Sexismus Cern: Physiker beleidigt Frauen und wird suspendiert

hst

2.10.2018

Teilchenbeschleuniger am Cern: Am Genfer Kernforschungszentrum gab es einen sexistischen Vortrag, dessen Urheber suspendiert wurde.
Teilchenbeschleuniger am Cern: Am Genfer Kernforschungszentrum gab es einen sexistischen Vortrag, dessen Urheber suspendiert wurde.
Keystone

Ein italienischer Wissenschaftler äussert sich in seinem Vortrag am Genfer Teilchenforschungszentrum abfällig über Kolleginnen. Nun muss er gehen.

Das Genfer Teilchenforschungszentrum Cern hat den Physiker Alessandro Strumia suspendiert. Denn dieser hatte am Freitag in einem Gender-Workshop Frauen beleidigt. Strumia ist Professor an der Universität von Pisa und weilt im Rahmen eines Förderprojekts des European Research Council am Cern.

Strumia beklagt Frauenförderung

Jess Wade, Physikerin am Imperial College London und Teilnehmerin der Veranstaltung, fasste Strumias Vortrag auf Twitter so zusammen: «Frauen sind nicht so gut in Physik wie Männer und bekommen zu viel Förderung. Ausserdem werden sie unfairerweise in wichtige Positionen befördert.»

Das Cern betonte, man habe den Inhalt des Vortrags nicht gekannt, nannte ihn beleidigend und nahm die Folien aus dem Netz. Alessandro Strumia sagte dem «Guardian», man wolle ihn wie ein frauendiskriminierendes Monster dastehen lassen. Seine Daten zeigten allerdings, dass Frauen bei der Jobvergabe bevorzügt würden. An der Konferenz habe man das nicht zur Kenntnis nehmen wollen. 

«Qualität der Forschung steht im Vordergrund»

Widerspruch kam aus der Forschergemeinde unter anderem von Jean-Pierre Bourguignon, dem Präsidenten des European Research Council (ERC). Dank dem ERC kam Strumia ans Cern. Bourguignon unterstrich, man setze sich für die Chancengleichheit von Männern und Frauen ein. Obwohl bei der Auswahl der geförderten Personen die Qualität der Forschung im Vordergrund stehe, werde professionelles Verhalten erwartet.

Das Cern im Kanton Genf ist das grösste Forschungszentrum für Teilchenphysik. An der 1954 gegründeten Forschungseinrichtung arbeiten mehrere Tausend Wissenschaftler unterschiedlicher Nationalitäten.

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