Corona-Medienkonferenz des BAG Taskforce-Chef: Schweiz noch nicht aus der Gefahrenzone

red

6.7.2021

Steigende Fallzahlen, Delta-Mutation und Reisesaison – in der aktuellen Phase der Pandemie gibt es viele Unwägbarkeiten. Was sagen die Expert*innen von Bund und Kantonen? Der Live-Ticker zur Medienkonferenz.

red

6.7.2021

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Anteil der Delta-Variante ist auf 30 Prozent angestiegen.
  • Über 60 Prozent der erwachsenen Bevölkerung ist geimpft, bei den Altersgruppen ab 60 Jahren bereits über 80 Prozent.
  • Swissmedic meldet bisher 3400 Verdachtsfälle auf Nebenwirkungen durch die Covid-Impfungen, rund ein Drittel davon seien als «schwerwiegend» eingestuft.
  • Der Vergleich mit Grossbritannien zeige, dass die Schweiz noch nicht aus der Gefahrenzone sei, sagt Taskforce-Chef Ackermann. «Der richtige Moment zum Impfen ist jetzt.»
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  • 15.12 Uhr

    Medienkonferenz ist beendet

    Wir beenden diesen Ticker und danken für deine Aufmerksamkeit.

  • 15.11 Uhr

    Wie problematisch ist die Reisetätigkeit in den Ferien? 

    Masserey sagt, natürlich bestehe das Risiko, dass man aus den Ferien das Virus zurückbringe. Deshalb empfehle man, dass man sich vor der Reise zweimal impfen lasse und ansonsten die Hygienemassnahmen einhalte. Sie habe aber Vertrauen in die Schweizer Bevölkerung, dass sich diese vernünftig verhalte.

  • 15.10 Uhr

    Wie sind die schwerwiegenden Fälle bei den Nebenwirkungen einzuschätzen?

    Es würden für die Einschätzung der Schwere der Fälle die üblichen internationalen Standards angewendet, so Küng, die auch bei anderen Arzneimitteln genutzt würden. Die Kategorie der schwerwiegenden Fälle könne darum einerseits Hospitalisierungen, bleibende Schäden und auch Todesfälle umfassen. 

    Die hohe Melderate von einem Drittel der Verdachtsfälle mit schwerwiegenden Nebenwirkungen hänge mit dem geschärften Bewusstsein zusammen in der Bevölkerung und beim Gesundheitspersonal. Das Personal unterliege einer Meldepflicht, wenn sie schwerwiegende, unbekannte Nebenwirkungen feststellen. So könne man diese frühzeitig identifizieren.

  • 15.03 Uhr

    Welche Werte bei der Impfquote werden etwa bei den Jungen erwartet? 

    Ackermann sagt, man verfüge nicht über solche Zahlen. 

  • 15.03 Uhr

    Was halten Sie davon, dass private Unternehmen beim Testen einspringen?

    Masserey sieht die Möglichkeit, das Angebot der Kantone mit dem von Privaten zu ergänzen, als positiv. Eine Voraussetzung sei jedoch, dass Tests genutzt würden, die anerkannt sind.

  • 14.59 Uhr

    Gibt es ein Spital, in dem ein Impfobligatorium herrscht?

    Weder Masserey noch Nartey sind Fälle von Institutionen bekannt, die ein Impfobligatorium ausgesprochen hätten. Es gebe sicher Institutionen, die ihren Angestellten die Impfung stark empfehlen würden, so Nartey. Aber ein Obligatorium sei ihr nicht bekannt. Rechtlich sei dies aber erlaubt, wenn man dem impfunwilligen Personal eine Alternative biete, zum Beispiel den Wechsel in eine andere Abteilung, so Masserey. Die Massnahme müsste zudem verhältnismässig bleiben, so gäbe es auch andere Optionen wie das Tragen von Masken und regelmässiges Testen.

  • 14.54 Uhr

    Wirkt sich die EM auf die Fallzahlen aus? 

