Bundesrat will Klarheit Das Zertifikat wird auch im Job wichtig, doch wie wichtig genau?

lmy

27.8.2021

Maskenproduktion in einem Genfer Sozialunternehmen: Wer das Covid-Zertifikat am Arbeitsplatz überprüft, ist noch unklar.
Maskenproduktion in einem Genfer Sozialunternehmen: Wer das Covid-Zertifikat am Arbeitsplatz überprüft, ist noch unklar.
KEYSTONE

Das Covid-Zertifikat soll auch am Arbeitsplatz zum Einsatz kommen. Der Arbeitgeberverband begrüsst dies, aber es bestehen noch viele Unklarheiten.

lmy

27.8.2021

Der Bundesrat will den Einsatz des Covid-Zertifikats ausdehnen – etwa auf Innenräume von Restaurants und Veranstaltungen. Und auch der Arbeitsbereich ist betroffen, wobei hier die Nutzung erst noch in Abklärung ist. In der Arbeitswelt gebe es Unsicherheiten dazu, darum «soll mit einer Verordnungsbestimmung Klarheit geschaffen werden», wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) SRF mitteilt.

Denn dazu gab es bislang keine Rechtsgrundlage. Im Mai hatte der Bundesrat einen Einsatz des Zertifikats am Arbeitsplatz noch explizit ausgeschlossen. An einer Medienkonferenz am Donnerstag sagte Berset dazu, es gehe nicht um eine Pflicht für die Arbeitnehmenden.

Doch zumindest sollen Arbeitgeber das Vorhandensein eines Zertifikats prüfen dürfen, wenn es «der Festlegung angemessener Schutzmassnahmen oder der Umsetzung des Testkonzepts» dient, wie der Bundesrat schreibt. Für öffentliche Institutionen wie Verwaltungen oder Schulen wären die Hürden dabei höher als für Privatunternehmen.

In Spitälern schon im Einsatz

Damit kommt der Bundesrat einem Anliegen des Arbeitgeberverbandes nach. Das Covid-Zertifikat im Arbeitsbereich würde es den Arbeitgebenden erlauben, «grossflächig differenzierte Schutzkonzepte für Geimpfte und Ungeimpfte einzuführen». Diese sollen für Geimpfte und Ungeimpfte massgeschneidert werden. So lasse sich auch das Risiko eines weiteren Lockdowns abwenden.



In einigen Spitälern und Heimen brauchen Angestellte schon heute ein Zertifikat – oder sie müssen sich regelmässig testen lassen. Der Kanton Genf erregte vor einigen Tagen Aufsehen, als er Pflegefachkräften, die einen Test verweigern, mit einer Versetzung und gar mit einer Busse drohte.

Doch wie genau das Zertifikat am Arbeitsplatz eingesetzt wird und wer die Prüfung durchführt, bleibt unklar. Das BAG teilt dem «Tages-Anzeiger» mit, dass dies «im Einzelfall unter Berücksichtigung der örtlichen und betrieblichen Gegebenheiten» geklärt werden solle. Das sei bei Bürogebäuden mit zentralem Eingang einfacher als bei weitläufigen Arealen oder Baustellen, befindet die Zeitung.

Viele offene Fragen

Anders als der Arbeitgeberverband ist der Schweizerische Gewerbeverband gegen einen Einsatz des Covid-Zertifikats am Arbeitsplatz. So würden Arbeitgeber zu Polizisten, und eine solche Kontrolle sei ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte des Arbeitnehmers, sagt Direktor Hans-Ulrich Bigler dem «Tages-Anzeiger». Zudem sei es nicht möglich, eine solche Überwachung ohne Diskriminierung durchzuführen, sagt Bigler weiter.

Auch Travail.Suisse, der Dachverband der Arbeitnehmenden, sieht Probleme bei der Idee. So stellten sich etwa praktische Fragen, etwa bei Datenschutz – unter anderem dürfe der Arbeitgebende nicht erfahren, welche Mitarbeitenden geimpft seien und welche nicht.

Die Gewerkschaft Unia begrüsst, dass der Bundesrat diese Fragen klären will. «Uns ist noch nicht klar, ob es allenfalls nur um Einrichtungen wie Spitäler geht oder um die ganze Wirtschaft», sagt Sprecher Serge Gnos. Doch sobald ein Zertifikat am Arbeitsplatz zum Einsatz käme, müsste der Zugang zu kostenlosen Tests für die Arbeitnehmer gewährleistet bleiben.

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