Lückenlos überwachtCredit Suisse liess auch Iqbal Kahns Frau und Kinder ausspionieren
tafi
12.1.2020
Bei der Überwachung ihres früheren Top-Managers Iqbal Khan hat die Grossbank Credit Suisse zahlreiche Grenzen überschritten. Offenbar wurden auch Ehefrau und Kinder Khans ausspioniert.
Die Credit Suisse hat ihren früheren Top-Manager Iqbal Khan und sogar dessen Familie offenbar über längere Zeit fast lückenlos überwachen lassen. Aufgezeichnet wurde laut eines Berichts der «SonntagsZeitung» nicht nur, was Khan den ganzen Tag machte.
Von Privatdetektiven ausspioniert wurde auch dessen Ehefrau. Selbst die Kinder seien erwähnt, schliesst das Blatt aus einem 17-seitigen Überwachungsbericht, den die Credit Suisse über einen Mittelsmann von einem Detektivbüro bestellt habe. Die Bank habe angeblich nur sicherstellen wollen, dass der ehemalige Chef der Vermögensverwaltung, der in der Zwischenzeit zur UBS gewechselt hat, keine Kunden oder Mitarbeiter abwirbt.
Lückenlose Überwachung
An sieben Tagen seit Khan quasi lückenlos überwacht worden. Dem Überwachungsbericht enthielte laut «SonntagsZeitung» 49 Fotos. Bilder von Treffen mit Kunden oder CS-Mitarbeitern seien nicht dabei, dafür aber Fotos von der Familie Khans und gänzlich unbeteiligten Personen.
Für den Datenschutzbeauftragten des Kantons Zürich überschreitet die Überwachungsaktion zahlreiche Grenzen. Bruno Baeriswyl erklärte in der Zeitung, dass ein Arbeitgeber Angstellte nicht ohne weiteres heimlich fotografieren lassen dürfe. «Er muss beweisen können, dass diese Fotos für die korrekte Durchführung des Arbeitsverhältnisses geeignet und erforderlich sind.»
Detaillierter Bericht über Ehefrau
Bilder von der Familie oder Unbeteiligten müssten im Bericht an den Auftraggeber unkenntlich gemacht werden, was offenbar in Khans Fall nicht geschah. Zudem hätte ein Arbeitgeber «nicht das Recht, die Angehörigen eines Angestellten zu überwachen.» Die von der CS beauftragten Detektive hätten aber unter anderen detailliert Protokoll geführt, wann die Ehefrau die Kinder zur Schule brachte, es zum Sportplatz oder ins Einkaufszentrum ging.
Credit-Suisse-Präsident Urs Rohner hat die Überwachung bereits als unverhältnismässig bezeichnet und sich dafür entschuldigt. Ganz andere Töne hatte CEO Tidjane Thiam angeschlagen. Er sagte im Schweizer Fernsehen: «Es kommt in internationalen Firmen vor, dass man solche Überwachungen machen muss.»
Wurde Iqbal Khan bevorzugt behandelt?
Unterdessen haben die Anwälte eines Privatdetektivs im Zusammenhang mit der Überwachung des früheren CS-Top-Managers Iqbal Khan eine Aufsichtsbeschwerde bei der Zürcher Kantonsregierung eingereicht. Das berichtet ebenfalls die «SonntagsZeitung». Die Anwälte werfen der Zürcher Kantonspolizei vor, Khan bevorzugt behandelt zu haben. «Es geht um nichts weniger als um die mögliche staatliche Vorzugsbehandlung einer selbst ernannten Elite sowie den möglichen Missbrauch des Justiz- und Polizeiapparats», zitiert die Zeitung aus der Beschwerde.
Im Zentrum der Eingabe soll Jérôme Endrass stehen, Vizechef im Amt für Justizvollzug im Kanton Zürich. Er soll laut der Zeitung arrangiert haben, dass der beschattete Khan bei der Polizei einen Termin für die Einreichung einer Strafanzeige erhielt.
Die Beschattungsaffäre bei der Credit Suisse kostet CEO Tidjane Thiam seinen Posten: Er werde am 14. Februar zurücktreten, teilte die Grossbank mit.
Bild: Keystone
Weder Thiam noch Verwaltungsratspräsident Urs Rohner (im Bild) hätten etwas von den Überwachungsaktionen gegen ehemalige CS-Manager gewusst, heisst es vonseiten der Bank stets. Rohner bleibt denn auch im Amt.
Bild: Keystone
Die beiden Personalaffären lasten seit Monaten auf der Credit Suisse: So liess die Grossbank nicht nur ihren einstigen Topmanager Iqbal Khan im September 2019 überwachen, bevor dieser zur UBS wechselte ...
Bild: Keystone
... sondern auch noch den ehemaligen Personalchef Peter Goerke. Diese zweite Beschattungsaffäre gab die Credit Suisse am 23. Dezember 2019 bekannt.
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«Die Trennung erfolgt zwar sehr spät, aber nicht zu spät, und geschieht gesichtswahrend für beide Seiten», sagt Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz (Bild) zu «Bluewin». Er sieht VR-Präsident Rohner denn auch nicht gefährdet.
Bild: zVg
Die Beschattungsaffäre dürfte der Credit Suisse die Rekrutierung von Toptalenten aus dem Ausland erschweren, sagt Kunz. Und auch internationale Investoren dürften nun die Nase rümpfen und sich fragen, was denn da los sei.
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