Blausee Illegale Lötschberg-Deponie soll schuld an Fischsterben sein

tmxh/SDA

16.9.2020

Am Blausee kam es wiederholt zu grossem Fischsterben. Im Verdacht steht nun die Lötschberg-Baustelle: Baufirmen sollen kontaminierten Schutt illegal am See abgeladen haben. 

Zehntausende Fische kamen seit Frühjahr 2018 im Blausee im Berner Oberland ums Leben, immer wieder hatten die Besitzer der ansässigen Forellenzucht mit Fischsterben zu kämpfen. Laut Recherchen der «Rundschau» von SRF sowie Titeln des Tamedia-Verlags soll sich der Gesamtschaden auf etwa 40 Tonnen Fisch im Wert von zwei Millionen Franken belaufen. 

Zur Frage, was und wer dafür verantwortlich sein könnte, gibt es nun einen Verdacht: Kontaminierter Schotter aus dem Lötschberg-Tunnel soll den See belastet haben und schuld am Tod der Fische sein, zitiert SRF Stefan Linder, Verwaltungsratspräsident der Blausee AG. Gemeinsam mit Ex-Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand und Globetrotter-CEO André Lüthi besitzt der Swiss-Economic-Forum-Gründer den Blausee, ein beliebtes Ausflugsziel mit Restaurant und Bioforellenzucht.



Im Lötschberg wird seit 2018 der BLS-Scheiteltunnel saniert. Zwischen Kandersteg BE und Goppenstein VS werden die Geleise samt Holzschwellen und Schotter durch eine feste Fahrbahn ersetzt, wie die BLS im Juli 2017 mitteilte. 105 Millionen Franken lässt sich das Bahnunternehmen diese Sanierung kosten, die bis 2022 läuft. Für den Bau der neuen Betonfahrbahn werden laut «Tages-Anzeiger» riesige Mengen rund 40 Jahre alten Schotters entfernt.

In den Fischzuchtanlagen neben dem Blausee sterben seit 2018 Tausende Forellen. Nun steht eine illegale Schotterdeponie in Verdacht, das Fischsterben ausgelöst zu haben.
In den Fischzuchtanlagen neben dem Blausee sterben seit 2018 Tausende Forellen. Nun steht eine illegale Schotterdeponie in Verdacht, das Fischsterben ausgelöst zu haben.
Keystone/Peter Schneider

Linder zufolge sollen die Baufirmen tausend Tonnen davon oberhalb des Sees abgeladen haben. Das bestätigt der Kanton Bern gegenüber SRF: «Im Steinbruch Mitholz sind rund tausend Tonnen Schottermaterial illegal deponiert worden», wird Jacques Ganguin zitiert, Chef des Amtes für Wasser und Abfall. Laut dem bewilligten Entsorgungskonzept hätte der oft mit Schwermetallen und Giftstoffen belastete Schotter in spezielle Waschanlagen gehört: «Die Firmen haben es dann aber anders gemacht», sagt Ganguin. 

Vorwürfe zurückgewiesen

Die verantwortliche SHB Steinbruch Mitholz AG dementiert die Vorwürfe: «Wir weisen die Anschuldigungen der Blausee AG in aller Form zurück», so Verwaltungsratspräsident Marcel Rychen gegenüber der SRF-«Rundschau». Dass tausend Tonnen Schotter zunächst illegal abgelagert wurden, räumt er laut Bericht zwar ein. Der Steinbruch habe diesen jedoch wieder ausgebaggert und anschliessend korrekt entsorgt: «Wenn es Missverständnisse gab, haben wir transparent und schnell gehandelt.»

Grundwasserproben vom 30. Juni hätten keine Kontaminierung gezeigt: «Die Abklärungen der Behörden und Laboruntersuchungen haben gezeigt, dass nie eine Gefahr für Mensch und Umwelt bestand», wird Rychen zitiert. Stefan Linder von der Blausee AG hält laut SRF dagegen: Man habe demnach im Steinbruch eine Wasserprobe entnommen und im Labor testen lassen.



Dabei sei laut Linder eine erhebliche Belastung mit Schwermetallen und Umweltgiften festgestellt worden, die man auch in den toten Fischen gefunden habe. «Wir haben sehr viele und sehr klare Indizien, dass das Gift vom alten Schotter stammt», zitiert SRF Stefan Linder. Ihm zufolge würde auch heute noch illegal belasteter Schotter zwischengelagert. Mittlerweile hat die Blausee AG Strafanzeige erstattet.

Wie die Blausee AG am Mittwoch mitteilte, richtet sich die Strafanzeige gegen eine unbekannte Täterschaft. Die Blausee AG schreibt aber auch, es gebe den «dringenden Verdacht», dass das Wasser in den Fischzuchtanlagen wegen «illegaler Aktivitäten» im Zusammenhang mit der Sanierung des Lötschberg-Scheiteltunnels verschmutzt worden sei.

Von der Generalstaatsanwaltschaft des Kantons Bern liegt noch keine Bestätigung vor, dass in diesem Zusammenhang eine Strafanzeige eingereicht worden ist. Ein Fischsterben von Frühling 2018 führte die Blausee AG noch auf einen enormen Polleneintrag im See und letztlich auf die Klimaerwärmung zurück.

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