Massentests und Messgeräte Das fordern die Lehrer für mehr Normalität an der Schule

red.

9.8.2021

Nicht alle Schulen sind bei der digitalen Entwicklung vorne mit dabei. Die Lehrerverbände fordern darum unter anderem Aus- und Weiterbildungen zum Thema.  (Symbolbild)
Nicht alle Schulen sind bei der digitalen Entwicklung vorne mit dabei. Die Lehrerverbände fordern darum unter anderem Aus- und Weiterbildungen zum Thema.  (Symbolbild)
Keystone/Christian Beutler

Schweizer Lehrer*innen wollen ihren Schüler*innen im kommenden Schuljahr einen möglichst normalen Schulalltag ermöglichen. CO2-Messgeräte und Massentests sollen dabei helfen.

red.

9.8.2021

In den ersten Kantonen hat heute das neue Schuljahr begonnen. Auch in diesem Jahr prägt die Corona-Pandemie den Schulalltag. Trotzdem wollen die Lehrer*innen ihren Schüler*innen ein wenig Normalität zurückbringen.

Um dies umzusetzen, fordern der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) und das Westschweizer Pendant Syndicat des Enseignants Romands (SER) an der Medienkonferenz am Montag folgende Massnahmen:

CO2-Messgeräte an den Schulen

Im kommenden Schuljahr sollen alle Klassenzimmer zum Schutz vor dem Coronavirus mit CO2-Messgeräten ausgestattet werden. Das fordern die Lehrerinnen und Lehrer der Deutsch- und der Westschweiz zum Beginn des neuen Schuljahres. 

Es reiche nicht, sich auf das regelmässige Öffnen der Fenster zu beschränken, die Luftqualität müsse auch gemessen werden können, sagte Pierre-Alain Porret vom SER. Die Geräte würden zwischen 150 und 400 Franken kosten. Gemeinden müssten interessiert daran sein, diese Investitionen zu tätigen.

Massentests und Impfungen

Ausserdem müssten die Schulen bereit sein, die Infrastruktur für Massentests einzurichten. Das sei zwar zunächst aufwändig, sagte Franziska Peterhans, Zentralsekretärin beim LCH. Die Erfahrungen im vergangenen Jahr mit den Massentests hätten aber gezeigt, dass sie den Schulalltag extrem beruhigt und sich die Personen vor Ort sich sicherer gefühlt hätten.

Lehrerinnen und Lehrer müssten zudem prioritär geimpft werden, wenn sie dies wünschten – spätestens, wenn es um eine Auffrischung der Impfung gehe, fordern die Verbände. Schulschliessungen und Quarantänen von Lehrpersonen müssten möglichst vermieden werden, sagte Olivier Solioz, Vizepräsident des SER.

PCR-Speicheltest sollen vermehrt an Schulen eingesetzt werden. (Symbolbild)
PCR-Speicheltest sollen vermehrt an Schulen eingesetzt werden. (Symbolbild)
Keystone/Gaetan Bally

Vergünstigte Billette für mehr Ausflüge

Zentral sei zudem, dass die Kinder und Jugendlichen wieder ausreichend Exkursionen, Schullager oder Firmen- und Museumsbesuche machen könnten. Diese seien sehr wichtig für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, aber auch für das Erreichen von gewissen Zielen im Lehrplan. Auch aus diesem Grund seien die Massentests nötig, sagte der Präsident des SER, Samuel Rohrbach.

Solche Ausflüge sollen zudem erleichtert werden, fordern die Dachverbände bereits seit mehreren Jahren. Transportunternehmen sollen verpflichtet werden, den Schulklassen kostengünstige Tageskarten - zum Beispiel ab fünf Franken - anzubieten. Dazu sind gemäss der Verbände vier parlamentarische Vorstösse hängig. Diese müssten angenommen werden.

Genügend Zeit für Berufswahl

Nach dem vergangenen Jahr gebe es auch im Berufswahlprozess viel aufzuholen, sagte LCH-Vizepräsident Zingg. Den Jugendlichen sei es erschwert oder verunmöglicht worden, Schnupperlehren oder Lehrstellen zu finden. Wichtig sei, dass Jugendliche genügend Zeit und Unterstützung bei der Berufswahl haben und ohne Selektionsdruck eine Schnupperlehre absolvieren und einen Beruf kennenlernen können.

Viele Betriebe wollten aber bereits möglichst früh «die vermeintlich besten» Bewerberinnen und Bewerber gewinnen und würden die Entscheidung immer weiter nach vorne schieben - obschon die Jugendlichen noch kaum Zeit gehabt hätten, sich richtig mit der Berufswahl zu beschäftigen, erklärte Zingg. Der Berufswahlfahrplan müsse eingehalten werden, fordern die Dachverbände von den Akteuren aus der Wirtschaft, Politik und Bildung.

