Omikron-Welle Bundesrat beobachtet «sehr genau» – und erntet Spott

Von Gil Bieler

5.1.2022

Bundesrat Alain Berset an einer Medienkonferenz in Bern. (Archivbild)
Bundesrat Alain Berset an einer Medienkonferenz in Bern. (Archivbild)
Bild: KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

Nach den rekordhohen 31'000 Neuinfektionen innert eines Tages meldet sich Bundesrat Alain Berset zu Wort. Er ruft Spitäler, Wirtschaft und Bevölkerung in die Pflicht. Das Echo fällt wenig schmeichelhaft aus. 

Von Gil Bieler

Obwohl Omikron die Corona-Fallzahlen wie befürchtet in neue Höhen schnellen lässt: Der Bundesrat verbleibt in seiner sitzungsfreien Phase nach den Festtagen. Nachdem das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Mittwoch 31'109 Neuinfektionen innert eines Tages vermeldet hat, meldete sich abends Alain Berset zu Wort. «Wir verfolgen sehr genau, wie sich Ferienende und Schulbeginn auswirken und wie sich der Druck auf Spitäler» entwickle, schreibt der Gesundheitsminister auf Twitter.

Berset erklärte, er habe sich erneut mit den Gesundheitsdirektor*innen mehrerer Kantone ausgetauscht. «Die Situation ist wegen Omikron sehr angespannt.» Dennoch sieht der Bundesrat vom Erlassen schärferer Corona-Massnahmen ab. Solche – inklusive Schliessungen zählten – lägen aber bereit. «Sollten sie nötig werden, kann der Bundesrat rasch entscheiden», schreibt Berset in ganz ähnlichem Wortlaut wie bei seinen letzten Äusserungen vom 29. Dezember.

Entscheidend für die Landesregierung ist demnach, «wie viele Omikron-Infizierte Intensivpflege benötigen». Noch hätten die Spitäler Kapazitäten, sie müssten sich aber auf mehr Akutfälle vorbereiten. Auch die Wirtschaft müsse sich auf Personalausfälle vorbereiten «und alles daransetzen, Ansteckungen zu vermeiden», so Berset.

Nicht zuletzt ruft der Gesundheitsminister die Bevölkerung in die Pflicht: «Impfen lassen!» Die Impfung biete einen guten Schutz vor schwerer Erkrankung und Hospitalisierung. «Ausserdem wichtig: Kontakte reduzieren, Maske tragen, regelmässig lüften und bei Symptomen umgehend testen.»

Erste Engpässe werden vermeldet

Die Anzeichen, dass die Omikron-Welle zur Belastungsprobe für das Land werden könnte, mehren sich derweil: In Graubünden mussten erste Hotels wegen Quarantäne- und Krankheitsfällen in der Belegschaft schliessen, und die SBB warnen bereits vor Zugausfällen in den nächsten Tagen. Der Kanton Aargau stellte bis auf Weiteres auch die repetitiven Corona-Tests an den Schulen ein, da die Resultate wegen der hohen Auslastung der Labore zu lange auf sich warten liessen.

Angesichts der angespannten Situation hoffen viele Bürgerinnen und Bürger auf ein entschiedeneres Handeln des Bundesrats. Das zeigen zahlreiche kritische Reaktionen auf Twitter. 

Dieser Nutzer findet nach den rekordhohen Fallzahlen trocken: «Die Durchseuchung läuft.» Für die nahe Zukunft befürchtet er nichts Gutes. 

Manch einer kann angesichts der jüngsten Entwicklung kaum glauben, dass noch keine Schliessungen angeordnet wurden. 

Diese Nutzerin erinnert sich, wie unwahrscheinlich ihr vor Kurzem die prognostizierten Corona-Fallzahlen noch erschienen seien.

Auch dieses beliebte Meme ist natürlich rasch zur Hand: Inmitten eines Flammenmeeres stoische Ruhe bewahren – «alles fein». 

Es muss aber nicht immer Spott sein: Manche Nutzer*innen äussern schlicht ihre Sorge vor einer Infektion wegen der steigenden Fallzahlen. 

Immerhin scheint sich bisher die Hoffnung von Fachleuten zu bestätigen, dass die Omikron-Variante zwar zu mehr Infektionen führt, aber nicht im selben Mass zu mehr schweren Krankheitsverläufen. So wurden am Mittwoch 147 neue Hospitalisationen vermeldet. 

Und ja, auch zustimmende Voten finden sich auf Twitter – wenn auch nicht ganz so häufig. Manche sehen im Zuwarten den Ausweg aus der Pandemie.

Die nächste ordentliche Sitzung des Bundesrats ist für den 12. Januar angesetzt. 

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