Mitholz. Die Kosten für diese Projekte von nationaler Bedeutung dürften mehr als eine Milliarde Franken betragen.

Nicht, dass die Blauseebesitzer etwas gegen den Ausbau des Lötschberg Basistunnels hätten, wie Stefan Linder, Verwaltungsratspräsident der Blausee AG der «Berner Zeitung» und der «NZZ am Sonntag» betonte.

Doch für den Bahnausbau und später auch für die Sanierung des Munitionsdepots soll der in der Nähe des Blausees gelegene Steinbruch Mitholz als Installations- respektive Ablagerungsplatz genutzt werden. Und just dieser Steinbruch steht im Zentrum eines Umweltskandals.

Giftstoffe im Steinbruch

Im Steinbruch, der dem Baustoffkonzern Vigier gehört, sollen jahrelang belastete Materialien aus dem Lötschbergtunnel widerrechtlich zwischen- und abgelagert worden sein. Ausgewaschene Giftstoffe, so vermuten die Blauseebesitzer, führten in der Folge zu mehreren Fischsterben in der Fischzucht am Blausee. Dazu läuft ein Strafverfahren.

Vigier liess den südlichen Teil der Grube sanieren. Doch die Blausee-Besitzer orten insbesondere auch im nördlichen Teil der Grube Probleme. Solange in der Grube noch belastetes Material liege, dürfe sie nicht für die beiden geplanten Grossprojekte genutzt werden. «Wir werden das so nicht zulassen», wird Stefan Linder von der Blausee AG zitiert. «Notfalls werden wir uns bis vor Bundesgericht dagegen wehren.»

«Wie die bisherige Strafuntersuchung zeigt, betreibt Vigier seit mindestens 2011 eine illegale Deponie. Über 57'000 Tonnen Abfall, Sonderabfall und Schlämme aus einer Bodenwaschanlage aus Zürich wurden illegal in den Steinbruch transportiert. Dass die BLS Netz AG nun einen Installationsplatz auf dieser illegalen Deponie errichten will und nicht einen alternativen Standort plant, ist unverständlich», so Linder weiter.

Nebst dem Mitgründer des Swiss Economic Forums, Stefan Linder, gehören auch der Berner Reisebüropatron André Lüthi und alt Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand zu den Besitzern des Ausflugsziels mit seiner Fischzucht.

Es drohen Verzögerungen von Grossprojekten im Kandertal

Seit dem Auffliegen des Umweltskandals wurden regelmässig Wasseranalysen durchgeführt, die keine auffälligen Werte zeigten. Und seit geraumer Zeit gab es auch keine Fischsterben mehr am Blausee. Vigier vertritt die Ansicht, dass die nördliche Grube sauber sei. Klarheit in der Sache dürfte wohl erst nach Abschluss des Strafverfahrens bestehen.

Durch die allfällige Beschwerde der Blausee-Besitzer könnten die beiden Grossprojekte im Kandertal zeitlich ins Hintertreffen geraten. Die Projekte sind in Bezug auf die Nutzung des Installationsplatz zeitlich eng miteinander verzahnt.

Die BLS rechnet weiterhin damit, 2026 mit den Ausbau des Lötschberg Basistunnels beginnen zu können, wie sie der «Berner Zeitung» sagte. Dazu müssten sich die Parteien entweder vorher auf dem Verhandlungsweg finden oder ein definitives Gerichtsurteil vorliegen.

Der juristische Weg der Beschwerde der Blauseebesitzer führt ans Bundesverwaltungsgericht und von dort weiter ans Bundesgericht. Im besten Fall dürfte ein Verfahren dort rund je ein Jahr in Anspruch nehmen.

SDA, smi