Aussenpolitik Bundesrat Cassis will im Uno-Sicherheitsrat «Brücken bauen»

SDA

26.6.2020 - 04:16

Bundesrat Ignazio Cassis sieht sich auch als internationaler Türöffner. Der Aussenminister ist überzeugt, dass ein Sitz der Schweiz im Uno-Sicherheitsrat mit der Neutralität vereinbar ist. (Archivbild)
Bundesrat Ignazio Cassis sieht sich auch als internationaler Türöffner. Der Aussenminister ist überzeugt, dass ein Sitz der Schweiz im Uno-Sicherheitsrat mit der Neutralität vereinbar ist. (Archivbild)
Source: Keystone

Der Uno-Sicherheitsrat leidet derzeit unter einer Blockade. Gerade deshalb ist ein Sitz im Sicherheitsrat in den Jahren 2023 und 2024 laut Bundesrat Ignazio Cassis eine gute Gelegenheit für die Schweiz, ihre Rolle als Vermittlerin auszuspielen.

Aussenminister Ignazio Cassis (FDP) sähe die Schweiz gerne im Uno-Sicherheitsrat. «Wir sind neutral, gehören keiner Allianz an und können mit unseren Guten Diensten Brücken bauen», sagt er in einem Interview der «Neuen Zürcher Zeitung». Die Staaten mit einem nichtständigen Sitz im Sicherheitsrat hätten eine wichtige Funktion.

Sie stellten den Kontakt her zwischen Konfliktparteien und vermittelten unter den fünf ständigen Mitgliedern USA, China, Russland, Frankreich und Grossbritannien. Der Bundesrat sei überzeugt, dass der Einsitz rechtlich und politisch mit der Neutralität der Schweiz vereinbar sei.

Vorsicht bei heiklen Fällen

Andere neutrale und bündnisfreie Staaten wie Schweden oder Österreich hätten ebenfalls bereits mehrfach einen Sitz im Sicherheitsrat gehabt. Cassis schloss nicht aus, dass die Schweiz in heikle Situationen kommen könne. Aber damit könne der Bundesrat umgehen. In solchen Fällen sei besondere Vorsicht geboten.

Die Schweiz könne sich dann zum Beispiel der Stimme enthalten. Aber das werde, wenn überhaupt, nur selten nötig sein. Wichtiger sei die andere Rolle der nichtständigen Mitglieder. Sie trügen dazu bei, dass im Rat Kompromisse und Entscheide zustande kommen könnten.



Cassis warnte davor zu glauben, in der multipolaren Welt brauche es die Uno nicht mehr. Und es würde den Ländern ohne Uno vielleicht besser gehen. Das sei gefährlich. Und das widerspiegle sich auch im Sicherheitsrat. Der fälle zwar die allermeisten Entscheide einstimmig. Aber bei geopolitisch heiklen Themen sei der Rat derzeit wirklich nicht immer in Bestform.

Europapolitik rückt in den Fokus

In der Europapolitik rechne er nicht damit, dass das Schweizer Volk bei der Abstimmung im September über die Begrenzungsinitiative der SVP den bilateralen Weg der Schweiz beenden werde. Die grosse Frage sei, welchen Einfluss die Corona-Pandemie haben werde. Die Krise habe gezeigt, dass das Volk die Freiheit liebe. Der freie Personenverkehr habe einen hohen Stellenwert.

Sollte die Begrenzungsinitiative an der Urne abgelehnt werden, müsse die Schweiz der EU relativ rasch neue Vorschläge für ein Rahmenabkommen unterbreiten. Noch zu klären blieben die strittigen Fragen beim Lohnschutz, bei den staatlichen Beihilfen sowie bei der Unionsbürgerrichtlinie.

Die Gespräche mit den Sozialpartnern und Kantonen liefen. Das Resultat dieser Gespräche solle in einem neuen Vorschlag an die EU münden. Ob die EU darauf eingehen werde, werde sich zeigen. «Wir müssen darauf achten, dass unsere Vorschläge auch für die EU realistisch sind», sagte Cassis in dem Interview weiter.

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