Holcim-Areal Räumung im Gange – Besetzer werfen Steine auf Polizisten

gsi, sda

30.3.2021 - 13:50

Grossaufgebot der Polizei vertreibt Umweltschützer im Waadtland

Grossaufgebot der Polizei vertreibt Umweltschützer im Waadtland

Seit heute Morgen räumen Einsatzkräfte ein Aktivisten-Camp auf dem Hügel Mormont bei Eclépens VD. Die Umweltschützer protestierten gegen die Ausbaupläne des Zementkonzerns Holcim.

30.03.2021

Seit Oktober letzten Jahres besetzen Klimaaktivisten den Hügel Mormont im Waadtland. Am Morgen hat die Polizei mit der Räumung begonnen – seit Mittag fliegen nun Steine.

Keystone-SDA, gsi, sda

Die Räumung des Hügels Mormont bei Eclépens und La Sarraz in der Waadt ist seit dem Dienstagmorgen im Gange. Die Polizei traf im Morgengrauen ein, um die Umweltaktivisten zu vertreiben, die den Hügel seit Oktober besetzt halten.

Die Aktivisten wollen das Ökosystem dort vor der Zerstörung durch den Zementkonzern Holcim schützen. 

Die Polizisten sind mit Helmen und Schutzschilden bewehrt wie Einträge auf dem Twitter-Account der Waadtländer Kantonspolizei zeigen. An den Dorfeingängen zu Eclépens VD und La Sarraz VD wurden Barrikaden, Umleitungen und Durchsuchungsstellen eingerichtet, um den Zugang zu begrenzen.

Holcim betreibt am Mormont einen Steinbruch und will ihn ausweiten. Allerdings muss das Unternehmen dafür zuerst einen Bundesgerichtsentscheid abwarten.

Im vergangenen Juli hatten Nichtregierungsorganisationen beim Bundesgericht Einspruch gegen die Ausbaupläne des Zementkonzerns eingereicht. Der Kanton hiess den Ausbau bereits gut.

Sowohl Holcim als auch die Gemeinde La Sarraz leiteten rechtliche Schritte ein, um die Aktivisten zu vertreiben. Diese versuchten, in Berufung zu gehen, jedoch ohne Erfolg, was den Weg für ihre Räumung am 30. März ebnete.

Baumhütten und Hängematten

Deshalb hatten die Aktivisten in den vergangenen Tagen aufgerufen, dass sich ihnen so viele Menschen wie möglich anschliessen. Um der Polizei die Arbeit zu erschweren, errichteten sie ausserdem Barrikaden und Baumhütten und hängten Hängematten in den Bäumen auf.

Die Unterstützung für die Aktivisten hatte sich in den letzten Tagen vervielfacht. So demonstrierten am Freitag in Lausanne mehr als 1'000 Personen für das Anliegen.

Auch die Politik ist mobilisiert: Im Grossen Rat wurde eine Motion eingereicht. Zudem wurde ein offener Brief, der von fast 130 Mandatsträgern unterzeichnet wurde, an die Waadtländer Regierung geschickt.

Steine gegen Polizisten

Die Polizei hat am Dienstag um 11.45 Uhr zum Sturm auf das Protest-Camp im Holcim-Steinbruch im Kanton Waadt angesetzt. Dabei setzte sie Tränengas und Gummischrot gegen die rund 150 Besetzer ein. Diese revanchierten sich mit Steinen und Rauchbomben.

Ungefähr hundert Polizisten in Kampfmontur erstürmten kurz vor Mittag das Lager der Protestierenden auf dem Hügel Mormont bei Eclépens und La Sarraz. Um die Hauptbarrikade der Besetzer zu entfernen, wurde eine Kettensäge eingesetzt. Anschliessend wurde das Lager umstellt.

Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA beobachtete, betrat die Polizei das Lager über andere andere Zugänge, unter anderen über den von Holcim betriebenen Steinbruch. Zuvor hatte die Polizei über eine Stunde am Eingang des Lagers gestanden, ohne einzugreifen.

Als die Besetzer damit begannen, Steine, Projektile und Rauchbomben in Richtung Polizei zu werfen, warnte die Polizei, dass sie Tränengas und Gummigeschosse einsetzen würde.