HospitalisationenIst die Zahl der Corona-Patienten in Wirklichkeit tiefer?
red.
7.1.2022
Täglich gibt der Bund die Corona-Hospitalisierungen bekannt. Nun kommt Skepsis auf: In die Statistik fliessen auch Patienten, die ursprünglich nicht wegen einer Corona-Infektion im Spital gelandet sind.
red.
07.01.2022, 15:43
red.
Stell dir vor, Frau Meier stürzt mit ihrem Velo auf der glatten Strasse und verletzt sich an der Schulter. Sie landet auf der Notfallstation eines Spitals. Dort wird sie nebst der Behandlung ihrer Verletzung routinemässig auf das Coronavirus getestet. Der Test fällt positiv aus.
Obwohl Frau Meier ursprünglich wegen ihres Velounfalls eingeliefert wurde, taucht sie in der Statistik als Corona-Patientin auf. Fälle wie dieser gab es in mehreren Kantonen.
Im Universitätsspital Genf etwa sind rund 46 Prozent der stationär behandelten Covid-Fälle nicht wegen des Virus, sondern wie Frau Meier aus anderen Gründen eingeliefert worden. Diese Zahl nennt das Onlineportal «Léman Bleu».
In diese Gruppe fallen auch Menschen, die zwar keinen schweren Covid-Verlauf haben, allerdings zu alt oder schwach sind, um das Virus selbstständig zu Hause auszukurieren.
Im Universitätsspital Zürich sei die Situation ähnlich. Wie «Blick.ch» schreibt, wurde bei rund der Hälfte der Patienten die Corona-Infektion als Nebendiagnose gestellt. Auf der Intensivstation zeigt sich dagegen ein anderes Bild: 78 Prozent der Fälle wurden hier wegen des Coronavirus hospitalisiert.
Zuerst Unfall, dann Covid-Intensivpflege
Ärzte haben die Pflicht, laborbestätigte Corona-Fälle zu melden. Der Grund einer Spitaleinlieferung werde zwar seit April 2020 mit der Meldung zum klinischen Fund aufgeführt. In der Praxis sei diese Unterscheidung für Ärzte aber schwierig, so das BAG.
Grund sei, dass ein Patient in manchen Fällen zwar wegen eines Unfalls eingeliefert werde, während des Spitalaufenthalts aber dann Covid-Symptome entwickle und sogar Intensivpflege benötige.
Mehraufwand für Spitalpersonal
Ein positiv getesteter Patient stellt für das Spitalpersonal auch bei milden Verläufen einen Mehraufwand dar. Auch bei einer Person ohne Symptome müssen spezielle Massnahmen getroffen werden. Dabei spielt es keine Rolle, aus welchem Grund sie ursprünglich eingeliefert worden ist.
Das BAG warnt davor, die Zahlen zu unterschätzen. Komplikationen im Zusammenhang mit einer Corona-Erkrankung könnten auch erst nach der Infektion auftreten, wenn das Virus nicht mehr nachgewiesen werden könne. So komme es zu Hospitalisierungen, die nicht in der Corona-Statistik abgebildet werden. Am Freitag meldet das BAG 126 bestätigte Spital-Einweisungen wegen Covid.