Training in England Einblicke ins Schulreisli der Schweizer Luftwaffe

phi

13.2.2021

Eine Schweizer F/A-18 Hornet wird in Leeming auf das Tief- und Nachtflugtraining vorbereitet.
Eine Schweizer F/A-18 Hornet wird in Leeming auf das Tief- und Nachtflugtraining vorbereitet.
Bild: VBS/DDPS, Aldo Wicki

Weil Herr und Frau Schweizer es nicht mögen, wenn Kampfjets nachts im Tiefflug über ihr Haus jagen, trainieren die Piloten der Luftwaffe in England – und stechen dort Deutsche und Franzosen aus. Zumindest verbal.

«Die Schweizer haben sich häuslich eingerichtet», sagt die Sprecherin auf Englisch, während unter Warntönen das schwere Tor aufzieht. «Die zehn Hornets sind im Hangar auf dem Flugfeld in Yorkshire untergebracht.»

Der YouTube-Kanal «Force News» stattet der Luftwaffe einen Besuch ab, aber eben nicht in Payerne oder auf einem anderen hiesigen Militär-Flugplatz, sondern in der RAF Leeming, der Royal-Air-Force-Basis in Leeming nahe der Nordsee. Die Armee hat Ende vergangenen Jahres eine Art Schulreisli nach England gemacht, um dort Nachtflüge zu trainieren.

In der kleinen, dicht bevölkerten Schweiz ist das kaum möglich – nicht zuletzt auch deshalb, weil die Jets in den Bergen Lawinen auslösen können, erfährt der Zuschauer.

Leeming in Yorkshire: Die Nordseeküste liegt als Übungsgebiet gleich vor der Tür.
Leeming in Yorkshire: Die Nordseeküste liegt als Übungsgebiet gleich vor der Tür.
Karte Google Maps

«Ein weiterer Punkt, warum wir Schweizer hier trainieren: Durch die Berge können wir bei uns nicht besonders tief fliegen, aber das kann man hier über dem Meer wirklich gut trainieren», ergänzt Maurice Mattle, Pilot der Fliegerstaffel 18.

Sorry, Deutsche und Franzosen!

Wegen der Pandemie stand das Schulreisli lange auf der Kippe, doch schiesslich sei das Training im Yorknite-Fluggebiet doch noch möglich gewesen, nachdem Briefings zum Teil virtuell durchgeführt worden sind. Bei der vierwöchigen Übung zwischen dem 24. November und dem 18. Dezember haben sich die Fliegerstaffel 11, 17 und 18 abgelöst.

Für die Engländer hat der Besuch keine grossen Umstellungen bedeutet: Nur eine Auffang-Vorrichtung für zu schnelle Flugzeuge musste auf die F/A-18 umgestellt werden, da sie schwerer sind als die britischen Typhoon-Jets.

«Die Piloten sind wirklich gut mit der Sprache», lobt ausserdem ein Fluglotse. «Es gibt keinerlei Sprachbarrieren, wirklich gut.» Besser als Deutsche und Franzosen, fragt die Reporterin? «Es ist besser als mein Englisch», meint der Fluglotse.

Internationale Standards erreichen

Die Schweizer sind Wiederholungstäter: Schon 2019 haben sie das Yorknite-Nachtflugtraining dort abgehalten. Nun waren es rund 40 Piloten und 100 Angehörige des Bodenpersonals, die Ende letzten Jahres nach Grossbritannien gereist sind. Möglich macht den militärischen Austausch ein gesondertes Abkommen zwischen den beiden Ländern.

Zivilisten auf dem Rollfeld: Die Schweizer Luftwaffe wird 2019 in Leeming genau beobachtet.

Die Schweizer Armee hat Mitte Januar ein positives Fazit der Übung gezogen. «Während der vier Wochen Yorknite fliegen die F/A-18- Besatzungen rund 50 Prozent ihres gesamten jährlichen Nachtflugtrainings«, erklärt Oberstleutnant Aldo Wicki im Nachgang. Das Training sei eine Voraussetzung, «um im Bereich der modernen Luftkriegführung bei Nacht internationale Standards erreichen zu können».

Man habe die gesteckten Ziele erreicht und «beeindruckende Ausbildungsfortschritte erzielt», so Wicki. Der Vergleich mit internationalen Partnern hilft, glaubt der Oberstleutnant. So etwas «nennen wir auch das Benchmarking, in dem wir unser eigenes Wissen und Können regelmässig im internationalen Umfeld und mit kompetenten Partner-Luftwaffen testen und, wo nötig, anpassen».

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