«CS wird Credit Saudi» So will die Credit Suisse der Krise entkommen

dpa

27.10.2022 - 11:12

Mitarbeiter der Credit Suisse auf dem Weg hinaus: Die Grossbank will 17 Prozent ihrer 52'000 Stellen abbauen. (Archiv)
Mitarbeiter der Credit Suisse auf dem Weg hinaus: Die Grossbank will 17 Prozent ihrer 52'000 Stellen abbauen. (Archiv)
Bild: Keystone

Verluste und Skandale haben die Credit Suisse in die Krise gerissen. Mit einem radikalen Umbau und saudischem Kapital will die Bank wieder profitabel werden. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

27.10.2022 - 11:12

Heute hätte die Credit Suisse die Wende zum Besseren einläuten wollen. Die Börse glaubt offenbar nicht daran: Der Aktienkurs sackt in den ersten zwei Stunden nach Handelsbeginn um bis zu 15 Prozent ab. Er liegt aber noch einiges über dem Allzeit-Tief von Ende September.

Grund für den neuerlichen Kursverlust ist, dass die Credit Suisse ihre neue Strategie – und gleichzeitig einen massiven Quartalsverlust bekannt gegeben hat. blue News fasst das Wichtigste zum Zustand der Grossbank und ihren Plänen zusammen.

Was ist das Problem der Credit Suisse?

Die Credit Suisse sorgt seit Jahren für negative Schlagzeilen: Immer neue Rechtsstreitigkeiten, in denen Mitarbeitende Kund*innen geholfen haben, gegen Gesetze zu verstossen, der Überwachungsskandal um einen Spitzenmanager oder die gewaltige Fehlinvestition in den Hedge-Fonds Archegos sind Beispiele.

Hinzu kommen anhaltende Verluste. Heute hat die CS ein Minus von 4 Milliarden Franken bekannt gegeben – in einem einzigen Quartal. Immer wieder machen Gerüchte die Runde, die zweitgrösste Schweizer Bank stehe kurz vor dem Kollaps und könnte das nächste Geldinstitut sein, das vom Staat gerettet werden muss.

Wie will die Credit Suisse ihre Probleme lösen?

Bei der Präsentation der neuen Strategie, beziehungsweise dem Sanierungsplan sagt CEO Ulrich Körner, die Kostenbasis der Bank sei zu hoch. Ziel seien ein starkes Risikomanagement, stabile Finanzen und Kundennähe.

Folgende Massnahmen hat der CS-Chef bekannt gegeben:

Radikaler Umbau Investment Banking: Nach zuletzt starken Verlusten will die Credit Suisse sich von einem bedeutenden Anteil des kapitalintensiven Verbriefungsgeschäfts (Securitized Products) trennen, bei dem Kredite in Wertpapiere umgewandelt werden. Das soll nun an ein Konsortium um das Private Equity Unternehmen Apollo verkauft werden.

Stellenabbau: Die Bank will 17 Prozent ihrer 52'000 Stellen abbauen. 2700 Stellen streicht sie sofort. Ende 2025 sollen noch 43'000 Angestellte übrig sein.

Kosten senken: Der Personalabbau und weitere Sparmassnahmen sollen die jährlichen Kosten bis Ende 2025 um 15 Prozent auf 14,5 Milliarden Franken senken.

Verkauf von Assets: Bereits bestätigt hatte die Bank den Plan,  das traditionsreiche Hotel Savoy am Zürcher Paradeplatz zu verkaufen. Der Wert des Gebäudes wird auf bis zu eine halbe Milliarde Franken geschätzt.

Kapitalerhöhung: Die Credit Suisse hat eine Kapitalerhöhung um rund 4 Milliarden Franken, also in der Höhe ihrer Verluste des 3. Quartals. Die 4 Milliarden entsprechen fast einem Drittel der aktuellen Marktkapitalisierung.

Wer steckt jetzt noch Geld in die Credit Suisse?

Die Saudis. Sie steigen mit 1,5 Milliarden Franken ein und werden 9,9 Prozent des Aktienkapitals der Credit Suisse besitzen. 2,15 Milliarden Franken will die CS gemäss dem Finanznews-Portal Cash bestehenden Aktionär*innen anbieten.

Wie gross wird der Einfluss der Saudis?

Böse Zungen bezeichnen die Schweizer Bank bereits als «Credit Saudi». Das scheint angesichts eines Anteils von knapp 10 Prozent etwas weit hergeholt. Aktuell grösster Aktionär ist die Investment-Gesellschaft Harris Associates, welche 10,1 Prozent der bisherigen Aktien hält.

Aktuell zweitgrösster Teilhaber ist das Königreich Katar, genauer dessen Staatsfonds Qatar Investment Authority mit einem Aktienanteil von 5,03 Prozent, ebenfalls gemessen am noch nicht erhöhten Aktienkapital.

Wie sind die Reaktionen im Netz?

Vor allem die «Beteiligung» der Saudi National Bank führt zu bissigen Kommentaren auf Twitter. «CS wird Credit Saudi» schreibt etwa «Inside Paradeplatz» bissig. Eine Nutzerin zieht Parallelen zum chinesischen Einstieg beim Hamburger Hafen: «Ausverkauf!»

dpa