Einbruch bei Corona-Tests Bleiben die Infektionen bei Jungen unter dem Radar?

Von Gil Bieler und Anne Funk

23.10.2021

Wer feiern will, benötigt ein Zertifikat. Für Ungeimpfte bedeutet das testen – und zwar auf eigene Kosten.
Wer feiern will, benötigt ein Zertifikat. Für Ungeimpfte bedeutet das testen – und zwar auf eigene Kosten.
Bild: Keystone/Valentin Flauraud

Wer ungeimpft ist, muss seinen Corona-Test selbst bezahlen. Das könnte vor allem die jüngere Generation treffen, ist die Impfquote bei ihnen doch am geringsten. 

Von Gil Bieler und Anne Funk

23.10.2021

Seit dem 11. Oktober ist der Alltag für Ungeimpfte teurer geworden: Bis auf wenige Ausnahmen muss, wer sich auf Corona testen lässt, die Kosten dafür selber tragen.

Eine Folge: Die Zahl der durchgeführten Tests ist eingebrochen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zählte in der Woche vom 11. bis zum 17. Oktober 164'386 durchgeführte Tests in der Schweiz. Das ist ein Viertel weniger als in der Vorwoche. Ins Gewicht fällt hierbei vor allem der Rückgang bei den Antigen-Schnelltests für ein Zertifikat, deren Zahl um 50 Prozent gesunken ist.

Das BAG sieht darin allein allerdings noch keine besorgniserregende Entwicklung. «Tests für Zertifikate sind nicht primär für das Erkennen von Infektionen, sondern für das Vorbeugen von Infektionen an Orten, an denen Infektionen stattfinden könnten, gedacht», erklärt Mediensprecher Jonas Montani auf Nachfrage von blue News.



Doch die Entwicklung bei der jungen Generation könnte trotzdem Sorge bereiten: In den Alterskategorien der 10- bis 19-Jährigen und bei den 20- bis 29-Jährigen ist die Durchimpfungsrate am geringsten. Und das, obwohl das BAG allen Jugendlichen ab 12 Jahren eine Impfung empfiehlt.

So haben bis zum 17. Oktober lediglich 34,52 Prozent in der Altersgruppe 10 bis 19 mindestens eine erste Impfdosis erhalten, bei den 20- bis 29-Jährigen immerhin bereits 59,64 Prozent.

Fall- und Testzahlen sinken

Ausserdem bemerkenswert: In der Altersgruppe der 10- bis 19-Jährigen gab es einen auffälligen Rückgang der Fallzahlen. Während das BAG für die zweite Septemberwoche noch 4216 Neuinfektionen meldete, sind es etwas mehr als einen Monat später nicht einmal mehr ein Viertel davon, nämlich 997. Bei den 20- bis 29-Jährigen fiel die Zahl von 2616 auf 1095, also auf etwas weniger als die Hälfte. 

Ein Blick auf die durchgeführten Tests legt den Zusammenhang nahe, dass die niedrigen Fallzahlen durchaus etwas mit dem nun kostenpflichtigen Angebot zu tun haben. Während vor dem 11. Oktober noch ein deutlicher Anstieg der Tests zu verzeichnen war (20. bis 26. September: 34'655 bei den 10- bis 19-Jährigen, 57'316 bei den 20- bis 29-Jährigen), wurden in der Woche vom 11. bis 17. Oktober nur noch 20'460 beziehungsweise 34'493 verzeichnet.

Thomas Steffens, Kantonsarzt von Basel-Stadt, bestätigt den Rückgang im Interview bei SRF: «Der erste Effekt war zweifellos: Die Anzahl Tests ging schweizweit zurück.»

Allerdings ist zu bedenken, dass die junge Bevölkerung keineswegs für jeden Test bezahlen muss. «Diejenigen Tests, die für die Kontrolle der Infektionen von Relevanz sind, werden weiterhin bezahlt», so Jonas Montani vom BAG. Das betrifft «Tests von symptomatischen Personen sowie Kontaktpersonen von bestätigten Fällen und repetitive Tests in Schulen, Ausbildungseinrichtungen, Gesundheitsinstitutionen und Betrieben». Des Weiteren bleiben Tests für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren weiterhin kostenlos.

Junge müssen zum Impfen bewegt werden

Wie wichtig trotzdem eine Impfung auch für die jüngere Generation ist, unterstreicht Kantonsarzt Thomas Steffens. Auch wenn die Covid-Verläufe in diesen Altersgruppen eher mild seien, sei es wichtig zu betonen, «auch Jugendliche und junge Erwachsene können sehr schwere Verläufe zeigen, können zu Long-Covid-Fällen werden».

Weiter weist Steffens darauf hin, dass die Tests erschwinglich bleiben müssten, «damit das nicht für die Jugendlichen eine Hürde wird, die sie nicht nehmen können».

Mit einer neuen Informationskampagne will der Bund vor allem Junge zum Impfen bewegen.
Mit einer neuen Informationskampagne will der Bund vor allem Junge zum Impfen bewegen.
Bild. Keystone/Anthony Anex

Um mehr Junge zu einer Impfung zu bewegen, hat der Bund bereits Anfang Oktober eine Werbekampagne lanciert. Diese konzentriert sich weniger auf die gesundheitlichen Vorteile, welche die Impfung mit sich bringt, als dass sie den Jungen den Alltag erleichtern soll.

Der Fokus liegt direkt auf der Lebensrealität und dem Freizeitverhalten junger Menschen. Der Kern der Kampagne ist der Aufruf «Lieber impfen lassen» und ist damit Antwort auf eine Reihe rhetorischer Fragen: «Nach jeder Chilbi in Quarantäne?», «Vor jeder Reise wegen Testen stressen?» oder «Vor jedem Ausgang testen lassen?»