Vierte Landessprache Cassis mit flammendem Plädoyer pro Rumantsch

SDA

2.8.2019 - 17:53

Die rätoromanische Schriftsprache Rumantsch Grischun steht unter Druck. Die fünf Idiome Sursilvan, Sutsilvan, Surmiran, Puter und Vallader sind im Aufwind. (Archiv)
Die rätoromanische Schriftsprache Rumantsch Grischun steht unter Druck. Die fünf Idiome Sursilvan, Sutsilvan, Surmiran, Puter und Vallader sind im Aufwind. (Archiv)
Bild: KEYSTONE/ARNO BALZARINI

Bundesrat Ignazio Cassis hat der vierten Landessprache am Jubiläum des Sprachverbandes Lia Rumantscha seine Reverenz erwiesen. «Die Schweiz braucht das Rumantsch», betonte der Vertreter der Landesregierung am Freitag im Engadin.

Die Lia Rumantscha, der Dachverband der rätoromanischen Sprachverbände, ist hundert Jahre alt geworden und feiert den runden Geburtstag in Zuoz im Oberengadin ausgiebig. 18 Tage dauert das Festival «100 onns Lia Rumantscha».

In seiner viersprachig gehaltenen Rede am Eröffnungsanlass am Freitag flösste Bundesrat Ignazio Cassis der etwa 60'000 Mitglieder umfassenden kleinsten Schweizer Sprachgruppe Mut ein. Die Herausforderungen für den Erhalt des Rätoromanischen seien gross: «Lassen sie sich nicht entmutigen», betonte der Bundesrat.

Bund unterstützt Sprachkurse

Cassis forderte Rätoromaninnen und Rätoromanen auf, den Kampfgeist zu behalten. «Die Schweiz braucht das Rumantsch», betonte der Tessiner. Er kündigte an, dass der Bund ab 2020 rätoromanische Sprachkurse für Kinder und Jugendliche ausserhalb des angestammten rätoromanischen Sprachgebiets unterstützt.

Die Dreisprachigkeit Graubündens bezeichnete Cassis als nicht selbstverständlich. Es erfordere viel Arbeit und gegenseitiges Verständnis, «diesen einzigartigen Kanton zu erhalten».

Bundesrat Ignazio Cassis machte dem rätoromanischen Dachverband Lia Rumantscha in Zuoz die Aufwartung.
Bundesrat Ignazio Cassis machte dem rätoromanischen Dachverband Lia Rumantscha in Zuoz die Aufwartung.
Bild: Keystone/WENDT

Eine rätoromanische Woche

Ein «Gefühl der Zusammengehörigkeit» will der Aussenminister auch in und mit seinem Departement entwickeln. Einige Mitarbeiter würden in den nächsten Wochen in ihre Heimatkantone gehen und dort die Arbeit des EDA erklären. Er nenne das «Botschafter bi de Lüt», sagte Cassis.

Zum Schluss brachte der Bundesrat die Idee einer rätoromanischen Woche, einer «emna da la lingua rumantscha», ins Spiel in Anlehnung an Anlässe, bei denen die italienische oder französische Sprache und Kultur im Vordergrund stehen. Diese Anlässe seien immer ein grosses Fest, an dem der Austausch und die jeweilige Sprache und Kultur im Mittelpunkt stünden.

Eröffnet worden war der Reigen der Reden am Freitag von Johannes Flury, dem Präsidenten der Lia Rumantscha. Zu Worten meldeten sich auch der Bündner Regierungspräsident Jon Domenic Parolini und der «Hausherr», der Zuozer Gemeindepräsident Andrea Gilli.

Das Festival «100 onns Lia Rumantscha» dauert bis zum 18. August und wartet auf mit zahlreichen Veranstaltungen, welche die romanische Sprache und Kultur thematisieren. Den Höhepunkt bildet das Theaterstück «Tredeschin Retg». Es erzählt die Geschichte eines 13. Sohnes, der auszog, um in fernen Ländern das grosse Glück zu suchen.

Im Oktober 1919 gegründet

Das grosse Jubiläumsfest am Samstag, 17. August, ist ein weiterer Markstein. Geplant an diesem Tag ist eine grosse rätoromanische Gesangsveranstaltung.

Gegründet wurde die jubilierende Lia Rumantscha am 26. Oktober 1919 als Dachorganisation aller romanischen Sprach- und Kulturvereine. Sie setzt sich eigenen Angaben zufolge seit hundert Jahren für den Erhalt des Romanischen in Familie, Schule und Öffentlichkeit ein.

Die Lia Rumantscha organisiert zudem Sprachkurse und betreibt unter anderem einen professionellen Übersetzungsdienst. Der Hauptsitz der Organisation befindet sich in Chur, Aussenstellen finden sich in Ilanz, Scuol und Savognin.

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