Befangen? Der Banken-Experte von Keller-Sutter erhält Geld von der CS

smi

31.3.2023

Keller-Sutter: «Ich habe selber ein Konto bei der CS»

Keller-Sutter: «Ich habe selber ein Konto bei der CS»

Finanzministerin Karin Keller-Sutter gehört zum Kundenkreis der Credit Suisse. «Ich habe selber ein Konto bei der CS», sagte sie am Sonntag in Bern auf eine Journalistenfrage.

20.03.2023

Finanzministerin Karin Keller-Sutter hat einen Professor der Uni St. Gallen damit beauftragt, die CS-Rettung aufzuarbeiten. Brisant: Das Institut des Finanze-Experten wird von der Credit Suisse finanziert. 

smi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Bundesrätin Karin Keller-Sutter hat bei Manuel Ammann, Professor der Uni St. Gallen, eine «Auslegeordnung» in Auftrag gegeben, wie es zum Fall der CS kommen konnte.
  • Der Finanzmarkt-Experte steht auch einem Institut der Uni St. Gallen vor, das von der Credit Suisse 10 Millionen Franken Startkapital erhalten hat.
  • Das Eidgenössische Finanzdepartement sieht darin kein Problem.
  • Staatsrechtsprofessor Markus Müller hingegen sieht die Glaubwürdigkeit von Ammans Analyse dadurch beeinträchtigt.

Bundesrätin Karin Keller-Sutter musste die Rettung der Credit Suisse im Rekordtempo orchestrieren. Offenbar ist es auch ihr zu schnell gegangen. Deshalb hat sie vergangene Woche einen Experten beauftragt, ihr eine Auslegeordnung zu machen, wie die CS so tief in die Krise schlittern konnte. Dies hat sich Radio SRF erzählt

Den Job erhalten hat Manuel Ammann, Professor für Finanzen an der Universität St. Gallen. Er ist ein ausgewiesener Fachmann für das Bankwesen, hat an verschiedenen Universitäten und Instituten geforscht und gelehrt. Laut SRF hat er sich auch mit der Too-Big-to-Fail-Regeln beschäftigt.

Brisant an der Personalie: Ammann ist auch einer der Leiter des Center for Financial Services Innovation. Gegründet wurde das Zentrum 2021 von der Uni St. Gallen mit 10 Millionen Franken Startkapital von der Credit Suisse.  

Zweifel an Unabhängigkeit

Ist ein Professor, der an einem Zentrum lehrt und forscht, das von der CS finanziert worden ist, wirklich unabhängig, wenn es darum geht, das Geschäftsgebaren derselben Bank zu beurteilen?

Ja, findet das Eidgenössische Finanzdepartement EFD. Ammans Expertise und Kenntnis des Schweizer Finanzplatzes qualifiziere ihn für diese Aufgabe. Sein wissenschaftlicher Auftrag werde durch die Finanzierung des Instituts nicht infrage gestellt, gibt SRF die Antwort des EFD wieder.

Ja, sagt auch Ammann selber. Dem Radio SRF schreibt er: «Mein Beitrag wird wie immer aus einer unabhängigen, wissenschaftlichen Perspektive erfolgen.» Nicht das CS-finanzierte Center for Financial Services Innovation erstellt die Studie, sondern das Institut für Banken und Finanzen, ebenfalls an der Uni St. Gallen. 

Nein, findet hingegen Markus Müller, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht sowie öffentliches Verfahrensrecht an der Universität Bern. Privat finanzierte Lehrstühle seien ihm ein Dorn im Auge, schreibt SRF. Ein Wissenschaftler sei immer angreifbar, weil man ihm Abhängigkeit unterstellen könne. Auch wenn er nach bestem Wissen und Gewissen sehr gute Arbeit leiste.

Gut möglich, dass sich Ammann dereinst diesen Vorwürfen stellen muss. Das EFD ergänzt, seine Studie sei nur ein Teil der Analyse des Untergangs der CS.