Lernender totDas Bezirksgericht Dietikon verurteilt zwei Bauarbeiter
Monique Misteli
10.11.2022
Das Bezirksgericht Dietikon hat Bauarbeiter wegen eines Arbeitsunfalls im Jahr 2019 auf einer Baustelle in Dietikon ZH verurteilt. Dabei ist ein Lernender ums Leben gekommen.
Monique Misteli
10.11.2022, 15:14
10.11.2022, 15:39
SDA / mmi
Das Bezirksgericht Dietikon hat am Donnerstag zwei Bauarbeiter wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen.
Ein dritter Beschuldigter wurde freigesprochen. Bei einem Unfall auf einer Baustelle in Dietikon war im Dezember 2019 ein Lernender ums Leben gekommen, als ungesicherte Betonwandelemente umstürzten.
Gemäss «Blick» handelt es sich beim ersten Verurteilten um einen 70-jährigen Kosovo-Albaner, damals Polier und Kranführer. Laut Anklageschrift hatte er mit dem Kran die über zwei Tonnen schweren Betonelemente auf die Baustelle abgeladen. Damit sie nicht kippten, lehnte er sie an einen Materialcontainer. Doch später hob er den Container wieder weg und stellte vier Elemente ohne Sicherung senkrecht hin. Er war gleichzeitig auch verantwortlich für den Lernenden. Er hätte verhindern müssen, dass dieser sich bei der Arbeit in Gefahr bringt.
Die zwei weiteren Angeklagten, zwei Portugiesen (22 und 36), lösten den Sturz der Betonelemente aus. Der Ältere der beiden ist Maschinenbauführer. Er führte mit dem Bagger den Transport der Platten aus. Der jüngere ist Hilfsarbeiter. Auf einer Leiter hängte er die Betonelemente an den Bagger. Bereits beim ersten Element kippte die Betonwand um und fiel gegen das zweite Element, sodass dominoartig alle vier umfielen und Yves Radakovits (†15) unter sich begruben.
Die Familie des Opfers erhebt schwere Vorwürfe
«Blick» hat vor dem Prozessbeginn mit der Familie des Verstorbenen gesprochen. Es dauerte beinahe drei Jahre, bevor der Fall vor Gericht landete. Für die Angehörigen ist seither nichts mehr, wie es war. «Wir sind müde und enttäuscht», sagt Yves Vater Christian Radakovits (52) zu «Blick».
Zur Trauer sei auch die Wut auf die Verantwortlichen der beiden beteiligten Firmen und die drei Angeklagten gekommen. Christian Radakovits sagt: «Ich kann diese Menschen nicht verstehen. Darunter sind auch Familienväter, trotzdem haben sie kein Mitgefühl.» Denn die Einsicht, dass sie etwas falsch gemacht hätten, fehle komplett.