    Es gebe derzeit keine verwertbaren Daten zu dem Umstand, ob EM-Rückkehrer zu einem Anstieg der Fallzahlen beitragen würden, sagt Nartey. In verschiedenen Kantonen gebe es aber einzelne Meldungen von infizierten Leuten, die von EM-Spielen zurückgekommen seien. Im Kanton Bern hätten eine oder zwei solcher Meldungen verifiziert werden können.

  • 14.52 Uhr

    Was empfehlen Sie den Reisenden, Frau Masserey?

    Man kann auch ohne Zertifikat reisen, betont Masserey. Man müsse sich informieren, was das Land, in das man reisen will, für Voraussetzungen setzt. So würden teilweise auch das Impfbüchlein oder eine Impf-Bescheinigung  in Papierform akzeptiert.

  • 14.49 Uhr

    Wann werden Masken obsolet? 

    Masserey sagt, man könne die Masken erst dann ablegen, wenn so viele Leute geimpft seien, dass eine entsprechende Immunität hergestellt sei. Praktisch sei es auch nicht machbar, Ausnahmen für Geimpfte zu machen. Ausserdem sei man es inzwischen gewohnt, sie zu tragen. Ackermann ergänzt, es gebe genügend Studien, die zeigen würden, dass die Masken wirken, gerade auch in Spitälern, wo Ansteckungen massiv zurückgegangen seien, seit hier Masken getragen würden.

  • 14.47 Uhr

    Setzt der Bund Anreize für die Jungen?

    Im Moment habe der Bund keine Anreizmassnahmen wie Gutscheine oder ähnliches für unter 20-Jährige vorgesehen, um sie für die Impfung zu motivieren, sagt Masserey. Eventuell hätten die Kantone andere Pläne, vonseiten des Bundes sei jedoch nichts Derartiges geplant.

  • 14.44 Uhr

    Wie steht es um das Covid-Zertifikat? 

    Ein Journalist will wissen, wie der Stand beim Covid-Zertifikat sei. Masserey sagt dazu, sie habe bislang noch nicht von Problemen mit dem Zertifikat gehört. Bei der Zusammenarbeit mit der EU sei es lediglich eine Frage der Zeit, denn das Schweizer Zertifikat sei anerkannt. Sie wisse nicht, warum es noch nicht so weit sei. Es funktioniere nämlich gut. Vermutlich gebe es derzeit eine Menge von anfragen verschiedener Länder.

  • 14.43 Uhr

    Der R-Wert liegt bei 1.15, werden jetzt neue Massnahmen geprüft?

    Masserey verweist auf das Drei-Phasen-Modell, dort würden neben dem R-Wert weitere Faktoren berücksichtigt, um abzuschätzen, ob die nächste Stufe eingeläutet werden könnte. Zwar sei der Grenzwert beim R-Wert erreicht, jedoch seien die anderen Parameter fern von der Obergrenze, darum wären keine neuen Einschränkungen geplant. 

  • 14.40 Uhr

    Müssen Restaurants wieder schliessen, wenn die Fallzahlen weiter steigen?

    Masserey sagt, man versuche zu vermeiden, dass Grossveranstaltungen wieder untersagt und Restaurants geschlossen werden müssten. Man versuche den Anstieg der Fallzahlen möglichst zu verlangsamen. Es sei realistischer, dass man allenfalls Veranstaltungen nur mit Covid-Zertifikat zulassen würde, Schliessungen seien unwahrscheinlich.

  • 14.36 Uhr 

    Was wird getan, um Jüngere zum Impfen zu bewegen? 

    Masserey meint, die Impfbereitschaft sei auch bei den Jungen recht hoch. Man habe dann nämlich viele Vorteile und könne etwa auf entsprechende Events gehen. Zudem sei derzeit auch die Hälfte der hospitalisierten Personen unter 65 Jahren. Das müsse man herausstellen. Auch informiere man von Seiten des BAG auf verschiedenen Wegen über falsche Informationen. So etwa mittels Videos über die Fehlinformation, dass bei Frauen die Fruchtbarkeit nach einer Impfung zurückgehen könne. «Da gibt es keinerlei Evidenz dafür», meint Masserey.

