Spital-Statistik 2022 Dreimal mehr Menschen mit Corona hospitalisiert, als das BAG vermeldete

tgab

24.11.2023

Ärzte und Pflegepersonal wechseln die Lungenersatz-Maschine (ECMO ) eines Covid-Patienten auf der Covid-19-Intensivstation des Stadtspitals Zürich.
Ärzte und Pflegepersonal wechseln die Lungenersatz-Maschine (ECMO ) eines Covid-Patienten auf der Covid-19-Intensivstation des Stadtspitals Zürich.
Gaetan Bally/KEYSTONE (Archivbild)

Schon während der ersten beiden Pandemiejahre meldete das BAG deutlich zu tiefe Zahlen betreffend hospitalisierter Covid-19-Patienten. Für das Jahr 2022 ist die Diskrepanz zu den Zahlen der Spitäler noch grösser.

tgab

24.11.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Spital-Statistik 2022 meldet eine dreimal höhere Zahl an hospitalisierten Patienten mit der Diagnose Civid-19, als das BAG.
  • Die Differenz könnte in den Umstände beim Melden der Daten begründet sein.
  • Deutliche Entlastung gab es auf den Intensivstationen sowohl was die Zahl der Covid-19-Patienten als auch die Verweildauer angeht.

Mit den neuen «Statistiken der Spitalbetriebe» liegen dem Bundesamt für Statistik (BFS) erstmals Daten für das Jahr 2022 vor. Darin wird deutlich: Die Zahlen der Spitäler zu den hospitalisierten Covid-Patienten liegen dreimal so hoch, wie die Zahlen, die das BAG dazu veröffentlicht hat.

Im Jahr 2022 wurden nach der neuesten Spitalstatistik 68'632 Personen mit der Diagnose Covid-19 hospitalisiert. Das sind über 80 Prozent mehr als 2021 (37'770) und 2020 (34'834). 

Der Anteil der Personen, die mit einer Covid-19-Diagnose hospitalisiert wurden und im Spital verstarben, ging jedoch deutlich zurück. Er lag 2022 bei 5,5 Prozent gegenüber 9,6 Prozent im Jahr 2021 und 12,8 Prozent im Jahr 2020.

Deutliche Entlastung auf den Intensivstationen

Die Zahl der Personen, die mit einer Covid-19-Diagnose hospitalisiert wurden und eine intensivmedizinische Behandlung benötigten, fiel mit 8,8 Prozent deutlich geringer aus als 2021  mit 14,3 Prozent. Das lag sowohl an der Impfkampagne als auch an der Verbreitung der weniger gefährlichen Omikron-Variante.

Auch die Verweildauer auf der intensivmedizinischen Abteilung ging stark zurück: Bei der Hälfte der Patient*innen, die 2022 intensivmedizinisch behandelt wurden, belief sich die Verweildauer auf maximal 60 Stunden, während es 2021 noch 165 Stunden gewesen waren.

2021 hatten 62,3 Prozent der Personen mit einer Covid-19-Diagnose Krankheiten des Atmungssystems aufgewiesen, 2022 belief sich dieser Wert nur noch auf 26,9 Prozent.

Mögliche Gründe für die Diskrepanz der Zahlen zum BAG

Das BAG wies für das Jahr 2022 lediglich 23'300 Hospitalisierungen mit der Diagnose Covid-19 aus, gegenüber den 68'632 Personen aus der Spital-Statistik 2022. Für die Jahre 2020 und 2021 ergab sich ein ähnliches Bild.

Die Differenz könnte in den Umstände beim Melden der Daten begründet sein. Die Spitäler stellen mit der Spitalstatistik ihre Leistungen in Rechnung, weshalb laut dem BFS angenommen werden kann, «dass die Daten vollständig und korrekt sind». Vor der Lieferung werden sie nochmals von den Kantonen kontrolliert.

Die täglichen Meldungen an das BAG hingegen sind für die Spitäler ein zusätzlicher administrativer Aufwand, unter Zeitdruck und mit dem Handicap Personalmangel erstellt. Das BAG bestätigt diesen Befund gegenüber dem «Tagesanzeiger». Die optimale Versorgung der Patienten habe Vorrang vor der Meldepflicht.