Davoser BergrestaurantJuden dürfen keine Schlitten mieten – Polizei ermittelt
SDA/dmu
12.2.2024 - 14:47
Das Bergrestaurant Pischa in Davos vermietet jüdischen Gästen keine Schneesportgeräte mehr. Die Bündner Kantonspolizei hat Ermittlungen aufgenommen wegen Verdacht auf Diskriminierung und Aufruf zu Hass.
Keystone-SDA, SDA/dmu
12.02.2024, 14:47
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Per Aushang in der Davoser Bergstation Pischa verbieten die Verantwortlichen jüdischen Gästen die Miete von Sportgeräten wie Schlitten.
Verschiedene «ärgerliche Vorfälle» hätten zur Massnahme geführt.
Die Bündner Kantonspolizei hat Ermittlungen wegen Verdacht auf Diskriminierung und Aufruf zu Hass aufgenommen.
Für den Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund ist ein neues «Level an Dreistigkeit» erreicht. Man wolle rechtliche Schritte einleiten.
Das Restaurant bei der Bergstation Pischa vermietet keine Schlitten, Airboards, Skis und Schneeschuhe mehr an jüdische Gäste. Diese werden in einem vor Ort aufgehängten Schreiben in hebräischer Sprache darüber informiert und despektierlich als «unsere Brüder» angesprochen, wie «20 Minuten» berichtet. Verschiedene «ärgerliche Vorfälle» hätten zum Vermietstop geführt, heisst es im Schreiben.
Die Medienstelle der Kantonspolizei Graubünden bestätigte der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage den Sachverhalt. Bei der Polizei sei dazu eine Mitteilung von einer Privatperson eingegangen. «Wir haben es als mögliches Offizialdelikt eingestuft und deshalb Ermittlungen aufgenommen», sagte Mediensprecher Roman Rüegg.
Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) sprach auf Anfrage von einem «neuen Level an Dreistigkeit». «Eine ganze Gästegruppe wird kollektiv abgekanzelt, aufgrund des Aussehens und der Herkunft», schrieb SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner in einer Stellungnahme.
Kein Einzelfall in Davos
Damit sei nicht nur eine moralische und geschmackliche Grenze überschritten. «Wir werden rechtliche Schritte beziehungsweise eine Anzeige nach Verstoss gegen die Rassismusstrafnorm einreichen», kündigte Kreutner an.
Für den Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund ist der Vermietstop kein Einzellfall. In Davos liege einiges im Argen. Es gebe Hotels, Restaurants und Läden, welche die jüdischen Gäste nicht herzlich willkommen heissen würden. «Erst letzten Sommer hat die lokale Tourismusorganisation die Zusammenarbeit mit uns und unserem Dialogprojekt auf Eis gelegt», schrieb der Generalsekretär.
Das Bergrestaurant und die Tourismusorganisation Davos Kloster waren bis Montagmittag für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Die Sportbahnen Pischa erklärten, beim Restaurant handle es sich um eine extern verpachtete Lokalität der Bergbahn. Das Unternehmen sei mit dem Sachverhalt nicht vertraut.
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