  • 14.35 Uhr

    Wie kann man die Impfskeptiker zur Impfung motivieren?

    Masserey sagt, man ermutige die Kantone, den Zugang zur Impfung zu vereinfachen, etwa indem man sich impfen lassen könne ohne einen Termin. Am Willen in der Bevölkerung fehle es nicht, man müsse nur Anreize schaffen, um die Zögernden abzuholen.

  • 14.30 

    Geringere Impfstoff-Wirksamkeit gegen Delta-Variante?

    Ein Journalist will wissen, welche Schlüsse man aus den Informationen aus Israel zu ziehen habe, dass die Impfstoffe nicht so gut gegen die Delta-Variante wirken würden. Masserey sagt, man habe dazu bislang keine medizinischen Studien, allerdings die wichtige Erkenntnis, dass der Impfstoff vor schweren Verläufen schütze. 

  • 14.29 Uhr

    Rund Tausend Fälle mit schweren Nebenwirkungen

    Bei über 7 Millionen verabreichten Impfdosen seien rund 3400 Verdachtsfälle mit Nebenwirkungen gemeldet worden. Ein Drittel davon sei als «schwerwiegend» eingestuft worden, so Küng. Dazu gehörten etwa Hospitalisationen oder Behinderungen. Die zugelassenen Impfstoffe hätten aber bisher zu keinem Todesfall geführt, sagt Küng. 

  • 14.24 Uhr

    Küng: Impfung ist immer Nutzen-Risiko-Entscheid

    Nun spricht Christoph Küng von Swissmedic bezüglich der Impfstoffsicherheit. Er betont, dass die Anforderungen für eine Zulassung sehr hoch seien, da Impfstoffe bei gesunden Menschen angewendet würden. Das Auftreten von Nebenwirkungen sei aber normal. «Es muss immer eine Nutzen-Risiko-Entscheidung gemacht werden», sagt Küng. Es sei zudem üblich, dass neue Nebenwirkungen bei der Anwendung des Impfstoffes auf Millionen von Menschen auftreten könnten, die in den bisherigen Studien nicht verzeichnet wurden. Darum sei es so wichtig, dass diese gemeldet würden. 

  • 14. 18 Uhr

    Nartey: Fallzahlen könnten stark ansteigen im Winter

    Linda Nartey, Vizepräsidentin der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS, schätzt nun die Lage in den kälteren Jahreszeiten ein. Es sei möglich, dass die Fallzahlen stark ansteigen im nächsten Winter. Vorbereitungen mit den Kantonen würden bereits getroffen. Viele Fragen seien jedoch noch offen. 

  • 14. 15 Uhr

    Ackermann: Vergleich mit Grossbritannien

    Martin Ackermann, Präsident der Taskforce, geht nun auf die Entwicklung in Grossbritannien ein. Dort seien wegen der Delta-Variante die Zahlen stark angestiegen. Gleichzeitig würden jedoch die Hospitalisierungen sechsmal tiefer und die Todesfälle 20-mal tiefer als vergangenen Herbst ausfallen.

    Ein Blick auf die Altersgruppen zeige, dass 98 Prozent der über 70-Jährigen vollständig geimpft seien in Grossbritannien, auch die über 50-Jährigen seien zu 90 Prozent geimpft. Die Impfabdeckung bei der älteren Bevölkerung habe also einen direkten Einfluss auf die Zahl der Hospitalisierungen und Todesfälle. Der direkte Vergleich mit der Schweiz zeige, dass die Schweiz noch nicht aus dem Schneider sei. Es sei nötig, dass weiter geimpft werde. «Der richtige Zeitpunkt für eine Impfung ist jetzt», appelliert der Taskforce-Chef an die Bevölkerung.

