Winter-Misere Auf den Pisten Österreichs läuft's, während Schweizer klagen

smi

24.2.2023

Tief gelegene Schweizer Skigebiete – hier Brambrüesch bei Chur – müssen den Betrieb einstellen, während österreichische Destinationen auf gleicher Höhe beste Pistenverhältnisse bieten.
Tief gelegene Schweizer Skigebiete – hier Brambrüesch bei Chur – müssen den Betrieb einstellen, während österreichische Destinationen auf gleicher Höhe beste Pistenverhältnisse bieten.
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Tief gelegene Schweizer Skigebiete kämpfen darum, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig freuen sich österreichische Destinationen auf gleicher Höhe bester Pistenverhältnisse. Wie kann das sein?

smi

Diese Woche hat es das kleine Bündner Skigebiet Tschiertschen erwischt: «Ab dem 20. Februar 2023 ist ein regulärer Skibetrieb leider nicht mehr möglich», heisst es auf der Website. Die Lifte führen von 1350 bis auf 2440 Meter über Meer. Obschon Tschiertschen kaum Südhänge hat, auf denen der Schnee besondere schnell schmilzt, liegt inzwischen zu wenig, um Pisten zu präparieren.

Ganz anders das Bild im österreichischen Saalbach-Hinterglemm. Alle Bahnen laufen, alle Pisten können befahren werden – obwohl die höchstgelegenen Pisten unterhalb von 2000 Metern beginnen. Auch die hohen Temperaturen seien kein Problem, gibt das Skigebiet dem «Blick» zu Protokoll

Warum hat das österreichische Gebiet so viel mehr Schnee als das rund 240 Kilometer Luftlinie entfernt liegende schweizerische? Den Unterschied machen die heftigen Schneefälle, die Anfang Februar im östlichen Nachbarland niedergegangen sind. Bis zu einem Meter Neuschnee fiel innert weniger Tage. Davon zehren die österreichischen Skigebiete bis heute. 

Jetstream lenkte Schnee an der Schweiz vorbei

Die Distanz zwischen Tschiertschen und Saalbach entspricht ziemlich genau jener zwischen dem für jene Tage prognostizierten Jetstream und dessen tatsächlichen Verlauf. Hätten die wetterbestimmenden Höhenwinde den ursprünglich berechneten Weg genommen, wäre heute Saalbach in Schneenot und Tschiertschen würde uneingeschränkt vom sonnigen Wetter profitieren.

Klaus Marquardt von MeteoNews liefert im «Blick» die Details. Das Hochdruckgebiet habe sich damals näher an der Schweiz befunden, weshalb nur wenige Gebiete nahe der österreichischen Grenze etwas vom grossen Schnee abbekommen hätten. Tschiertschen, obschon nur 30 Kilometer von der Landesgrenze entfernt, gehörte nicht dazu. 

Die feuchte Atlantikluft sei am österreichischen Alpennordhang gestaut worden, etwa im Dachsteingebirge oder, wie gesehen, in den Skigebieten Saalbach-Hinterglemm sowie den damit verbundenen Leogang und Fieberbrunn.

Auch der Klimawandel hat seinen Anteil

Und selbst die näher an der Schweiz gelegenen Bundesländer Tirol und Vorarlberg haben keine Schneesorgen. Die starken Niederschläge machten Anfang Februar tatsächlich praktisch an der Grenze Halt.

Letztlich sind aber nicht nur Wetterkapriolen verantwortlich für die Situation, sondern auch langfristige Trends. Die Klimaerwärmung führt dazu, dass die durchschnittliche Schneehöhe seit Langem sinkt. Und wenn schon wenig liegt, braucht es weniger, bis die Hänge im Februar grün sind, wie mittlerweile in vielen Schweizer Skigebieten.