Kalte Jahre Der Klimawandel macht nur scheinbar Pause

smi

10.1.2022

Dieses Foto entstand 2004, einer Zeit, in der sich die Klimaerwärmung verlangsamte. Doch nach jedem Temperaturrückgang erwärmte sich die Atmosphäre umso stärker. 
Dieses Foto entstand 2004, einer Zeit, in der sich die Klimaerwärmung verlangsamte. Doch nach jedem Temperaturrückgang erwärmte sich die Atmosphäre umso stärker. 
KEYSTONE

Die Klimaerwärmung legt Pausen ein. Leider ist das kein Grund zur Entwarnung. Was es mit den Klimapausen auf sich hat, erklärt ein Atmosphärenforscher der ETH.

smi

10.1.2022

Die Nachricht könnte ein Hoffnungsschimmer für den Planeten sein, oder zumindest Wasser auf die Mühlen der Klimaskeptiker: Die Temperaturkurve des EU-Klimawandel-Dienstes Copernicus zeigt für das Jahr 2021 nach unten.

Erzielen die getroffenen Massnahmen der Weltgemeinschaft also doch bereits Wirkung? Reto Knutti winkt ab: «Der stabile Trend ist durch die natürliche Variabilität zu erklären», zitiert der «Tages-Anzeiger» den Klimaforscher der ETH.

Die vergangenen sieben Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Messungen. Und auch sieben Jahre seien ein viel zu kurzer Zeitraum, um verlässliche Prognosen zur Entwicklung des Klimas zu erlauben.

Wo die kalten Jahre herkommen

Als natürliche «Störfaktoren» nennt der Artikel im Tages-Anzeiger die Sonneneinstrahlung, Vulkanausbrüche, veränderte Temperaturen der Ozeane sowie Druckschwankungen in der Atmosphäre, wie sie «El Niño» und «La Niña» mit sich bringen. El Niño sorgt für besonders warme Phasen. La Niña war beispielsweise im Zeitraum 2020–21 aktiv und senkte die Temperatur, indem sie die Wasseroberfläche des Pazifischen Ozeans kühlte, wie die NZZ ausführt.

Im 20. Jahrhundert legte die Erwärmung der Erdatmosphäre immer wieder Pausen ein. So gab es unmittelbar nach der Jahrtausendwende eine kältere Phase und selbst von 1998 bis 2012 verlangsamte sich der Klimawandel.

Die globale Temperatur sank immer wieder. In der Summe wird es auf der Erde trotzdem immer wärmer.
Die globale Temperatur sank immer wieder. In der Summe wird es auf der Erde trotzdem immer wärmer.
Copernicus Climate Change Service

Doch der Blick in die Vergangenheit zeigt auch: Nach jeder Pause beschleunigte sich der Temperaturanstieg wieder. Nach 2012 stiegen die Temperaturen umso stärker. In der Summe ist der Trend unübersehbar.

Seit 1850 stieg die durchschnittliche Temperatur der Erdatmosphäre um knapp 1,2 Grad. Mit dem Klimaabkommen von Paris haben fast alle Staaten vereinbart, den Anstieg bis ins Jahr 2100 1,5 Grad nicht überschreiten zu lassen.

Jenseits dieser Grenze prognostizieren Klima-Forschende Kettenreaktionen, welche die Temperatur noch weit stärker ansteigen lassen werden, als sie dies seit 1850 tut.