Covid-19-Pandemie Warum es beim Contact Tracing auf jeden Einzelnen ankommt

uri

23.6.2020

Das Contact Tracing Center (CTC) des Kantons Aargau am 15. Mai 2020 in Aarau. (Archiv)
Das Contact Tracing Center (CTC) des Kantons Aargau am 15. Mai 2020 in Aarau. (Archiv)
Bild: Keystone

Mit der Lockerung der Corona-Massnahmen kommt dem Contact Tracing eine entscheidende Rolle zu. Das kann das aber nur gelingen, wenn die Bevölkerung mitmache, mahnt ein Mediziner – gerade mit Blick auf Grossveranstaltungen.

Seit Montag sind die meisten Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus weitgehend aufgehoben. Um die Ansteckungszahlen nun im Griff zu behalten, kommt vor allem dem sogenannten Contact Tracing – der Rückverfolgung von Infektionsketten – grosse Bedeutung zu. Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Schweizer Kantonsärzte, legt dar, wo hierbei die grössten Probleme liegen.

Als «grundsätzlich zufriedenstellend» bezeichnet Hauri im Gespräch mit SRF die bisherigen Ergebnisse zum Contact Tracing. Allerdings, so der Zuger Kantonsarzt, zeigten die bisherigen Resultate auch, dass das Verfahren «sehr personalintensiv» sei. In einer Phase der Lockerung gelte das besonders, «weil dann die Kontakte einfach zunehmen und mehr Personen engen Kontakt haben».

Während des Lockdowns sei das nicht der Fall gewesen, so der Mediziner, denn dann hätte man immer nur «relativ wenige Kontakte pro Indexperson» untersuchen müssen.

Grosser Personalbedarf bei Lockerungen

Die derzeit grösste Herausforderung resultiere deshalb tatsächlich aus mehr Kontakten und geringerer Distanz, meint der Mediziner. Man sei zwar inzwischen vorbereitet, doch müsse man etwa bei Grossveranstaltungen an «das Verhalten der Personen appellieren» und sollte auch bei «solchen Ereignissen Kontaktangaben zu den Personen haben».



Selbst wenn man genügend Personal habe, helfe das nicht, wenn man bei der Rückverfolgung nicht wisse, wo ansetzen. Da man die Menschen bei grösseren Veranstaltungen grundsätzlich nicht kenne, sei es ohne Teilnehmerliste «unmöglich, eine Rückverfolgung zu machen». An einer entsprechender Dokumentation der Personaldaten führe bei bei Grossveranstaltungen deshalb kein Weg vorbei.

Erkältungssymptome bedürfen Abklärung

Ein weiteres Problem liegt laut Hauri darin, herauszufinden, wer sich überhaupt angesteckt habe. Das könne man nur herausfinden, wenn eine «Person sich auch tatsächlich in Behandlung begibt und getestet» werde. Deshalb müsse die Bevölkerung weiterhin mitmachen. «Symptome wie Halsschmerzen, Schnupfen oder Fieber» bedürften einer Abklärung beim  Arzt.

Wenn man das nicht wolle, müsse man bei diesem Krankheitsbild davon ausgehen, dass man mit dem Coronavirus infiziert sei, und sich in Selbstisolation begeben. Es spiele «eine grosse Rolle, dass man überhaupt merkt, dass man angesteckt ist», appelliert Hauri an die Achtsamkeit der Bevölkerung. 

Ab Donnerstag, 25. Juni ist ein weiteres Werkzeug verfügbar, das helfen soll, Übertragungsketten zu unterbrechen: Die SwissCovid App für Mobiltelefone steht dann laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) im Apple Store und Google Play Store zum Download bereit.

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