Auch die Berufsmessen konnte wegen der Coronapandemie nicht stattfinden. Solche Anlässe seien wichtig für die Entscheidungsfindung bei der Berufswahl, hält der Lehrerverband fest. (Symbolbild)
Auch die Berufsmessen konnte wegen der Coronapandemie nicht stattfinden. Solche Anlässe seien wichtig für die Entscheidungsfindung bei der Berufswahl, hält der Lehrerverband fest. (Symbolbild)
Keystone/Ennio Leanza

Digitalisierung fördern

Auch auf die Digitalisierung an den Schulen zielen die Forderungen der Dachverbände. Gerade hier habe die Pandemie gezeigt, wie es diesbezüglich um die Lehrkräfte, aber auch um die technische Ausstattung stehe, sagte Beat Schwendimann, Leiter Pädagogik beim LCH. Es brauche mehr Geräte, WLAN, gezieltere Aus- und Weiterbildungen, zeitgemässe Lehrmittel sowie Unterstützung durch Fachpersonen vor Ort.

Mehr Wertschätzung und faire Löhne

An ihrer Medienkonferenz stellten die Dachverbände ihre Forderungen für das neue Schuljahr auf, wobei nicht alle Corona betreffen und nicht alle neu sind. Ein wiederkehrendes Thema ist der Mangel an Lehrerinnen und Lehrern. Bereits im vergangenen Sommer hätten ein Drittel der Schulleitungen nicht oder nur stellenweise mit stufen- oder fachqualifizierten Lehrpersonen besetzt werden können, sagte Peterhans. «Die Stellensituation ist und bleibt prekär.»

Für die Lehrerinnen und Lehrer brauche es daher mehr Wertschätzung, eine gute Aus- und Weiterbildung sowie faire Löhne und Arbeitszeiten, ergänzte Solioz. Nur so würden genügend Personen diesen Beruf wählen und den Schulen auch erhalten bleiben.

Der Ticker zum Nachlesen:

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  • 10.41 Uhr

    Die Medienkonferenz ist beendet

    Wir schliessen damit den Ticker und danken dir für deine Aufmerksamkeit.

  • 10.38 Uhr

    Zur Luftqualität

    Peterhans sagt, schon seit 2017 werde gefordert, die Luftqualität zu verbessern. Die Schweiz stehe in diesem Zusammenhang im Kontakt mit Österreich und Deutschland. Insbesondere kleine Klassenräume seien betroffen. «Die Fenster zu öffnen, reicht dann wirklich nicht. Man muss nicht viel Geld in die Hand nehmen, um die Luftqualität zu messen.»

  • 10.35 Uhr

    Maskenpflicht für ungeimpfte Lehrer keine Option

    Ist es eine Option, dass ungeimpfte Personen eine Maske tragen müssen? SER-Präsident Samuel Rohrbach verneint. Erstens hätten Masken und die Impfung nicht den gleichen Effekt. Zudem würde dies zu einer Stigmatisierung führen von ungeimpften Personen. LCH-Zentralsekretärin Franziska Peterhans ergänzt, dass dies rechtlich gar nicht möglich sei. Die Information, ob jemand geimpft sei, dürfe weder von den Schulen noch von Eltern eingefordert werden.

  • 10.30 Uhr

    Journalisten stellen Fragen

    Was ist mit Massentests? Zingg sagt, sie seien ein Mittel, um den Unterricht wie gewohnt durchführen zu können. Peterhans ergänzt, dass Erfahrungen zeigten, Masken würden die Stimmung im Unterricht beruhigen. Auch wenn der Aufwand nicht klein sei, funktioniere dieses Massnahme sehr gut.

  • 10.28 Uhr

    Prioritäter Zugang zur Auffrischungsimpfung

    Samuel Rohrbach sagt, dass Studien gezeigt hätten, dass das letzte Schuljahr für die Lehrer*innen mit mehr Stress verbunden gewesen sei. Die psychische Gesundheit müsse darum in den Fokus gerückt werden. Rohrbach fordert zudem einen prioritären Zugang zur Auffrischungsimpfung. 

  • 10.26 Uhr

    Luftqualität durch CO2-Messgeräte verbessern

    Pierre-Alain Porret fordert die Einführung von CO2-Messgeräten in allen Schulen. Diese Forderung sei bereits in mehreren Kantonen eingebracht worden.

  • 10.20 Uhr

    Digitalisierung: «Internet und Geräte reichen nicht aus» 

    Durch den Fernunterricht habe sich gezeigt, dass sich die Schulen bei der digitalen Entwicklung stark unterscheiden. «Ein funktionierendes Internet und Geräte reichen nicht aus», sagt Beat Schwendimann, Leiter der Pädagogischen Arbeitsstelle des LCH. Es brauche auch ein angepasstes Lernangebot, auch die Lehrer*innen müssten weitergebildet werden. Auf nationaler Ebene brauche es zudem Anpassungen bezüglich des Datenschutzes. 

  • 10.17 Uhr

    Berufswahl während der Pandemie

    Samuel Zingg spricht nun die Schwierigkeiten bei der Berufswahl an. Schnupperlehren hätten abgesagt werden müssen. Zudem habe die frühere Publikation der offenen Lehren den Druck auf die Familie und die Schüler*innen erhöht.  

