Reaktionen zum Bundesratsentscheid«Es ist wichtig, dass den Menschen eine Perspektive gegeben wird»
Von Alex Rudolf
20.1.2022
Handelt der Bundesrat voreilig mit seinem Plan, Homeoffice und Quarantäne früher zu beenden? Obwohl besonders bei den Schulen Unsicherheit herrscht, ist man optimistisch.
Von Alex Rudolf
20.01.2022, 06:35
20.01.2022, 08:48
Alex Rudolf
Mit seiner Entscheidung, die Homeoffice- und die Quarantäne-Pflicht zu verkürzen, geht der Bundesrat stark auf die Wünsche der Wirtschaft und der Kantone ein. Zu stark? Das glaube er nicht, sagt der Tessiner Epidemiologe Andrea Cerny zu blue News.
«Bei der tatsächlichen Umsetzung der Massnahmen ist der Bundesrat offen. Ob die Homeoffice- und Quarantäne-Pflicht auch wirklich fallen, hängt von den Fallzahlen ab, die wir Ende Februar verzeichnen», sagt er.
«Dass wir bei diesen Rekordzahlen von heute 38'000 Neuinfektionen aber von Lockerungen sprechen, mag irritieren», sagt Cerny weiter. Dennoch zeichne sich nun in anderen Ländern eine Abflachung der Omikron-Kurve ab, was eine Planung der Lockerungen legitimiere. «Es ist wichtig, dass den Menschen eine Perspektive gegeben wird.»
Was auffällt: Der Bundesrat will den Laboren mehr Flexibilität geben und setzt eine Priorisierung in Kraft. Erst sollen Tests von Menschen der Risikogruppe, die entweder Symptome oder Kontakt zu Infizierten hatten, analysiert werden. Als Zweites sollen Tests von Personen aus dem Gesundheitsbereich, als Drittes im Zusammenhang mit kritischen Infrastrukturen ins Labor kommen. Personen mit Symptomen sind als Viertes an der Reihe.
An fünfter Stelle folgen die repetitiven Testungen an Schulen. Für die Präsidentin des Dachverbands der Lehrerinnen und Lehrer, Dagmar Rösler, ist dies eine Überraschung.
«Viele Kantone fuhren die repetitiven Tests in den Schulen während der vergangenen Wochen massiv hinauf», sagt sie. Schulleitungen und Lehrpersonen hätten unglaublich viel Zeit investiert in die Organisation dieser Testabläufe, mit Eltern sprechen müssen, Fragen beantworten und Abklärungen treffen. «Dass das Testen an Schulen nun weiterhin möglich sein wird, ist angesichts der Priorität 5 infrage gestellt», sagt sie. Aber man müsse erst abwarten, wie sich die Situation entwickelt.
Die Priorisierung der Testung ist aus Cernys Sicht sinnvoll. «Dem Bundesrat geht es darum, die vulnerabelsten Personen zu schützen.»