Ein Dorf rutscht ab: «Da rollt grad ein grösserer Block heran» – «Mir macht das Angst»
Als wäre der instabile Untergrund nicht genug, droht jetzt auch noch ein Bergsturz. Brienz kämpft mit den Naturgewalten. Was hat sich im Bündner Dorf zuletzt getan? Und wie sieht die Zukunft aus? Ein Besuch vor Ort.
06.04.2023
Schlechte Nachrichten für die Menschen in Brienz: Ein Stück der Felswand hoch über dem Bündner Bergdorf rutscht seit Ostern nochmals schneller ab. Bis zu 1,9 Millionen Kubikmeter Gestein drohen bald abzubrechen.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Die Evakuierung des Bündner Bergdorfs Brienz könnte schneller nötig werden, als erhofft.
- Bereits in wenigen Tagen oder Wochen könnte die Gemeinde die Phase Gelb ausrufen müssen, teilte sie am Dienstagabend mit. Die Bevölkerung müsste dann die Evakuierung vorbereiten.
- Grund ist ein drohender Abbruch eines Stücks des Berghangs hoch über dem Siedlungsgebiet.
«Eine Evakuierung von Brienz/Brinzauls wird wahrscheinlicher», teilten die Verantwortlichen der Gemeinde im Bündner Albulatal am Mittwochabend mit. Grund ist die sogenannte «Insel», ein Stück des Berghangs hoch über Brienz. Die Geschwindigkeit, mit der die Insel abrutscht, habe sich seit Ostern derart erhöht, dass ein Abbrechen drohe.
Konkret rechnen die Verantwortlichen damit, dass noch im Frühsommer bis zu 1,9 Millionen Kubikmeter Fels abbrechen könnten. Die Bewohner*innen des 100-Seelen-Dorfes wurden deshalb bereits Anfang April über das Szenario einer Evakuierung informiert.
Noch bestehe für das Siedlungsgebiet keine unmittelbare Gefahr, hält die Gemeinde fest. Im vierstufigen Gefahrenplan bedeutet das: Phase Grün. Es könnte jedoch «bereits in wenigen Tagen oder Wochen» nötig werden, die Phase Gelb auszurufen. In dieser Phase drohe innerhalb von zwei bis sechs Wochen ein «Ereignis», das das Dorf gefährde. Die Bevölkerung müsse die Evakuierung vorbereiten, die dann in der Phase Orange – der nächsten Stufe – angeordnet würde.
Wie viel Fels abbricht, kann niemand im Voraus sagen
Die Gefahr eines Felssturzes ist für Brienz nicht neu, immer wieder gehen Gesteinsbrocken nieder. Trotz genauer Überwachung bleibe aber bis zuletzt unklar, wie viel Gestein und mit welcher Geschwindigkeit von der Insel abbrechen werde, sagte der Informationsverantwortliche für den Brienzer Rutsch, Christian Gartmann, im April beim Besuch von blue News vor Ort. Wie die unterschiedlichen Szenarien aussehen, erklärt er im Video oben.