Novavax-BestellungDie Schweiz muss auf den neuartigen Impfstoff warten
Von Andreas Fischer
20.5.2021
Proteinbasierte Corona-Impfstoffe sollen im Kampf gegen Mutationen besonders gut helfen. Doch die Zulassung verzögert sich. Auch die Schweiz muss auf ihre Millionenbestellung warten.
Von Andreas Fischer
20.05.2021, 14:16
20.05.2021, 14:21
Andreas Fischer
«Es muss davon ausgegangen werden, dass Auffrischimpfungen notwendig sein werden», ist man sich beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) sicher. Sprecherin Masha Maria Foursova erklärt «blue News»: «Es ist bisher bekannt, dass der Impfschutz mindestens sechs Monate anhält. Wir gehen davon aus, dass er noch länger dauert. Das BAG verfolgt eng die Daten laufender Studien.»
Fachleute halten Covid-19-Vakzine auf Proteinbasis als besonders geeignet für allfällige Drittimpfungen zur Auffrischung – etwa, wenn neue Mutationen des Coronavirus entstehen. Die Impfstoffe können unter anderem beliebig oft verimpft werden, ohne dass schwerwiegende Nebenwirkungen zu erwarten sind.
Das BAG bestätigt diese Einschätzung: «Proteinbasierte Impfstoffe sind in der Regel wirksam, sicher und gut verträglich. Sie werden schon seit Jahren eingesetzt. Es gibt dadurch viel Erfahrung im Einsatz von solchen Impfstoffen.»
Sechs Millionen Dosen bestellt
Doch die Impfstoffe auf Proteinbasis lassen noch etwas auf sich warten. Anfang der Woche teilte der französische Pharmakonzern Sanofi zwar mit, bei der Entwicklung seines Corona-Impfstoffs grosse Fortschritte zu machen. Ein Markteintritt sei jedoch nicht vor dem vierten Quartal 2021 zu erwarten.
Die Schweiz hat ebenfalls einen proteinbasierten Impfstoff bestellt, allerdings beim US-Unternehmen Novavax. Noch Anfang Februar war das BAG optimistisch, dass die ersten Lieferungen des Vakzins bereits im zweiten Quartal in der Schweiz ankommen.
Die Behörde hatte verkündet, einen Vorvertrag über 6 Millionen Dosen abgeschlossen zu haben. Der finale Vertrag sei zwar noch immer nicht unterzeichnet, «der Vorvertrag ist jedoch verbindlich», so BAG-Sprecherin Masha Maria Foursova.
In der Schweizer Impfstrategie spielt das Vakzin von Novavax nicht die Hauptrolle: «Der Fokus der schweizerischen Impfstoff-Strategie liegt auf hochwirksamen, sicheren und verträglichen mRNA-Impfstoffen», erklärt Foursova. Dennoch sollen auch andere Impfstoffe zum Einsatz kommen, «insbesondere für Personen, die eine Unverträglichkeit von mRNA-Impfstoffen aufweisen».
Noch kein Zulassungsgesuch von Novavax
Noch ist keine einzige Novavax-Dosis in der Schweiz angekommen, das wird sich so schnell auch nicht ändern. Klinische Studien laufen zwar und zeigen vielversprechende Ergebnisse, einen Antrag auf Zulassung hat Novavax aber noch nicht gestellt. Laut Foursova werden «die Resultate der klinischen Studien der Phase drei in den kommenden Monaten erwartet». Und dann muss der Impfstoff erst noch zugelassen werden.
Was ist ein «Rolling Review»?
Beim «Rolling Review»-Verfahren können Arzneimittelhersteller schon vor dem vollständigen Zulassungsantrag einzelne Berichte über die Qualität, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit ihres Präparats einreichen statt erst am Schluss. Das macht das Verfahren schneller, aber nicht unsicherer.
Das kann noch einige Monate dauern. Swissmedic sind im Moment gewissermassen die Hände gebunden. Die Zulassungsbehörde wird nur aktiv, wenn ein Hersteller ein Zulassungsgesuch einreicht. Im Fall von Novavax ist das noch nicht geschehen. Zwar hat der Pharmakonzern nach eigenen Angaben bereits sogenannte «Rolling Review»-Verfahren bei einigen Zulassungsbehörden initiiert, etwa bei der für die EU zuständigen Europäische Arzneimittel-Agentur EMA.
Konkrete Zulassungsanträge für den Impfstoff NVX-CoV2373 wurden allerdings noch nicht gestellt. Dies sei laut Novavax im dritten Quartal 2021 geplant. Swissmedic hat «blue News» bestätigt, dass bislang kein entsprechendes Gesuch vorliege. Novavax hat die Frage, wann ein Zulassungsantrag in der Schweiz zu erwarten ist, bislang unbeantwortet gelassen und auch keine Angaben zum Lieferzeitplan gemacht.