Tod am Berg In diesen drei Regionen sterben die meisten Wanderer

uri

21.9.2022

In einer Übung bergen Retter der Rega einen verunfallten Wanderer. (Archiv)
In einer Übung bergen Retter der Rega einen verunfallten Wanderer. (Archiv)
Bild: Keystone

Immer mehr Menschen sterben beim Wandern in den Schweizer Alpen. In drei Regionen waren in den letzten Jahren besonders viele Opfer zu verzeichnen. Und: Männer über 60 scheinen besonders gefährdet zu sein. 

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Innerhalb nur einer Stunde – und gänzlich unabhängig voneinander – stürzten Mitte Juli zwei Personen auf dem Bergwanderweg unterhalb des Äschers im Alpstein in den Tod. Wenige Wochen zuvor war auf dem gleichen Weg bereits eine Wanderin zu Tode gekommen.

Meldungen wie diese über tödliche Wanderunfälle werden unterdessen nicht nur scheinbar mehr. Es zeichnet sich ein Trend ab, wie der «Tages-Anzeiger» aufgrund der Bergnotfallstatistiken des SAC ermittelt hat.

Am meisten Unglücke in der Region Alpstein

Demnach nehmen die tödlichen Wanderunfälle seit Jahren zu – erst im letzten Jahr gab es einen traurigen Rekord: 67 Personen starben 2021 bei Wanderunglücken, nachdem es 2020 noch 55 gewesen waren. Wie die Zeitung ermittelt hat, könnte es dieses Jahr noch mehr Tote im Gebirge geben. Derzeit seien es bereits nämlich mehr als 40 Todesopfer – und das, obwohl der Wanderherbst erst beginne.

Wie die Zeitung aufgrund der Daten von SAC und den Kantonspolizeien ermittelte, starben die meisten Personen in der Region Alpstein. Allein hier kamen in den letzten zehn Jahren demnach mindestens 33 Wanderer in den Bergen ums Leben. Auffallend viele Tote waren dabei beim Instagram-Hotspot Aescher zu verzeichnen: Hier starben in diesem Sommer fünf Personen innert nur fünf Wochen.

Ein weiterer Unglücks-Brennpunkt ist die Bergregion Mythen. Hier verunglückten laut der Datenanalyse seit dem Jahr 2012 16 Wanderer tödlich. Ebenfalls viele Tote gab es in der  Pilatus-Region, wo in den letzten 10 Jahren 11 Menschen bei Wanderungen den Tod fanden.

Immer mehr Schweizer*innen wandern

Die Ursachen für die Unglücke sind vielfältig. Allerdings lassen sich laut dem «Tages-Anzeiger» Tendenzen ausmachen, die für den Anstieg der Unglückszahlen ursächlich sind. Ein Grund dürfte nicht zuletzt sein, dass es immer mehr Menschen zum Wandern in die Berge zieht. Laut der Bevölkerungsbefragung «Sport Schweiz 2020» des Bundesamts für Sport BASPO, gaben in jenem Jahr demnach etwa 57 Prozent der Schweizer*innen an, dass sie wandern. Zwölf Jahre zuvor, im Jahr 2008, seien es nur 37 Prozent gewesen.

Die Wanderlustigen werden aber offenbar nicht nur mehr, sondern gehen laut den Einsatzkräften und Ortskundigen auch immer früher im Jahr in die Berge, also auch dann, wenn diese aufgrund der Schneeverhältnisse noch schwer begehbar seien. Häufig würden die Gefahren dabei nicht ernst genug genommen – vielen fehle es an Erfahrung und entsprechender Ausrüstung.

Männer über 60 besonders gefährdet

Selbstüberschätzung dürfte denn auch einer der Hauptgründe für die tödlichen Unfälle sein. So zeigten die SAC-Daten, dass in den letzten zehn Jahre bedeutend mehr Männer als Frauen beim Wandern gestorben seien – und das «obwohl gemäss Befragungen mehr Frauen den Volkssport ausüben». Frauen holen hier allerdings im Negativen auf, wie Pietro Cattaneo vom Verband «Schweizer Wanderwege» dem «Tages-Anzeiger» sagte. Man stelle nämlich fest, «dass sich die Unfallquote von Männern und Frauen immer mehr angleicht».

Ebenfalls für Selbstüberschätzung spricht eine weitere Zahl: Laut den SAC-Daten seien mehr als 40 Prozent aller tödlich Verunglückten 60 Jahre oder älter. Der Schluss der Experten: Viele würden sich beim Wandern übernehmen.