ÖV-Preise werden flexiblerJetzt kannst du mit Prepaid-Abo und Homeoffice-GA Zug fahren
Von Lukas Meyer
2.9.2021 - 06:45
Guthaben, Preisdeckelung oder Homeoffice-GA: Um die Kunden in den öffentlichen Verkehr zurückzuholen, testet die Branche neue Formen von Preisen und Abos.
Keystone-SDA, Von Lukas Meyer
02.09.2021, 06:45
02.09.2021, 14:05
Lukas Meyer
Der öffentliche Verkehr hat in der Corona-Pandemie gelitten. Die Nutzerzahlen sind eingebrochen, die Bedürfnisse und das Mobilitätsverhalten der Kund*innen haben sich geändert. Um sie zurückzugewinnen, testen die ÖV-Unternehmen neue Preis- und Abo-Formen.
Bereits vor einem Jahr verlangte Preisüberwacher Stefan Meierhans mehr Flexibilität von der Branche. Sie müsse sich auf neue Realitäten einrichten und flexible Angebote bereitstellen.
Nun hat die Branche reagiert. An einer Medienkonferenz präsentierten Transportunternehmen, Tarifverbünde und die Organisation Alliance Swiss Pass eine Reihe von Tests. Einige sind schon abgeschlossen oder laufen noch, die meisten sind regional begrenzt.
Ziel ist es, die Auslastung der Verkehrsmittel zu verbessern und Kund*innen zurück in den öffentlichen Verkehr zu holen. Die Erholung habe zwar eingesetzt, aber der Umsatz liege 10 Prozent und die Passagierzahlen 25 Prozent unter dem Niveau von 2019, heisst es in einer Mitteilung von Alliance Swiss Pass.
Ob die Vorschläge definitiv kommen, entscheide der Markt. «Wenn er gut reagiert, können sie schnell eingeführt werden», sagte Helmut Eichhorn, Geschäftsführer der Branchenorganisation Alliance Swiss Pass an der Medienkonferenz.
Preisüberwacher Stefan Meierhans freut sich, dass sich die Branche bewegt, auch wenn das reichlich spät komme. «Ich hoffe, dass solche Ideen nicht nur als Markttest geprüft werden, sondern sich schnell durchsetzen», sagte er dem «Tages-Anzeiger».
Die folgenden Ideen testet die Branche:
Nationales Prepaid-Abo
Auf nationaler Ebene sollen bis zu 1200 Kund*innen ab November das Angebot eines ÖV-Guthabens testen. Zwei Grössen stehen dabei zur Auswahl: 3000 Franken Guthaben zum Preis von 2000 Franken und 1000 Franken Guthaben zum Preis von 800 Franken.
Sie sollen diese im Voraus ermässigt erwerben und damit anschliessend während eines Jahres persönliche Billette und Tageskarten beziehen. Falls das Guthaben nicht voll genutzt wird, bekommt man die Differenz zurückerstattet.
Regionales Prepaid-Abo
Im Tarifverbund Zug wird ein ähnliches Modell auf regionaler Basis getestet, bei dem Kund*innen ein Guthaben von 500 Franken zum Preis von 400 Franken erwerben.
Preis-Deckelung
Mehrere regionale Projekte testen eine Deckelung des Preises. Dieses sieht vor, dass die Fahrtkosten der Kund*innen bei einem bestimmten Betrag gedeckelt werden. Ist der Preisdeckel erreicht, sind sämtliche weiteren Fahrten kostenlos. Ein Preis-Capping kann auf Tages-, Wochen-, Monats- oder Jahresbasis bestehen und sich auf einen bestimmten Betrag oder eine Anzahl Fahrausweise beziehen.
Wahltage-Abo
Zudem führen die Tarifverbünde in der Waadt und in Freiburg ein Wahltage-Abo ein. Diese sind nicht an jedem Tag der Laufzeit gültig, die Verbrauchstage können dafür frei ausgewählt werden.
Das sogenannte FlexiAbo wird als Abonnement für zwei oder drei Tage pro Woche angeboten und enthält 104 beziehungsweise 156 Nutzungstage. Die Kund*innen können den Reisetag bis zum selben Tag aktivieren und bis 23.59 Uhr am Vortag ändern oder stornieren.
Dieses «Homeoffice-GA» war eine Forderung von Preisüberwacher Meierhans. So könnten GA-Besitzer, die wegen des Coronavirus mehr im Homeoffice sind und sich fragen, ob sich eine Erneuerung des Abonnements überhaupt noch lohnt, bei der Stange gehalten werden.
Sparbillette
Neu gibt es auch regionale Sparbillette. Damit sollen die Kund*innen zu Fahrten ausserhalb der Stosszeiten motiviert werden. Der Luzerner Tarifverbund Passepartout hat dieses Konzept bereits unbefristet eingeführt und bietet Sparbillette auf fünf Strecken an.