Enorme Kriegsschäden Diese Schweizer Glasfirma will wieder in der Ukraine produzieren

twei

18.3.2023

Nicht nur dieser Hangar in Gostomel nahe Kiew wurde im Ukraine-Krieg zerstört, sondern auch eine nahegelegene Produktionsstätte des Schweizer Glasbauers Vetropack.
Nicht nur dieser Hangar in Gostomel nahe Kiew wurde im Ukraine-Krieg zerstört, sondern auch eine nahegelegene Produktionsstätte des Schweizer Glasbauers Vetropack.
Bild: EPA/Oleg Petrasyuk

Bis zum Kriegsausbruch in der Ukraine produzierte die Schweizer Firma Vetropack nahe der Hauptstadt Kiew. Allen Kriegsschäden zum Trotz will das Unternehmen die Produktion bald wieder aufnehmen.

twei

Mehr als 2000 Kilometer liegen zwischen Zürich und dem ukrainischen Gostomel. Eine Anreise mit dem Auto würde fast einen ganzen Tag dauern. Für die Schweizer Firma Vetropack hat die ukrainische Siedlung nahe Kiew trotzdem eine grosse Bedeutung – besser gesagt hatte. Bis Februar 2022 arbeiteten etwa 600 Mitarbeitende für Vetropack, das seinen Hauptsitz im zürcherischen Bülach hat, in einem Glaswerk Gostomel.

Doch mit dem Beginn des russischen Angriffskrieges war an einen normalen Betrieb nicht mehr zu denken – besonders weil Gostomel nahe Irpin und Butscha liegt. Dort forderte der Krieg besonders viele Opfer. Auch das Glaswerk von Vetropack geriet unter heftigen Raketenbeschuss. Eine Produktion war nicht länger umzusetzen.

«Der Kriegsausbruch in der Ukraine hatte für uns nochmals eine andere Dimension. Niemand hätte vor dem 24. Februar 2022 damit gerechnet», lässt sich Johann Reiter, Geschäftsführer von Vetropack, von «SRF» zitieren. Und das, obwohl man durch die Corona-Pandemie im Umgang mit Krisen schon abgehärtet gewesen sei.

Schweizer Unternehmen richtete Fonds ein

Weil die Produktion infolge des Krieges gestoppt werden musste, zwang es Reiter zu personellen Massnahmen. Zwei Drittel der ukrainischen Arbeiterinnen und Arbeiter verloren ihre Beschäftigung. «Wenn man nicht mehr in der Lage ist, die Leute zu bezahlen, ihnen Arbeit zu geben, dann muss man rational entscheiden», begründet der Vetropack-Geschäftsführer in der Rückschau.

Trotzdem gab das Unternehmen die Mitarbeitenden nicht auf, unterstützte sie mit einem Fonds. Insgesamt brachte es der Fonds auf knapp eine Million Franken. Auch Vetropack kam der Produktionsausfall teuer zu stehen. 31 Millionen Franken Abschreibungen waren die Konsequenz. Weil Glas trotzdem stark nachgefragt ist, sind die wirtschaftlichen Folgen aber wenig gravierend: Vetropack verbucht trotz der Produktionseinbussen im ukrainischen Gostomel weiter Gewinne.

Der Schweizer Glasbauer Vetropack will bald auch wieder in der Ukraine produzieren.
Der Schweizer Glasbauer Vetropack will bald auch wieder in der Ukraine produzieren.
Bild: Keystone/Jean-Christophe Bott

Und gemäss der Pläne des Schweizer Unternehmens soll es auch im ukrainischen Werk bald wieder los gehen. «Wir gehen davon aus, dass wir noch in diesem Jahr wieder mit der Produktion in der Ukraine starten können», stellt Johann Reiter zuversichtlich in Aussicht. Sofern die Reparatur von zwei Schmelzwannen gelinge, stehe einer Wiederaufnahme der Produktion laut Reiter nichts mehr im Weg – vorausgesetzt, Kiew wird nicht erneut von Russland unter Beschuss genommen.