  • 14.10 Uhr

    «Wir haben einen Match gewonnen, aber nicht das ganze Turnier»

    Es sei die Zeit des Reisens, der Events, ein wenig Normalität kehre zurück. Die Situation sei mit einem Fussballturnier vergleichbar. «Wenn man einen Match gewonnen hat, hat man nicht gleich das ganze Turnier gewonnen»: So sei es auch mit der Bewältigung der Pandemie. Wer sich nicht impfen lassen wolle, sollte sich mindestens einmal in der Woche testen lassen, so Masserey. Genauso bei einem Besuch eines grösseren Anlasses. Die Selbsttests seien nach wie vor kostenlos. 

  • 14.07 Uhr 

    63 Prozent der Bevölkerung geimpft

    «Zwischen 80 und 85 Prozent der über 60- und 70-Jährigen sind bereits geimpft», sagt Masserey. 7,4 Millionen Impfdosen wurden bereits verabreicht, 3,2 Millionen Personen in der Schweiz sind vollständig geimpft.» Damit seien 63 Prozent der erwachsenen Schweizerinnen und Schweizer bereits geimpft. Je älter die Personen, desto mehr werde geimpft. Masserey gibt an, dass es wichtig sei, dass die Impfkampagne weitergeführt werde. Man müsse die Menschen motivieren, sich impfen zu lassen. Dabei stünden nicht nur die Jungen im Fokus. 

  • 14.00 Uhr

    Virginie Masserey: Delta-Variante macht 30 Prozent aus

    Die epidemiologische Lage sei nach wie vor sehr gut, sagt Masserey vom BAG zu Beginn der Medienkonferenz. Der Durchschnitt der Fallzahlen sei im Vergleich zu vergangener Woche zwar gestiegen, aber die Anzahl der Hospitalisierungen sei nicht besorgniserregend. «Der Anteil der Delta-Variante steigt in der Schweiz stark», sagt Masserey. Er liege bereits bei 30 Prozent. In Israel würde sich jedoch zeigen, dass die Fallzahlen zwar ansteigen würden, jedoch würde die Impfung nach wie vor vor schweren Verläufen schützen. 

Die Ausgangslage

Pünktlich zu den Sommerferien setzte der Bundesrat am 26. Juni einen weiteren Öffnungsschritt in Gang – am gestrigen Montag musste das Bundesamt für Gesundheit (BAG) allerdings wieder 449 Neuinfektionen innert 72 Stunden melden. Das ist ein Anstieg um 88 Prozent zur Vorwoche, als nur 239 neue Fälle registriert wurden. Ebenfalls lagen die Fallzahlen am vergangenen Freitag und Donnerstag im Wochenvergleich bereits wieder deutlich höher.

Eine Ursache dafür dürfte nicht zuletzt der steigende Anteil der Delta-Variante des Coronavirus in der Schweiz sein. Bereits am 30. Juni lag er bei rund 30 Prozent und ist inzwischen sicher höher. Wo steht die Schweiz nun im derzeitigen Pandemie-Geschehen? Die BAG-Leute können auf ihrer heutigen Medienkonferenz vielleicht etwas Licht ins Dunkel bringen.

Folgende Fachleute des Bundes und der Kantone nehmen heute teil:

  • Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt für Gesundheit (BAG)
  • Christoph Küng, Leiter Abteilung Arzneimittelsicherheit, Swissmedic
  • Linda Nartey, Kantonsärztin Bern, Vizepräsidentin der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte (VKS)
  • Martin Ackermann, Präsident, National COVID-19 Science Task Force
Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt für Gesundheit (BAG), spricht während einer Medienkonferenz zur aktuellen Situation des Coronavirus. (Archiv)
Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt für Gesundheit (BAG), spricht während einer Medienkonferenz zur aktuellen Situation des Coronavirus. (Archiv)
Bild: Keystone