Restaurantbesuch wird teurer «Es ist mit einem deutlichen Preisanstieg zu rechnen»

uri

3.9.2022

Ein Kassenzettel in einem Café in Zürich. (Themenbild)
Ein Kassenzettel in einem Café in Zürich. (Themenbild)
Bild: Keystone

Die steigenden Preise bei Strom und Gas schlagen sich auch auf den Preis der Nahrungsmittel nieder. Nicht zuletzt könnte der Gang ins Restaurant schon bald bedeutend teurer werden. 

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Von einem drastischen Fall einer Kostenexplosion auf dem Teller berichtet «20 Minuten» unter Verweis auf den «Corriere del Mezzogiorno». Eine Pizzeria in Neapel kündigte demnach aufgrund der hohen Energiekosten zusätzliche Zuschläge von 50 Cent für Gas und 1.20 Euro auf Strom pro Pizza an. Der Preis für eine einfache Pizza Margherita inklusive eines Wassers sei dort von 8.33 auf 11.53 Euro gestiegen.

Der Besitzer der Pizzeria begründete die Verteuerung damit, dass sich seine Energiekosten von 2500 Euro im Monat auf 8300 Euro mehr als verdreifacht hätten.

Auch eine angefragte Pizzeria in der Schweiz plant demnach bereits, auf die höheren Kosten zu reagieren. Sie will die Preise pro Pizza zwischen 50 Rappen und einen Franken erhöhen, berichtet «20 Minuten».

Die Kostensteigerungen dürften indes nicht nur bei Pizzerien schon bald deutlich werden. «Im Vergleich zu letztem Jahr ist mit einem deutlichen Anstieg bei den Verkaufspreisen zu rechnen», teilt Patrik Hasler-Olbrych, Leiter Kommunikation von Gastrosuisse, blue News schriftlich auf Anfrage mit.

Stark belastete Gastronomie

Sowohl die steigenden Einkaufspreise als auch die hohen Energiekosten würden die Branche stark belasten. Diese wirtschafte bereits «mit einer tiefen Marge und entsprechend sind Preisschwankungen schnell und sofort spürbar», so Hasler-Olbrych. Erschwerend komme hinzu, dass die Liquidität vieler Betriebe bereits durch die «Corona-Krise auf einem Tiefstand» sei.

Generell wird man sich zudem darauf einstellen müssen, dass vieles teurer wird, was auf dem Teller landet. Denn gerade auch die Schweizer Bäuerinnen und Bauern leiden unter dem rasanten Anstieg der Energiepreise, wie die Sprecherin des Schweizer Bauernverbands Sandra Helfenstein mitteilt.

Im letzten Jahr seien diese um fast 55 Prozent gestiegen und auch «andere Produktionsmittel und Investitionsgüter haben sich verteuert», so Helfenstein. Laut einer Mitteilung des Verbands vom 10. August müssen die Bauernfamilien derzeit Mehrkosten von 900 Millionen Franken verkraften.

Bauern verlangen Erhöhung der Produzentenpreise

Trotz gewisser Anpassungen bei den Produzentenpreisen sind gemäss der Mitteilung weiterhin mindestens 300 Millionen Franken ungedeckt. Damit die Bauern die Mehrkosten auch weitergeben könnten, «verlangen wir eine Erhöhung der Produzentenpreise», so die Verbandssprecherin.

Dabei sei der Einfluss der gestiegenen Kosten bei den Bauern auf die Ladenpreise sogar gering, so Helfenstein: «Die Preissteigerungen bei den Lebensmitteln sind vor allem darauf zurückzuführen, dass sich alle Kosten für die Verarbeitungs- und Handelsbetriebe auch verteuert haben.» 

«Was die Kostensteigerungen in der Fleischwirtschaft betrifft, so sind die Dimensionen hier laut Philipp Sax vom Schweizer Fleisch-Fachverband (SFF) noch schwer abzuschätzen, da zumal noch Verhandlungen stattfinden. «Wir haben aber bereits Hinweise, dass einzelne Betriebe mit bis zu sechsmal höheren Energiekosten rechnen müssen», teilt Sax mit. Als weiteren Kostentreiber nennt er das Verpackungsmaterial, das entsprechend teurer geworden sei.

Hotellerie profitiert von Inflation 

Immerhin in der Hotellerie kann man der derzeitigen Situation sogar etwas Gutes abgewinnen. Durch die Aufwertung des Frankens habe die Schweiz bisher nicht die hohen und zunehmend problematischen Preissteigerungen erlebt, wie man sie derzeit in den Nachbarländern sehe, schreibt Nicole Brändle Schlegel, Leiterin Arbeit, Bildung, Politik bei Hotelleriesuisse in einem Gastkommentar in der «HTR Hotelrevue».

«Für die Hoteliers heisst dies, dass sie im Vergleich zum Ausland sogar an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen dürften, da das touristische Gesamterlebnis im Ausland von grösseren Kostensteigerungen für den Gast betroffen ist.»