Abstimmungsumfrage «Ehe für alle» findet breite Zustimmung

SDA/sob

13.8.2021 - 06:02

Ganz vorne mit dabei ist an einer Kundgebung pro «Ehe für alle» am 26. Juni 2021 in Genf auch die Genfer Staatsrätin und Finanzvorsteherin Nathalie Fontanet (Mitte).
Ganz vorne mit dabei ist an einer Kundgebung pro «Ehe für alle» am 26. Juni 2021 in Genf auch die Genfer Staatsrätin und Finanzvorsteherin Nathalie Fontanet (Mitte).
Bild: Keystone

Gut sechs Wochen vor den nächsten Eidgenössischen Abstimmungen deutet eine Umfrage von «Tamedia» und «20 Minuten» auf ein deutliches Ja zur «Ehe für alle» und ein Nein zur 99-Prozent-Initiative der Juso hin.

Keystone-SDA, SDA/sob

Wäre Anfang dieser Woche abgestimmt worden, so hätten sich 64 Prozent der Befragten für die «Ehe für alle» ausgesprochen. Gegen die Vorlage waren 35 Prozent. Das Anliegen findet unter den Wählerinnen und Wählern aller Parteien Unterstützung – mit Ausnahme der SVP.

Frauen sind deutlicher dafür als Männer und Jüngere eher als Ältere. Mit der Änderung des Zivilgesetzbuches soll gleichgeschlechtlichen Paaren die Ehe ermöglicht werden.

Auf beiden Seiten gibt es je zwei Hauptargumente, wie aus der Umfrage von «Tamedia» und «20 Minuten» hervorgeht, die am Freitag publiziert wurde.

Längst normal oder eine Sünde?

Die Hälfte der Befürworterseite ist der Ansicht, Homo- und Bisexualität seien längst Normalität. Rund ein Drittel findet, der Staat dürfe nicht eine Lebensform einer anderen vorziehen. In der Gegnerschaft herrscht zum einen die Haltung vor, für homosexuelle Paare bestehe bereits die Möglichkeit der eingetragenen Partnerschaft. Zum anderen wird die Ehe ausschliesslich als Verbindung von Mann und Frau gesehen.

Juso-Initiative erreicht nur linkes Lager

Die 99-Prozent-Initiative der Juso zur Besteuerung von Kapitalgewinnen  stösst auf wenig Akzeptanz. Dies im Gegensatz zu anderen Juso-Initiativen, die jeweils mit viel Zuspruch gestartet waren und erst im Laufe der Zeit an Unterstützung verloren. 49 Prozent der Befragten lehnten die Initiative ab, 45 Prozent stimmten ihr zu, sechs Prozent waren noch unschlüssig. Die Vorlage geniesst nur im eigenen Lager – in der SP und bei den Grünen – Sympathie.

Als wichtigstes Argument führen die Gegnerinnen und Gegner an, eine stärkere Besteuerung der Kapitaleinkommen schade der Standortattraktivität der Schweiz und letztlich der ganzen Volkswirtschaft. Die Befürworterinnen und Befürworter wiederum argumentieren damit, dass die Vermögensschere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgehe und die Vorlage für mehr Verteilungsgerechtigkeit sorge.

Die Initiative mit dem vollständigen Titel «Löhne entlasten, Kapital gerecht besteuern» verlangt, dass Kapitaleinkommen wie Zinsen, Mieterträge oder Dividenden zu 150 Prozent besteuert werden. Dies bis zu einem bestimmten Schwellenbetrag zu 100 Prozent.

Die Resultate der Umfrage von «20 Minuten» und «Tamedia» stützen sich auf die Online-Antworten von 17'784 Personen aus der Deutschschweiz, der Romandie und dem Tessin vom 9. und 10. August. Die Daten wurden von den Politologen der Leewas GmbH nach demografischen, geografischen und politischen Variablen modelliert.

Über beide Vorlagen entscheidet das Stimmvolk am 26. September.