Anklage wegen Fifa-Affäre Blatter sieht «Verhandlung mit Optimismus entgegen»

SDA/gbi

2.11.2021 - 14:58

Der damalige Fifa-Präsident Sepp Blatter (r.) mit Ex-Uefa-Michel Platini 2010.
Der damalige Fifa-Präsident Sepp Blatter (r.) mit Ex-Uefa-Michel Platini 2010.
Bild: Getty

Dicke Post für Sepp Blatter und Michel Platini: Gegen die ehemaligen Bosse von Fifa und Uefa hat die Bundesanwaltschaft Anklage erhoben. Im Zentrum der Vorwürfe steht eine 2-Millionen-Franken-Zahlung.

2.11.2021 - 14:58

Die Bundesanwaltschaft hat am Dienstag gegen den ehemaligen Fifa-Präsidenten Joseph Blatter und den ehemaligen Uefa-Präsidenten Michel Platini Anklage erhoben. Sie sollen eine unrechtmässige Fifa-Zahlung von zwei Millionen Franken an Platini geleitet haben.

Blatter wirft die Bundesanwaltschaft (BA) Veruntreuung, ungetreue Geschäftsbesorgung sowie Urkundenfälschung vor. Platini soll wegen Betrugs, Gehilfenschaft bei Veruntreuung und ungetreuer Geschäftsbesorgung sowie Urkundenfälschung vor das Bundesstrafgericht in Bellinzona gestellt werden.

Protest wegen Fifa-Affäre: Blatter wird im Juli 2015 im Fifa-Hauptquartier in Zürich Dollar um die Ohren geworfen.
Protest wegen Fifa-Affäre: Blatter wird im Juli 2015 im Fifa-Hauptquartier in Zürich Dollar um die Ohren geworfen.
KEYSTONE

Die Ermittlungen der BA ergaben, dass Platini zwischen 1998 und 2002 für Blatter, den damaligen Präsidenten des internationalen Fussballverbands (Fifa), als Berater tätig war. Dafür vereinbarten die beiden 1999 schriftlich ein Jahreshonorar von 300'000 Franken. Die Entschädigungen stellte Platini in Rechnung und die Fifa beglich sie vollumfänglich.

Über acht Jahre nach Ende des Beratermandats forderte Platini zwei Millionen Franken. Anfang 2011 erfolgte unter Mitwirkung Blatters die Auszahlung dieses Betrags. Gemäss der Bundesanwaltschaft erhärteten ihre Ermittlungen den Verdacht, dass diese Zahlung ohne Rechtsgrundlage erfolgt war.

Blatter gibt sich optimistisch

Die Fifa wurde durch sie in ihrem Vermögen geschädigt und Platini unrechtmässig bereichert. Damit sehen die Ankläger des Bundes die vorgeworfenen Tatbestände erfüllt. Blatter und Platini weisen die Vorwürfe zurück. Blatter machte wiederholt geltend, die Zahlung habe auf einem mündlichen Vertrag basiert.

Auch UEFA-Präsident Michel Platini steht im Fadenkreuz der Ermittler.
Auch UEFA-Präsident Michel Platini steht im Fadenkreuz der Ermittler.
Archivbild: KEYSTONE

Der 85-jährige Blatter hielt in einer Stellungnahme am Dienstag fest: «Ich blicke der Verhandlung vor dem Bundesstrafgericht mit Optimismus entgegen – und hoffe, dass damit diese Geschichte ein Ende findet und alle Fakten sauber aufgearbeitet werden.»

Die späte Auszahlung rechtfertigte Blatter damit, dass die Fifa die ganze Summe nicht auszahlen konnte und Platinis Forderung erst 2010 erfolgte. Der Vorgang sei als verspätete Lohnzahlung korrekt deklariert und von der Fifa gutgeheissen worden. Sein Anwalt Lorenz Erni liess am Dienstag mitteilen, dass er «grundsätzlich keine Presse-Erklärungen» abgibt.

Ringen ums Fifa-Präsidium vermutet

Blatter und Platini galten vor Jahren als Rivalen um die Fifa-Spitze. Laut Medienberichten vermuten die Ermittler, dass die zwei Millionen Franken an Platini gezahlt wurden, damit dieser nicht gegen Blatter für das Fifa-Präsidium kandidiert.

Die «Geschichte» soll «ein Ende finden»: Blatter vor einer Anhörung in Zürich am 9. August.
Die «Geschichte» soll «ein Ende finden»: Blatter vor einer Anhörung in Zürich am 9. August.
KEYSTONE

Wegen der Zahlung hatte die Ethikkommission der Fifa Blatter und Platini 2015 suspendiert. Platini wurde danach für acht und Blatter für sechs Jahre für alle Tätigkeiten im Fussball gesperrt. Platini erhielt zudem eine Busse von 80'000 Franken. Seine Sperre wurde später auf vier Jahre reduziert.

Blatters Sperre war erst im März dieses Jahres wegen diverser Verstösse gegen das Ethikreglement - unter anderem Bonuszahlungen in der Höhe von 23 Millionen Franken - von der Fifa-Ethikkommission um weitere sechs Jahre und acht Monate verlängert worden. Ausserdem wurde er mit einer Busse von einer Million Franken belegt.

SDA/gbi