  • 10.12 Uhr

    Mehr Aktivitäten ausserhalb der Schule gefordert

    Trotz der Delta-Variante und der steigenden Fallzahlen wollen die Lehrer*innen den Alltag der Schüler*innen möglichst normal gestalten, zum Beispiel durch Aktivitäten ausserhalb der Schule wie Klassenreisen und Ausflüge in Museen. Auch Samuel Rohrbach, Präsident von Syndicat des Enseignant∙es Romand∙es  fordert, dass man mehr kulturelle Aktivitäten ermöglicht, so wie es der Lehrplan 21 verlange. 

  • 10.08 Uhr

    «Die Stellensituation bleibt prekär»

    Zentralsekretärin Franziska Peterhans betont, dass es an Fachkräften fehle, auch bei den Vertretungen. Dies sei auch dafür zurückzuführen, dass die Generation der Babyboomer sich pensionieren liessen. «Allein im Kanton Bern werden in diesem Jahr 400 Lehrer pensioniert», betont Peterhans. Obwohl die Studierendenzahlen bei Lehrerberufen steigen würden, könne dadurch nicht der ganze Ausfall ausgeglichen werden. «Die Stellensituation bleibt prekär», sagt Peterhans.

  • 10.05 Uhr

    Die Medienkonferenz beginnt

    Samuel Zingg, Vizepräsident des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) eröffnet die Medienkonferenz. «Es braucht Anpassungen», fordert Samuel Zingg. Das letzte Schuljahr sei mit viel Mehraufwand für die Lehrer*innen verbunden gewesen. Nun brauche es Änderungen, damit das nächste Schuljahr gelassener angegangen werden könnte.

  • 9.40 Uhr

    «Der Aufwand für Massentests ist zu gross»

    Der Präsident des Verbandes Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz, Thomas Minder, stellt sich gegen die Forderung des Bundes nach regelmässigen Corona-Tests bei Kindern. Testkits dürften zum Schulstart wieder ausreichend vorhanden sein.

    «Der Aufwand für Massentests ist zu gross», sagte Minder im Interview mit der NZZ am Sonntag. Bisherige Erfahrungen zeigten, dass versteckte Corona-Fälle mit den Reihentests kaum entdeckt worden seien. «Darum sind wir der Meinung, dass gezielte Ausbruchstestungen noch immer das Mittel der Wahl sind.»

    Unterricht in Voiles du Leman: Wie soll es nach den Ferien weitergehen?
    Unterricht in Voiles du Leman: Wie soll es nach den Ferien weitergehen?
    Archivbild: KEYSTONE

    Minder fragt sich grundsätzlich, ob solche Massentest zur täglichen Routine an den Schulen werden sollten. «Es gibt ja auch noch andere Viren, etwa Masern oder Grippe. Das kann nicht die Zukunft des Schulalltages sein.» Die Tests für alle würden vielleicht nötig, wenn sich die Lage zuspitze. «Jetzt sicher nicht.»

    Die Lehrerinnen und Lehrer hätten zudem Gelegenheit, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Sie müssten also nicht mehr zusätzlich geschützt werden indem man die Kinder einschränke, sagte Minder. Probleme erwartet er zum Schulbeginn nach den Ferien nicht wegen des Virus. Die Verhaltensregeln hätten sich eingespielt und die Schulen könnten auf Ausbrüche schnell reagieren.

  • 9.30 Uhr

    Testkits wieder verfügbar

    Die Lieferschwierigkeiten für die für Massentests benötigten Testkits sind offenbar nun behoben, nachdem Anfang Juli mehrere Kantone wegen potentieller Mängel hunderttausende PCR-Speicheltests hatten austauschen müssen.

    Bei internen Qualitätskontrollen hatte die Firma Disposan, die laut eigenen Angaben bis zu zwölf Kantone beliefert hatte, bei «gewissen Testkits» eine erhöhte Keimbelastung festgestellt. Die repetitiven Testungen im Rahmen der Plattform «Together we test» können nun wie geplant zum Schulstart vom kommenden 16. August wieder aufgenommen werden, wie die Hirslanden-Gruppe mitteilte.

    Für die neu entwickelten Testkits arbeite die Gruppe mit dem Berner Unternehmen Ender Diagnostics AG und in enger Absprache mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zusammen. Diese neuen Testkits seien von Swissmedic bewilligt und könnten allen Kantonen angeboten werden. Die neuen Testkits werden seit letztem Donnerstag in Zürich zusammengestellt.

  • 9.25 Uhr

    Worum geht es heute?

    Vor dem Start ins neue Schuljahr wollen die Dachverbände der Lehrpersonen der Deutschschweiz und der Romandie auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Schule aufmerksam machen.

    An einer Medienkonferenz um 10 Uhr erläutern sie die Folgen für die Schulen, die Lehrpersonen sowie die Schülerinnen und Schüler. Erwartet werden auch konkrete Forderungen an die Politik. Laut den Verbänden herrscht grundsätzlich nach wie vor Lehrpersonen-Mangel.

    Zudem müssten Schülerinnen und Schüler teils auf ausserschulische Aktivitäten verzichten oder hätten Schwierigkeiten bei der Berufswahl gehabt. Die Corona-Krise hatte zuletzt die Bedeutung eines Gesundheitsmanagements an den Schulen hervorgehoben.